Zur SPD-Abteilungsversammlung am 16.04.2013 zum Thema "Zur Reform der Lehrerausbildung in Berlin"

Doris Elbers & Carola Elbers

Zum Teilbereich Inklusion

Demokratiebildung beginnt in der Erziehungswissenschaft. In der Bildungspolitik herrscht Streit, denn jedes Bildungskonzept ist mit einem Gesellschaftskonzept verknüpft. Der Streit zwischen CDU und SPD ist, dass die CDU die Gymnasien erhalten und die SPD mehr Arbeiterkinder mit Abitur haben will. Dazu kommt nun der Streit in der Erziehungswissenschaft über die Sonderpädagogik. Diese entstand 1933 und geht von der Ungleichwertigkeit der Menschen aus. Die UN-Behindertenrechtskonvention dagegen geht von der Gleichwertigkeit der Menschen aus. Man kann daher die UN-Konvention nicht mit Hilfe der Sonderpädagogik verwirklichen.

Unser Bildungssystem ist unter- und falsch finanziert, denn die Sonderpädagogik ist teuer und nützt nichts. Seit den 1970er Jahren wurde das Sonderschulwesen massiv ausgebaut und es gab immer mehr Sonderschulen und Sonderschüler. Wer einmal in der Sonderschule gelandet war, hatte kaum Möglichkeiten, wieder in die Regelschule zu kommen. Die Caritas nennt darum Förderschulen eine bildungspolitische Sackgasse, denn je mehr Förderschüler, desto mehr Jugendliche ohne Abschluss.

Die meisten Sonderschüler gelten als lernbehindert, darunter sind Kinder aus armen Familien und viele Migrantenkinder, die noch kein Deutsch können. Reiche Eltern kämpfen für ihre Kinder, während sich arme Eltern hilflos den Behörden ausgeliefert fühlen. Die Sonderpädagogik hält arme Kinder dumm. Dann wurde die UNO aufmerksam und der Munoz-Bericht spricht vom Rassismus im deutschen Bildungssystem.

Kinder fördern klingt gut, bedeutet aber aussondern und ausgrenzen. Die Kinder werden nur betreut, aber nicht gefördert. Einige Eltern gehen gegen das Fördern ihrer Kinder vor Gericht, während andere Eltern verzweifelt das Bundesland wechseln, damit ihr Kind nicht mehr gefördert wird.

Die Sonderpädagogen behindern die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. Sie sagen, dass einige Kinder einen „sonderpädagogischen Förderbedarf“ haben. Das ist falsch. Einige Kinder brauchen eine Förderung, doch kein Kind braucht eine „sonderpädagogische Förderung“.

In Berlin ist die UN-Behindertenrechtskonvention geltendes Recht. Danach hat jedes Kind das Recht auf eine inklusive und hochwertige Bildung. Das Land Berlin muss die Schulen entsprechend organisieren und die Lehrer entsprechend ausbilden. Laut UN-Konvention braucht man dazu neben den regulären Lehrern auch behinderungsspezifisch qualifizierte Lehrkräfte. Sonderpädagogen braucht man nicht.

Die Befürworter der Sonderpädagogik wollen die Menschen von klein auf selektieren und sie glauben an eine hierarchische Gesellschaft mit Oben und Unten. Sie sagen, einige Schüler seien nur beschränkt Bildungsfähig und reduzieren deren Unterrichtsstoff. Wer einmal unten eingestuft ist, kann kaum mehr nach oben kommen.

Die Gegner der Sonderpädagogik halten die Disziplin schlichtweg für menschenunwürdig, weil sie von der Ungleichwertigkeit der Kinder ausgeht und eine egalitäre Gesellschaft ablehnt. Sie meinen, nach der UN-Behindertenrechtskonvention. könnte die Sonderpädagogik eigentlich aufgelöst werden, aber die Sonderpädagogen verteidigen ihre Arbeitsplätze und Privilegien wie kleinere Klassen und ein höheres Gehalt.

Eltern behinderter Kinder müssen darum kämpfen, dass ihre Kinder lernen dürfen, also Lesen, Schreiben, Rechnen, Schreibschrift u. s. w.. Die Sonderpädagogen behindern die Kinder beim Lernen, weil sie ihnen zu wenig zutrauen und sie unterfordern und damit erst Behinderungen schaffen, z. B. dürfen Sonderschüler kein englisch lernen. Darum muss die Sonderpädagogik aufgelöst werden.

Manche wundern sich, dass körperbehinderte Kinder wie geistigbehinderte behandelt werden. Körperbehinderte Kinder brauchen keine Sonderpädagogik. Migrantenkinder brauchen keine Sonderpädagogik. Keiner braucht Sonderpädagogik. Behinderte Kinder brauchen behinderungsspezifisch qualifizierte Lehrkräfte, keine Sonderpädagogen. (Das ist ein erziehungswissenschaftliches Fachproblem.)

Die Bildungssenatorin hat im September 2012 die Empfehlung „Ausbildung von Lehrkräften in Berlin“ vorgelegt, die auch eine Empfehlung zum Teilbereich Inklusion enthält. Diese Empfehlung ist inhaltlich fehlerhaft und aufgrund vieler Fachbegriffe für viele unverständlich. Sie soll zu einem Gesetzentwurf werden, dem die Abgeordneten zustimmen. Wir lehnen die Empfehlung ab. Die Lehrerausbildung für die Inklusion muss neu konzipiert werden.

Vernor Munoz sagte, unser Schulsystem konzentriere sich nicht darauf, alle Kinder einzubeziehen, sondern es schaffe eher Trennungen. Die Berliner SPD, besonders wir in Charlottenburg/Wilmersdorf stehen wegen Genosse Sarrazin unter Beobachtungsdruck, ob linke Bildungspolitik wirklich links ist.

Das vorgelegte Konzept integriert nicht, sondern sondert aus. Es fördert nicht, sondern betreut nur und schafft Trennungen. Unzählige Kinder werden den Stempel „sonderpädagogischer Förderbedarf“ bekommen, die Eltern werden weinen und viele Kinder später die Schule ohne Abschluss verlassen. Diese Bildungspolitik ist nicht links.

Sozialdemokratische Bildungspolitik behandelt alle Kinder als gleichwertig und bildungsfähig. Sie bedeutet eine gute Bildung für alle und dass jedes Kind einmal einen Abschluss bekommt. Kein Kind darf als bildungsunfähig bezeichnet oder behandelt werden. Wir lehnen das Konzept ab, weil es das Recht auf Bildung für alle verhindert.

Professorin Dr. Doris Elbers
Carola Elbers

Autor:

Dr. Carsten Rensinghoff aus Witten

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