Anno 1974: Jägermeister sponsert KSV Witten 07 - Aber DRB-Präsidium legt sein ultimatives Veto ein
50.000 D-Mark per annum -
Likör-Fabrikant Günter Mast
greift tief in die Börse
Dass der Traum eines Sportlers, die Meisterschaft, manchmal nicht ganz so prickelnd ist, erlebten die KSV-Athleten gerade erst, als ihnen der Aufstieg in die Beletage der Ringer wegen fehlender finanzieller Ressourcen verwehrt blieb.
Vor vier Jahrzehnten - anno 1974 - war das mal ganz anders. Die bärenstarken Wittener Ringer, auch "Schraders Löwen" genannt, bejubelten gerade ihre zweite deutsche Mannschaftsmeisterschaft, als den KSV-Machern um Präsident Emil Olsberger jun. und Geschäftsführer Detlef Englich ein für die damalige Zeit geradezu sensationeller Werbe-Coup gelang. Mit dem Likörhersteller Günter Mast, der werbetechnisch seiner Zeit weit voraus war, schnürten die Wittener ein Rundum-sorglos-Paket, das dem Traditionsverein aus der Ruhrstadt mit einem Schlag zum Krösus werden ließ. Der Vertrag beinhaltete eine 5-jährige Laufzeit, sicherte dem KSV per annum die damalige Wahnsinnssumme von 50000 D-Mark zu und enthielt die Klausel, dass der Verein sich fortan "KSV Jägermeister 07 Witten" nennen muss.
Für den cleveren und visionären Unternehmer aus Wolfenbüttel, der schon 1973 die Fußballer von Eintracht Braunschweig mit dem "Jägermeister"-Logo und dem Hubertus-Hirschen auf den Leibchen in die Stadien einlaufen ließ, war der Werbe-Deal mit dem KSV keinesfalls eine Schnapsidee, sondern eine cool durchdachte äußerst erfolgversprechende Produktvermarktung. Mast hatte vor, in den Ligen verschiedener Sportdisziplinen jeweils einen Verein unter dem Namen „Jägermeister“ starten zu lassen. Einer der ersten war der KSV als „KSV Jägermeister“. Der schärfste Konkurrent der Wittener Ringer zur damaligen Zeit, der VfK Schifferstadt, hatte sich ebenfalls bemüht. Der KSV konnte jedoch das bessere Konzept vorlegen und erhielt folgerichtig den Zuschlag.
Nur den Herren vom Deutschen Ringer-Bund passte der Wittener Coup mit Jägermeister ganz und gar nicht. In einem geharnischten Schreiben forderte das DRB-Präsidium den KSV ultimativ auf, dass "Ihr geschätzter Verein den Produktnamen ,Jägermeister' ablegt und satzungsgemäß die alte Vereinsbezeichnung wieder herbeiführt". Weiter hieß es: "Dass eine Teilnahme von KSV-Athleten an den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal nicht möglich ist." Darüber hinaus wurde dem Wittener Bundesligisten der Ausschluss aus der Sportförderung angedroht.
Zu den Ereignissen vor 40 Jahren sagt KSV-Chef Detlef Englich: "Heutzutage würden die gleichen Herren, die uns damals den Vertrag mit Jägermeister untersagten, einem Sponsor, der so tief in die Tasche greift, doch glatt den roten Teppich ausrollen. Seit Jahren ist es doch so, dass wir uns die Hacken ablaufen und den Mund fusselig reden müssen, um dem KSV wohlgesonnene Persönlichkeiten mit ins Boot zu nehmen.
Und eins ist sowieso klar: Obwohl der Vertrag, den wir damals mit Herrn Mast vereinbarten, auch steuerliche Tücken aufwies, ich würde ihn - mit meiner Erfahrung von heute - liebend gern noch einmal aushandeln."
Autor:Alfred Möller aus Witten |
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