Nicht nur "Corona-Opfer" füllen hier die Zwinger
Im Wittener Tierheim ist es eng

Tierpflegerin Marielle Kühlmann (25) mit dem einjährigen Dobermann-Rüden Mirza. Im Tierheim Witten/Wetter/Herdecke an der Wetterstraße in Witten warten viele Tiere auf ein neues Zuhause. Die Einrichtung leidet derzeit unter akuter Platznot. | Foto: Barbara Zabka
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  • Tierpflegerin Marielle Kühlmann (25) mit dem einjährigen Dobermann-Rüden Mirza. Im Tierheim Witten/Wetter/Herdecke an der Wetterstraße in Witten warten viele Tiere auf ein neues Zuhause. Die Einrichtung leidet derzeit unter akuter Platznot.
  • Foto: Barbara Zabka
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"Wir sind eigentlich grundsätzlich so voll, nicht nur in den Ferien." Kirsten Simon, Leiterin des Tierheims Witten-Wetter-Herdecke, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie die aktuelle Lage in ihrer Einrichtung beschreibt.

Nicht nur bei den Hunden, auch bei den Katzen platzt das Wittener Tierheim gerade nahezu aus allen Nähten. "Dabei hatten wir in der Hochzeit der Corona-Phase nahezu keine Katzen mehr in der Vermittlung, weil damals die Nachfrage so groß war", erinnert sich Kirsten Simon.
Die Tiere, die derzeit hier betreut werden, sind nicht in erster Linie "Corona-Opfer": "Bei uns landen ja vor allem die Hunde, die 'schwierig' sind - etwa, weil sie schon älter sind, krank sind oder sich verhaltensauffällig gezeigt haben und schon viele Vorbesitzer hatten", erklärt die Fachfrau. Daher seien sie oft nicht leicht weiterzuvermitteln und bleiben länger im Tierheim. "Die jungen, süßen, knuddeligen Tiere werden über Kleinanzeigen verkauft, damit kann man noch Geld machen." Der Seufzer in ihrer Stimme ist gut zu hören.

Internet-Handel ist problematisch

Denn gerade dieser während der Corona-Zeit noch mal gestiegene Welpen- und Hundehandel im Internet ist es, der den Tierschützern immer mehr Arbeit bereitet. Denn so manch einer, der sein Tier im Internet gekauft hat, stellt dann fest, dass in dem putzigen Fellbündel doch ein Hütehund mit drin steckt. Wenn der dann groß wird und sich rassetypisch verhält, ist der Besitzer damit überfordert. Und einen Ansprechpartner gibt es dann nicht mehr. Auch diese Tiere kommen dann ins Tierheim - und sind nicht so schnell vermittelbar. Daher bleiben sie länger im Tierheim und "blockieren" Plätze.
Eine Welle von Abgabetieren, die in der Corona-Zeit angeschafft worden sind, vermag Kirsten Simon nicht erkennen, wohl aber eine andere Corona-Folge: "Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden haben in dieser Zeit zugenommen. Die Menschen waren mit ihren Hunden viel allein, viel in der Wohnung - das hat natürlich Folgen."

Für Fundtiere muss immer Platz bleiben

Bei den Bewohnern des Wittener Tierheims handelt es sich um Abgabetiere, die aus den unterschiedlichsten Gründen von ihren Besitzern nicht mehr gehalten werden können, aber auch um Fundtiere, beschlagnahmte oder sichergestellte Tiere.
„Für Fundtiere und Sicherstellungen haben wir zurzeit Verträge mit Wetter, Herdecke, Sprockhövel und Breckerfeld. Aus Wuppertal nehmen wir Hunde und Kleintiere an." Ab 2023 wird das Wittener Tierheim zudem Kooperationspartner der Stadt Hattingen für die Unterbringung von Fundtieren. Die Fundtierbetreuung der Stadt Witten hingegen hat bereits 2010 der Verein Arche Noah e.V. übernommen - ebenfalls an der Wetterstraße 77 ansässig.
"Für Fundtiere müssen wir immer Plätze bereithalten - Abgabetiere versuchen wir, wenn eben möglich, in Absprache mit den Besitzern zu 'schieben'", macht Simon deutlich. Doch oft sei das nicht möglich: "Etwa, wenn sich ein Hund in der Familie aggressiv zu den Kindern verhält. Da ist manchmal echte Verzweiflung zu spüren."
Doch auch etwa ein Krankenhausaufenthalt könne ein Grund sein, warum Menschen ihren Vierbeiner betreuen lassen müssen.

Pensionsplätze gibt es schon lange nicht mehr

Schon lange kann das Wittener Tierheim keine Pensionsplätze für Hunde mehr anbieten - aus Kapazitätsgründen. "Dabei ist die Nachfrage groß, vor allem natürlich in den Sommerferien, wenn Menschen verreisen wollen."
Dass Tiere vor dem Urlaub ausgesetzt werden, komme allerdings immer seltener vor: "Fundtiere kommen das ganze Jahr über." Doch natürlich gibt es sie, die "Urlaubs-Opfer": "Vor zwei Wochen stand morgens eine Box mit zwei Katzen vor der Tür."
- Zu erreichen ist das Wittener Tierheim unter Ruf 02302/ 64450.
- Arche Noah - Tiere in Not e.V. ist unter Ruf 02302/ 2840966 zu erreichen.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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