Einbrechern einen Riegel vorschieben
Die beiden Kriminalbeamten Bärbel Solf und Martin Kemmler beschäftigen sich jeden Tag mit den Wohnungseinbrüchen in Witten, Bochum und Herne - insbesondere in der jetzt beginnenden dunklen Jahreszeit.
Bärbel Solf leitet seit 2009 das Kommissariat „Kriminalprävention/Opferschutz“ im Bochumer Polizeipräsidium. Ihr Kollege Martin Kemmler steht seit Anfang Oktober an der Spitze des Kriminalkommissariates für Wohnungsdelikte - auch KK 14 genannt. Der 53-jährige Kriminalbeamte versieht seinen Dienst seit 1990 beim PP Bochum.
Im ersten Halbjahr 2012 musste das Team um Martin Kemmler schon an 1368 Tatorten die Ermittlungen aufnehmen, 840-mal in Bochum, 312-mal in Herne sowie 216-mal in Witten. Sein neues Tätigkeitsfeld sieht Kemmler als große Herausforderung an: „Wir haben es hier nicht allein mit einem polizeilichen Problem zu tun. Jeder Bürger ist aufgerufen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Wer am Flughafen herrenloses Gepäck bemerkt, weiß heutzutage, was er zu tun hat. Dahin müssen wir auch kommen, wenn wir in unserer Nachbarschaft verdächtig erscheinende Personen oder Fahrzeuge bemerken. Hier darf man keine Scheu haben, die ,110‘ zu wählen.“
Kein Polizist würde dem Bürger Vorwürfe machen, wenn er mal falsch gelegen habe. Ein solcher Einsatz müsse auch nicht vom Anrufer bezahlt werden. Die Fallzahlen sind in der Kreispolizeibehörde Bochum im ersten Halbjahr 2012 um 29,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, während die Aufklärungsquote von knapp 17 Prozent trotz der erhöhten Fallzahlen nahezu wieder erreicht wurde. Die Täter nutzen vor allem in den Monaten Oktober bis Februar die früh hereinbrechende Dunkelheit. In diesem Zeitraum werden die höchsten Einbruchszahlen registriert.
Martin Kemmler: Entscheidend ist, dass wir alle unser Handwerk gut verrichten. Dabei kann uns der aufmerksame Bürger, aber auch der vorsorgende sehr helfen.“ Die Bochumer Polizei wird ihren Teil dazu beitragen. Erhöhte polizeiliche Präsenz und das Bestreben, Reaktionszeiten zu verkürzen gehören ebenso dazu, wie planvolles Vorgehen.
Dass Wohnungseinbrüche beunruhigen, erfahren Bärbel Solf und ihre Mitarbeiter immer wieder bei den Beratungsgesprächen: „Opfer eines Einbruchs zu werden, ist für viele Menschen ein Schock“, so Bärbel Solf. „Denn das verloren gegangene Sicherheitsgefühl und die Verletzung der Privatsphäre machen meist mehr zu schaffen, als der rein materielle Schaden. Das Einbrechen in Häuser und Wohnungen ist für die Täter oft nur eine Sache von wenigen Sekunden.“
Bärbel Solf und Martin Kemmler: „Wir wollen nicht, dass Sie Opfer werden und möchten daher gemeinsam mit Ihnen dem Einbrecher den Riegel vorschieben!“
Tipps der Polizei:
Schwachstellen: Jedes Haus und jede Wohnung haben besondere Schwachstellen, die von Einbrechern bevorzugt angegangen werden:
- Terrassen- und Balkontür - Fenster
- Eingangstüren zum Haus oder zur Wohnung
- Kellertüren und -fenster.
Zu Ihrer Sicherheit sollten Sie prüfen, ob Sie diese Schwachstellen nicht durch eigene Maßnahmen besser sichern können.
Täterarbeitsweisen: Um zu ihrem Ziel zu gelangen, nutzen Täter die Schwachstellen eines Hauses oder einer Wohnung vor allem durch folgende Vorgehensweisen: - Aufhebeln erreichbarer Fenster und Fenstertüren mit Schraubendreher - Einbrechen oder Einsteigen durch gekippte Fenster und Fenstertüren - Eindringen durch offen stehende Fenster - Aufbrechen von Haus- und Wohnungstüren mit Werkzeugen
Was können Sie tun?
1. Verschließen Sie Fenster und Türen auch bei nur kurzer Abwesenheit. Nutzen Sie konsequent vorhandene technische Sicherungen.
2. Prüfen Sie vor dem Öffnen Ihrer Haus- oder Wohnungstür, wer herein will und nutzen Sie Ihre Gegensprechanlage und/oder Ihre Distanzsperre, zum Beispiel Kastenriegelschloss mit Sperrbügel.
3. Erwecken Sie auch bei Abwesenheit den Anschein, Ihre Wohnung sei bewohnt, Licht, Briefkasten leeren lassen, Rollläden bewegen.
4. Fragen Sie unbekannte Personen, Männer, Frauen, aber auch Kinder und Jugendliche, vor Ihrem Haus oder im Treppenhaus zu Ihrer Wohnung nach dem Grund ihres Aufenthaltes. Hinterfragen Sie deren Antworten, denn Täter schätzen keine Aufmerksamkeit.
5. Notieren Sie sich Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge sowie sonstige wichtige Hinweise und informieren Sie die Polizei.
6. Stellen Sie sich der Polizei als Zeugin oder Zeuge zur Verfügung, auch wenn Sie selbst Ihrer Beobachtung keine besondere Bedeutung beimessen. Unseren Fachermittlern hilft oft auch der kleinste Hinweis.
Nachbarschaftshilfe: Eine gut funktionierende Nachbarschaft bietet im Vorfeld ersten Schutz gegen Einbrüche. Gegenseitiges Kennen und Vertrauen fördern Lebensqualität und Sicherheit. Gegenseitige Hilfe, zum Beispiel bei längerer Abwesenheit, Briefkasten leeren, Rollläden bewegen, Lichter ein- und ausschalten, steigert die Sicherheit und hilft gegen Einbrecher. Anonymität schafft Freiräume für Kriminalität!
Unterstützen und beteiligen Sie sich an der schon seit Jahren laufenden Initiative der Polizei: „Nachbarn helfen Nachbarn! Wer sich schätzt, der schützt sich“.
Notruf 110: Wenn es zu einem Einbruch gekommen ist, sollten Sie trotz aller Aufregung folgende Hinweise beachten:
- Rufen Sie die Polizei! Ruf: „110“!
- Lassen Sie den Tatort unberührt, bis die Polizei zur Spurensicherung eintrifft.
- Falls Scheck-, Kreditkarten oder Handys entwendet wurden: Sofort sperren! Ruf: 116 116.
- Wurden Wohnungs-, Haustür-, Wertfach-, Geldschrank- oder Fahrzeugschlüssel entwendet, tauschen Sie die Schlösser beziehungsweise die Profilzylinder aus.
- Fertigen Sie eine detaillierte Schadensaufstellung und fügen Sie Fotos entwendeter Gegenstände bei!
- Erkundigen auch Sie sich in der Nachbarschaft nach möglichen Hinweisen.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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