Überall im Garten - und doch selten: die Gelbe Narzisse
Pflanze des Monats April des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) ist die Gelbe Narzisse. Das Amaryllisgewächs blüht von März bis Mai und wird daher auch Osterblume genannt. Zurzeit sind Narzissen häufig in Gärten und Parks, aber auch als Schnittblumen in der Vase zu sehen. Doch was der Handel unter so klangvollen Sortennamen wie "Carlton", "Orangerie" oder "Ice Follies" anbietet, hat mit der wildwachsenden Gelben Narzisse wenig zu tun.
Narcissus cf. pseudonarcissus, wie Fachleute sie nennen, kommt in Nordrhein-Westfalen wild wachsend nur noch in der Eifel vor. Die Talhänge am Perlenbach, Fuhrtsbach, Wüstebach und Püngelbach sowie an Rur, Olef und Kyll werden in diesen Wochen von einem prächtigen Blütenmeer duftender Narzissen bedeckt. Vorkommen in anderen Landesteilen dagegen wurden aus ehemaligen Schloss-, Kloster- und Bauerngärten ausgewildert. Sog. „Gartenflüchtlinge" finden sich überall in NRW.
Voraussetzung für das Wachstum sind lichtreiche bis halbschattige, kalkarme und nicht zu trockene Standorte. Über den Winter speichert die Zwiebel des Frühblühers wichtige Nährstoffe, die mit den ersten warmen Apriltagen schnell für das Wachstum eingesetzt werden können. Bald zeigt sich eine große Blüte mit sechs gelben Blättern auf einem bis zu 40 Zentimeter hohen Stängel.
Nur das intensive Engagement amtlicher und ehrenamtlicher Naturschützer hat die herrlichen Narzissenvorkommen in der Eifel um Monschau und Hellenthal vor dem Aussterben bewahrt. Es war der wirtschaftende Mensch, der die Lebensgrundlagen für diese Pflanze schuf, indem er Berghänge über Jahrhunderte als Schafweiden und Heuwiesen nutzte. Als sich das nicht mehr lohnte, fielen die Wiesen brach oder wurden mit Fichten zugepflanzt.
Gut 100 Hektar der wertvollen Flächen konnten in den letzten 35 Jahren vom Land erworben, renaturiert, zum Teil verpachtet und in Pflege gegeben werden. Etwa 80 % der Flächen werden auf Vertragsbasis von Landwirten wieder zur Heunutzung gemäht. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Die Narzissenwiesen haben sich wieder zu Biotopen mit hoher ökologischer Bedeutung entwickelt. Unter anderem konnten Experten neben der Gelben Narzisse die Rückkehr oder Zunahme weiterer seltener Pflanzen feststellen. Bärwurz, Arnika, Heide-Wicke, Nordischer Augentrost, Schwarze Flockenblume, Geflecktes Knabenkraut, Moorlilie, Rundblättriger Sonnentau oder Fieberklee sind zurück. Und da schöne und duftende Blumen viele Insekten anziehen, sind auch Perlmutter-, Schecken- und Feuerfalter wieder auf den Eifeler Wiesen zu beobachten.
Auch der Freizeit- und Erholungswert dieser Region hat erheblich zugenommen. An den Exkursionen zu den heute über die Grenzen hinaus bekannten Narzissenwiesen nehmen Gäste von nah und fern teil. Die Akzeptanz für den Naturschutz ist gestiegen. Wildwachsende Narzissen werden kaum noch gepflückt oder ausgegraben. Das ist ohnehin verboten, denn sie stehen unter (Bundes-)Artenschutz. Wenn man die Pflanze des Monats im eigenen Garten bewundern will, sollte man sie beim Gärtner kaufen. Man kann sie als Schnittblume in die Vase stellen oder die Zwiebel im Herbst pflanzen, damit „Ihnen im nächsten Frühjahr was blüht."
Ihren Namen verdankt die Pflanze des Monats übrigens der griechischen Sage nach dem Helden Narziss. Schön und selbstverliebt, wollte er sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche umarmen und ertrank. Als man ihn aufbahren wollte, wuchs an der Stelle eine Narzisse.
Über LANUV: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen ist als Landesoberbehörde in den Fachgebieten Naturschutz, technischer Umweltschutz für Wasser, Boden und Luft sowie Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit tätig. Das LANUV ist im Internet unter www.lanuv.nrw.de präsent.
Autor:Lokalkompass Witten aus Witten |
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