Viele Kneipen überleben das nicht
Von 2013 an soll es in NRW-Gaststätten ausnahmslos rauchfrei zugehen. So will es die rot-grüne Landesregierung, die in Kürze einen entsprechenden Gesetzesentwurf einbringen wird.
Begründung der grünen Gesundheitsministerin Barbara Steffens: der Gesundheitsschutz für Nichtraucher. Für viele Kneipen dürfte das das Aus bedeuten. Wir sind auf Stimmenfang gegangen.
Klaus Wottrich, „Alte Post“: „Vor 40 Jahren lag der Fassbieranteil in Deutschland bei 80 Prozent. Heute sind es noch 20 bis 25 Prozent. Ich weiß nicht, wie viele Kneipen und Eckkneipen in Großstädten schon kaputtgegangen sind, und ich weiß nicht, welchen Einschnitt das Gesetz für uns bedeuten wird. Aber die Politiker, die so mutig sind, den Leuten, die in Gaststätten gehen, das Rauchen zu verbieten, möchten sie doch bitte vorher mit denjenigen anfangen, die zu Hause rauchen und kleine Kinder haben, die sich nicht dagegen wehren können.“
Nichtraucher Klaus Ex begrüßt die bevorstehende Gesetzesänderung. „Ich finde es gut, dass nicht mehr geraucht werden darf“, sagt er. „Ich habe es bislang immer hingenommen und bin trotzdem in die Kneipe gegangen. In Restaurants darf schon länger nicht mehr geraucht werden, was ich als wesentlich angenehmer empfinde.“
„Veto!“, sagt dagegen Didi Podolski. „Jeder Nichtraucher kann frei entscheiden, ob er in die Kneipe geht oder nicht. Das war schon immer so, und es hat die Nichtraucher bisher nicht gestört. Die Zigarette gehört zum Bier einfach dazu, und eine solche Gesetzesänderung ist kneipenschädigend.“
Dominik Sapia vom „Klimbim: „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kenne keinen Gast, auch nicht unter den Nichtrauchern, der damit einverstanden ist. Uns sind letztendlich die Hände gebunden. Was passiert, wenn hier nicht mehr geraucht werden darf, issen wir nicht, da fehlen die Vergleichswerte. Aber wenn wir die Gäste zum Rauchen rausschicken müssen, werden sich mit Sicherheit die Anwohner beschweren. Wobei ich mir ganz sicher bin, ist, dass viele Kneipen das nicht überleben werden.“
Harry Angenendt sieht die Bevormundung der Bürger durch die Politiker als Problem. „Das Prinzip des freien Entscheidenkönnens bleibt hier auf der Strecke. Jeder sollte entscheiden können, ob er in eine Raucherkneipe oder eine Nichtraucherkneipe geht. Wie ich es als Raucher demnächst halten werde, weiß ich noch nicht. Aber bevor ich im Winter oder wenn es regnet, zum Rauchen nach draußen geschickt werde, bleibe ich lieber zu Hause. Irgendwann hört der Spaß auch auf.“
„Wir befürchten, dass mehrere Tausend Betriebe, vor allen Dingen Kneipen - gesetzlich beschleunigt -, schließen müssen, wenn der Entwurf der Regierung Gesetz wird. Das ist besonders bitter, weil wir unseren Gästen heute in vier von fünf Betrieben rauchfreie Angebote unterbreiten“, unterstreicht Hans-Dietmar Wosberg, Vizepräsident des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Nordrhein-Westfalen. „Es geht mittlerweile nicht mehr nur um Nichtraucherschutz, sondern darum, das Rauchen zu verbieten.“ Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte einen Kabinettsentwurf verabschiedet, der ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie vorsieht.
Zudem gibt es nach Erkenntnissen des Dehoga NRW keine Mehrheit in der nordrhein-westfälischen Bevölkerung, die ein absolutes Rauchverbot favorisiert. „Weder bei den Bürgern noch bei den Gastronomen“, konkretisierte Wosberg. Eine vom Dehoga NRW in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage hatte im Frühjahr ergeben, dass 51 Prozent der Befragten ein absolutes Rauchverbot ablehnen. Lediglich 47 Prozent stimmten dafür. Noch deutlicher ist die Stimmung der Gastronomen gegen ein absolutes Rauchverbot. Dort sprechen sich 72 Prozent gegen das Aus von Raucherkneipen und -räumen aus.
Der Dehoga NRW fordert den Beibehalt der jetzigen Ausnahmen und eine Weiterentwicklung des Gesetzes beim Minderjährigenschutz. „In fast allen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, in Raucherkneipen und Raucherräumen oder bei einer privaten Feier rauchen zu lassen. Das funktioniert tadellos und lässt die Kneipen am Leben. Wenn sich zudem nur noch Erwachsene in Raucherbereichen aufhalten dürften, hätten wir einen fairen und wirksamen Nichtraucherschutz“, so Wosberg abschließend.
Autor:Walter Demtröder aus Witten |
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