Abseits ist, wenn der Schiri pfeift - PRO & KONTRA
Abseits "PRO" und "KONTRA"
Kontrovers diskutiert
von Fußball-Trainer Oliver "Olli" Gottwald
und
Lokalkompass-Reporter Alfred Möller
Wochenende für Wochenende erhitzen sich die Gemüter der Fußballfans über immer das gleiche Thema: Abseits. Während Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer meint: "Abseits ist, wenn der Schiri pfeift", hatte einst Mönchengladbachs Meistertrainer Hennes Weisweiler seine ganz perönliche Definition über diese Regel: "Abseits ist, wenn das lange Arschloch da vorne (gemeint war Günter Netzer) zu spät abspielt."
In der Tat: Keine andere Regel wie die FIFA-Regel 11 bringt die Gemüter der Fußballgemeinde so extrem in Wallung und ist Woche für Woche das aktuellste Thema sowohl am Arbeitsplatz als auch am Stammtisch. Einer Umfrage zufolge votierten 71 Prozent der Befragten für eine Reform der Abseitsregel. Doch eine Reform dieser umstrittenen Regel dürfte bei der FIFA-Altersriege dauern und noch für manches Pro und Kontra sorgen. Falls Sie, sehr geehrte Lokalkompass-Leser, sich beteiligen möchten, teilen Sie uns einfach Ihre Meinung unter der Rubrik "Kommentare" mit.
P R O:
Ex-Zweitliga-Spieler und Fußball-Trainer Oliver "Olli" Gottwald
"T A K T I S C H E S * E L E M E N T
* U N D
G E P F L E G T E R * S P I E L A U F B A U"
Die Abseitsregel soll verhindern, dass ein Spieler permanent im gegnerischen Strafraum steht, auf einen sogenannten langen Ball aus der eigenen Hälfte wartet, um ihn dann einfach zu "versenken". Sie soll ein Fußballspiel fördern, das nicht dem "Kick and Rush" huldigt, sondern den gepflegten Spielaufbau unterstützt.
Wir alle wissen, dass der Spitzenfußball immer dynamischer geworden ist und dass das Schiri-Gespann bei seinen blitzschnellen Entscheidungen nicht immer richtig liegt. Aber was wäre ein Kick ohne die Abseitsregel? Der Fußball wäre doch wie ein Kartenspiel ohne Joker.
Überwiegend bewegungslos würden die Akteure in einer Hälfte die Spiel gut "durchstehen", und das Match verkäme zum Bum-Bum-Fußball wie bei den F-Junioren. Die Abseitsfalle ist zu einem beliebten taktischen Instrument geworden, und ohne sie würden die neuen Kettensysteme nicht mehr greifen.
Darüber hinaus könnte man keinen TV-Fan mehr fluchen hören, der nach der dritten "Super-Slomotion" immer noch nicht festgestellt hat, ob es Abseits war oder nicht. Und darum sollte die Abseitsregel so bleiben, wie sie ist, denn sie gehört zum lebendigen Fußball.
Ebenso Fehlentscheidungen, denn sie beleben das Spiel. Auch wenn - zugegeben - heutzutage durch einen falschen Pfiff der Abstieg eines Clubs besiegelt würde oder Millionen Euro verlorengehen könnten. Des Weiteren kann nicht geleugnet werden, dass die Abseitsregel bei Teams, die sie clever anwenden, für den Fachmann gut anzusehen ist. Auch ist sie ein probates Instrument für Mannschaften, die in Unterzahl geraten sind.
Fazit: Der Fußball wird sich ständig verändern. Doch die Kernregeln sollten bestehen bleiben.
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DIE ABSEITSREGEL HEUTE
Die Regeln der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) definieren eine Abseitsstellung, wenn
1. der angreifende Spieler sich zum Zeitpunkt des Abspiels in der gegnerischen Hälfte befindet und
2. der Torlinie näher ist, als der Ball und der vorletzte Abwehrspieler es sind.
3. Es ist hierbei unerheblich, ob es sich bei den beiden Abwehrspielern um einen Feldspieler und den Torwart oder zwei Feldspieler handelt.
Für den Abstand von der Torlinie sind hierbei die Füße, der Rumpf und der Kopf entscheidend, nicht jedoch die Arme. Für die beiden verteidigenden Spieler ist es nicht notwendig, dass sich beide Spieler auf dem Platz befinden, außer der Spieler hat mit Zustimmung des Schiedsrichters den Platz verlassen.
Es ist also nicht möglich, dass ein Abwehrspieler den Platz über die Seiten- bzw. Torauslinie verlässt und so einen Angreifer in eine strafbare Abseitsstellung bringt. Ein Verteidiger der dies versucht, ist durch den Schiedsrichter zu verwarnen, da dies eine Unsportlichkeit darstellt.
Ein Angreifer darf den Platz verlassen, um sich seiner Abseitsstellung zu entziehen. Er darf aber erst wieder den Platz betreten, wenn die Angriffssituation abgeschlossen ist und der Schiedsrichter den Wiederbeitritt erlaubt. Wartet er dies nicht ab, ist er ebenfalls wegen einer Unsportlichkeit zu verwarnen.
Auslegung der Abseitsregel
Die Abseitsstellung eines Spielers stellt an sich noch keinen Regelverstoß dar. Das Abseits wird erst geahndet, wenn der Spieler in das Geschehen eingreift, das heißt, wenn er den Ball spielt oder einen Gegner beeinflusst.
Greift der Spieler in das Spielgeschehen ein, so ist seine Abseitsstellung durch einen indirekten Freistoß zu ahnden, eine persönliche Strafe, Verwarnung oder Feldverweis, wird nicht ausgesprochen.
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K O N T R A
Lokalkompass-Reporter Alfred Möller
"E I N E * R E F O R M
W Ä R E * E C H T * S I N N V O L L"
Weil die Abseitsregel beim praktizierten Hochgeschwindigkeits-Fußball immer seltener richtig funktioniert und die Schiedsrichter sowie ihre Assistenten nicht gleichzeitig in zwei Richtungen kucken können, wäre eine sinnvolle Reform der seit 1863 bestehenden Abseitsregel einfach fällig.
Denn: Welcher Linienrichter kann schon in Sekundenschnelle feststellen, dass ein Spieler mit nur einem Körperteil, sei es Knie, Fuß oder gar Nasenspitze, sich im Abseits befindet oder nicht? Erschwerend kommt hinzu, ob aktiv, passiv, gleiche Höhe: ja oder nein. Eine falsche Entscheidung kann da millionenschwer wiegen. Fakt ist. Die Zuschauer wollen attraktiveb Offensiv-Fußball und möglichst viele Tore sehen. Oft sind es die genialsten Spielzüge, die fälschlicherweise abgepfiffen werden. Das verärgert nicht nur die Fans, sondern hat mit dem eigentlichen Sinn der Regel 11, die ja schon beim Einwurf, Ab- und Eckstoß das Abseits aufhebt, überhaupt nichts mehr zu tun.
Warum soll nicht die Abseitsregel der Auffassungsgabe eines Linienrichters angepasst werden? Vorschlag 1: Abseits ist, wenn ein Spieler im Augenblick der Ballabgabe mit v o l l e m Körperteil der gegenerischen Torlinie näher ist als der vorletzte Gegenspieler.
Vorschlag 2: Die Abseitsregel macht keinen Sinn mehr, wenn ohnehin (fast) alle Akteure im Strafraum sind. Denn es wartet kein einziger Kicker vor dem gegnerischen Tor, sondern es läuft ein Angriff, wie ihn die Fans sehen wollen. Folglich: Es liegt kein Abseit vor, wenn sich der Ball im Augenblick der Abgabe bereits im Strafraum befindet.
Autor:Alfred Möller aus Witten |
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