Ganz, ganz mies und skrupellos! - "Falsche Polizisten" erzeugen Angst und Schrecken im Ruhrgebiet
"Guten Tag, ich bin von der Polizei. In dem Notizbuch eines festgenommenen Einbrechers haben wir ihren Namen und ihre Telefonnummer gefunden!"
Ende 2016 und auch in dieser Woche erhielten gleich mehrere Bochumer, Herner und Wittener einen solchen Anruf von einem "falschen" Polizisten. Direkt im Anschluss erkundigte sich der Mann nach den finanziellen Verhältnissen und fragte gezielt nach, ob sich in der Wohnung Schmuck befindet oder ob es Schließfächer gibt. Weiter kamen die "echten" Kriminellen hier zum Glück nicht, weil die angerufenen Bürgerinnen und Bürger die kriminelle Masche schnell
erkannt und das Gespräch beendet hatten.
Wir wissen aber auch von Fällen, wo es anschließend zu folgenreichen "Wohnungsbesuchen" gekommen ist. Dabei ließen sich die "falschen" Ermittler die Aufbewahrungsorte von Bargeld und Schmuck zeigen. Wenig später waren die "Polizisten" dann auch schon wieder verschwunden - die Wertgegenstände allerdings auch.
Aufgrund von Legenden werden die Opfer auch dazu bewegt, ihren Schmuck aber auch das komplette Sparguthaben bei der Bank abzuheben und an vermeintliche Polizeibeamte zu übergeben - zur Spurensicherung oder sogar zur sicheren Aufbewahrung. Nicht selten verlieren diese gutgläubigen Menschen ihre gesamten Ersparnisse.
An dieser Stelle nochmal ganz deutlich: "Die Polizei erfragt die Vermögensverhältnisse nicht - weder per Telefon noch an der Haus- oder Wohnungstür!"
Auch im Herbst vergangenen Jahres meldeten sich zwei Bochumerinnen bei der Polizei und berichteten von merkwürdigen Anrufen zur Mittagszeit.
Eine männliche Person gab sich jeweils sehr überzeugend als Polizeibeamter aus, der in Sachen "Hacker" ermittelt und dazu die kompletten Kontodaten der beiden Frauen erfragen wollte. Da den Bochumerinnen diese Telefonrecherche absolut unseriös erschien, machten sie genau das Richtige und legten auf.
Dabei hatte der "Falsche Anrufer" neben seiner schauspielerischen kriminellen Energie auch die technischen Möglichkeiten genutzt, um glaubhaft "rüber zu kommen". So konnten die Frauen im Display ihrer Telefone die Rufnummer der Vermittlung des Bochumer Polizeipräsidiums bzw. die "110" mit der aktuellen Vorwahl ablesen. Diese Telefonnummern werden aber grundsätzlich nicht übertragen. Die illegale Methode, mit der Telefonate unter einer vorgetäuschten Rufnummer geführt werden, ist unter dem Begriff "Call ID Spoofing" bekannt.
An dieser Stelle warnen wir ausdrücklich auch vor dieser kriminellen Masche und empfehlen, sich so zu verhalten wie die beiden Bochumerinnen - nämlich sofort aufzulegen und uns danach sofort über die "110" anzurufen!
Diese kriminelle schauspielerische Energie der miesen Trickdiebe mussten im April 2016 leider auch ein Herner sowie eine betagte Bochumerin erfahren, die in unserem Revier Opfer von "Falschen Polizisten" geworden sind.
So schellten zwei Männer in Herne an der Tür eines Rentners. Gegenüber dem Senior gaben sich die Personen als Polizeibeamte aus. Sofort teilten sie dem Herner mit, dass er zur Festnahme ausgeschrieben sei, da ein Haftbefehl gegen ihn vorliegen würde. Der bass erstaunte Rentner ließ die Männer ins Haus. Da angeblich dort noch Beweismittel versteckt sein sollten, stimmte er auch der Durchsuchung seiner Räume zu. Erst nach einiger Zeit verließen die "Polizisten" das Haus des Herners - ohne ihn. Wenig später stellt der Senior dann fest, dass er das Opfer von Trickdieben geworden ist - fehlten doch mehrere hundert Euro aus seiner Brieftasche.
Blicken wir nach Bochum: Auch hier erhielt eine Frau einen Anruf von der "Falschen Polizei". Ein angeblicher Kriminalbeamter teilte der Seniorin mit, dass zwei uniformierte Kollegen sich bei ihr melden werden, um Spuren zu sichern. Warum? In letzter Zeit sei es in der Gegend häufig zu noch nicht entdeckten Einbrüchen gekommen.
Zeitversetzt schellten dann wirklich zwei augenscheinlich uniformierte Beamte an, die sich anschließend im Keller den Safe der Rentnerin zeigen ließen. Danach schickten sie die Frau ins Erdgeschoss. Hier sollte sie sich die Hände waschen, damit Fingerabdrücke genommen werden können. Was hatten die Kriminellen
vermutlich in der Zwischenzeit gemacht? Nach dem Safeschlüssel
gesucht - in diesem Fall allerdings vergeblich!
Nun wurden aus den beiden Trickdieben plötzlich brutale Räuber. Unter Androhung von Schlägen hielten sie die Rentnerin fest und forderten sie auf, den
Schlüssel herauszugeben. Nachdem die Täter Bargeld, Goldmünzen und Schmuck entwendet hatten, flüchteten sie aus dem Haus.
Was zeigen uns diese miesen Straftaten? Die Kriminellen denken sich immer wieder neue "Schachzüge" aus, die an dieser Stelle nie vollständig aufgezählt werden können.
Für Trickdiebe, die in Wohnungen aktiv werden, gibt es nur ein einziges ernsthaftes Hindernis, das sie überwinden müssen: die gesperrte oder geschlossene Wohnungstür.
Oft täuschen sie eine offizielle Funktion vor und kommen als Handwerker, von den Elektrizitäts-, Gas- oder Wasserwerken, von der Hausverwaltung, von der Kirche, von der Rentenversicherung oder Krankenkasse, wie hier von der Polizei, aber auch von der Post oder vom Sozialamt. Dabei kündigen sie sich, wie in den obigen Fällen geschehen, sogar vorher telefonisch an, um mögliche Bedenken schon im Voraus zu zerstreuen und ein Vertrauensverhältnis zum Opfer aufzubauen.
Daher sollten folgende Ratschläge unbedingt beherzigt werden:
- Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung!
- Sehen Sie sich Besucher vor dem Öffnen durch den "Türspion" oder
mit einem Blick aus dem Fenster an und machen Sie von Ihrer
Türsprechanlage Gebrauch.
- Öffnen Sie die Wohnungstür niemals sofort - legen Sie immer
Sperrbügel oder Sicherheitskette an.
- Ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu,
wenn unbekannte Besucher vor der Tür stehen, oder bestellen Sie
die Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine
Vertrauensperson anwesend ist.
- Überlegen Sie bei angeblicher hilfebedürftiger Lage von Fremden
an der Tür (Beispiel: Bitte um Schreibzeug oder um ein Glas
Wasser): Woher sollte der Nachbar die Besucher wirklich kennen?
Warum wenden sich die Besucher im Notfall nicht an eine
Apotheke, eine Gaststätte oder ein Geschäft, sondern an eine
Privatwohnung?
- Machen Sie bei hilfebedürftiger Lage von Fremden an der Tür das
Angebot, selbst nach Hilfe zu telefonieren oder das Gewünschte
(Schreibzeug, Glas Wasser etc.) hinauszureichen und halten Sie
dabei die Tür gesperrt.
- Fordern Sie von Amtspersonen, wie z.B. auch Polizisten, immer
den Dienstausweis und prüfen Sie ihn sorgfältig (nach Druck,
Foto und Stempel). Sorgen Sie dazu für gute Beleuchtung und
benutzen Sie, wenn nötig, eine Sehhilfe.
- Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, bei uns
auch über den Notruf "110". Suchen Sie dazu die Telefonnummer
selbst heraus und ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder
einen Nachbarn hinzu.
- Lassen Sie Handwerker nur dann herein, wenn Sie sie selbst
bestellt haben oder wenn sie von der Hausverwaltung angekündigt
worden sind.
- Nehmen Sie nichts für Nachbarn ohne deren Ankündigung oder
Auftrag entgegen.
- Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher, notfalls auch
energisch. Sprechen Sie sie laut an und rufen Sie um Hilfe.
- Pflegen Sie als jüngerer Mensch Kontakt zu Ihren älteren
Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Machen Sie ihnen das Angebot,
bei fremden Besuchern an der Wohnungstür zur Sicherheit
hinzuzukommen und übergeben Sie für solche Fälle die eigene
Telefonnummer.
Für weitere Fragen und kostenlose Beratungen steht Ihnen das Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz des Bochumer Polizeipräsidiums unter der Rufnummer 0234 / 909-4040 gern zur Verfügung. Auch der Kontakt zu einem Seniorensicherheitsberater kann hier hergestellt werden.
Autor:Florian Peters aus Witten |
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