Auf ein Wort
Über Erinnerungen und den Blick nach vorne
Vor kurzer Zeit ist das katholische Pfarrhaus in Herbede, Meesmanstraße, endgültig abgerissen worden. Der Bagger hat ganze Arbeit geleistet. Ich habe gelesen, dass auf demselben Grundstück ein Altenheim errichtet werden soll. Das ist ja wohl eine gute Entscheidung, zumal der Kollege Jochen Winter schon längst in Pension gegangen und dort ausgezogen ist. Und trotzdem war der Abriss für mich nur schwer zu ertragen. Es hing ja doch eine Menge Erinnerung an diesem Haus und seinem (letzten) Bewohner – und nicht nur für mich, seinem befreundeten Kollegen.
"Er-innerung": ein schönes Wort übrigens, sehr anschaulich. Denn das, was uns da beschäftigt, bleibt ja nicht außen vor, ist nicht "erledigt", sondern es bleibt in uns, es geht uns noch einmal durch den Kopf und durch das Herz. Vielleicht erinnern wir uns auch gelegentlich mit Wehmut: "Ach ja...!"
So wichtig das auch ist, wir sollten nicht dabei stehenbleiben – auch im Alter nicht! „Habe deinen Weg lieb!“, hat einmal jemand gesagt. "Denn es ist der Weg des Lebens, und damit unzufrieden ist nur, wer ihn nicht versteht." Diese freundliche Einstellung zum eigenen Lebensweg ist für mich Geschenk und Aufgabe zugleich. Aus ihr wächst die Gelassenheit, die wir alle so sehr brauchen, wenn wir zurückblicken. Vielleicht wächst auch ein Stück Dankbarkeit und die Zuversicht, dass wir auch auf dem weiteren Lebensweg behütet bleiben werden. Im „Liederbuch“ des Alten Israel hieß es einmal: "Herr, erhöre mein Gebet... Ich denke an die früheren Zeiten... Lass mich am Morgen hören
deine Gnade, denn ich hoffe auf dich...(Psalm 143)".
Gerd Sauer, Pfarrer im Ruhestand
Autor:Nicole Martin aus Witten |
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