Fahrradklima: Nur wenige Lichtblicke vorhanden
Weder Fachmann noch Laie wundert sich: Die beliebteste Stadt der Radfahrer ist Münster. Und die unbeliebteste Wuppertal.
Beim sogenannten Städteranking im „Fahrradklimatest 2012“ des „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs“ (ADFC) für Städte, die weniger als 100000 Einwohner haben, ist Witten erst auf Rang 207 zu finden mit einer Gesamtbewertung von 4,10, also 4 minus, legt man Schulmaßstäbe an.
Bei den Städten über 200000 Einwohner haben unsere Nachbarn so abgeschnitten: Dortmund, Rang 15, 3,86; 22 Essen, Stadt 3,97; 29 Duisburg, Stadt 4,18; 35 Bochum, Stadt 4,43.
Ernüchternd bewerten 14000 nordrhein-westfälische Radler das „Fahrradklima“ im Land gerade mal mit der Schulnote 4,0. Lichtblicke sind eher wenige vorhanden. Auch in den führenden Städten des Fahrradklima-Tests fallen in NRW wie bundesweit die Benotungen für die Radfahrbedingungen in den Kommunen insgesamt nur mäßig aus. Bundesweit beantworten 79000 Radfahrer, davon 14000 aus NRW, die 28 Interviewfragen.
An die Spitze der großen Städte in NRW, größer 200000 Einwohner, setzen die aktiven Radfahrer Münster, auch bundesweit Platz eins, gefolgt von Oberhausen und Bielefeld. Am unteren Ende liegen Bochum, Mönchengladbach und Wuppertal, das auch bundesweit Schlusslicht ist.
Bei den „kleinen Großstädten“ mit 100000 bis 200000 Einwohnern bilden Hamm, Moers und Neuss das Spitzenfeld. Sie gehören auch bundesweit zu den Top-10 ihrer Größenklasse. Mit Hagen, Siegen und Schlusslicht Bergisch Gladbach kommen die Verlierer aus Mittelgebirgsstädten ohne Fahrradtradition. Besonders hervorzuheben sind Bocholt, Rees und Rhede. Sie erreichen bei den kleineren Städten die Spitzenplätze und werden auch größtenteils besser bewertet als Münster. Besonders schlecht bewerten die Radfahrer Frechen, Heiligenhaus und Lüdenscheid.
Als die drei Besten stehen Bocholt, Rees und Rhede auch bundesweit auf dem „Treppchen“ - sie sind Gesamtsieger aller Einwohner-Größenklassen. Die NRW-Spitzenreiter liegen alle in der Region Münsterland/Niederrhein. Offensichtlich strahlt hier die niederländische Fahrradkultur über die Landesgrenze.
Insgesamt sehen die Alltags- und Gelegenheitsradfahrer in fast jeder Stadt noch einen erheblichen Handlungsbedarf. Selbst auf den vorderen Rängen regiert bei den Bewertungen das Mittelmaß. Unzweifelhaft gibt es hier für das Land wie für die Kommunen noch eine ganze Menge zu tun.
Vor diesem Hintergrund wirken die geplanten Etatkürzungen des Landes beim Radverkehr besonders befremdlich, ignorieren sie doch das große und bislang weitgehend ungenutzte Potenzial des Fahrrades. „Wer Haushaltsprobleme hat muss intelligent sparen. Und das bedeutet gezielte Investitionen in den Radverkehr mit seinem unschlagbar guten Kosten-Nutzen-Verhältnis“, sagt der ADFC NRW-Vorsitzende Thomas Semmelmann.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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