Lebensmittel nicht achtlos wegwerfen - Wir sammeln Tipps zur Resteverwertung
Die Zahlen sind erschreckend: Laut Verbraucherministerium wirft jeder Deutsche im Jahr 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. 65 Prozent davon, also zirka 53 Kilo, wären laut einer aktuellen Studie, die das Ministerium in Auftrag gegeben hat, vermeidbar, sprich: Diese Lebensmittel sind nicht verdorben.
Deshalb gibt es eine bundesweite Kampagne „Zu gut für die Tonne - Strategien gegen die Lebensmittelverschwendung“. Hauptziel der Kampagne: Das Bewusstsein für die Wertschätzung von Lebensmitteln schärfen. Denn was man achtet, wird nicht achtlos weggeworfen.
In unserer Reihe über Lebensmittel-Verschwendung haben wir uns ebenfalls des Themas angenommen. Diesmal geht es um Resteverwertung. Machen Sie mit und verraten Sie uns Ihre Tipps fürs Aufbewahren und Verwerten von Lebensmitteln. Was machen Sie mit altbackenem Brot oder unansehnlich gewordenem Obst?
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Der deutsche Kartoffelsalat, die italienische Pizza, die spanische Paella - alle diese Nationalgerichte haben eines gemeinsam: Sie sind ursprünglich als Resteverwertung entstanden.
Die Gerichte wurden über die Jahrzehnte verändert und verfeinert, in Deutschland gibt es unzählige regionale Varianten von Kartoffelsalat, und die Auswahl beim deutsch-italienischen Nationalgericht Pizza dürfte allgemein bekannt sein.
Was offensichtlich jedoch nicht mehr so bekannt zu sein scheint, ist die Sache mit der Resteverwertung im Haushalt. Denn leider werden Unmengen an Lebensmitteln weggeworfen, teils gleich nach der Herstellung, in großem Maße aber auch von den Verbrauchern.
Die Zahlen sind erschreckend: Laut Verbraucherministerium wirft jeder Deutsche im Jahr 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. 65 Prozent davon, also zirka 53 Kilo, wären laut einer Studie, die das Ministerium in Auftrag gegeben hat, vermeidbar, sprich: Diese Lebensmittel sind nicht verdorben.
Der Wert der vermeidbaren Lebensmittelabfälle wird pro Kopf auf jährlich 235 Euro geschätzt. Bei einem Vier-Personen-Haushalt summiert sich der Betrag im Schnitt pro Jahr auf rund 940 Euro, auf Deutschland hochgerechnet sind es bis zu 21,6 Milliarden Euro pro Jahr, die die vermeidbare Verschwendung kostet. Am häufigsten auf dem Müll landen Gemüse und Obst - sie machen 44 Prozent aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Privathaushalten aus.
Da werden mit Hunger zu viele Lebensmittel eingekauft, oder solche, über deren Verwendungszweck man sich vielleicht später mal Gedanken machen möchte, die aber gerade im Angebot sind und so lecker aussehen. Zu Hause landen sie im Schrank und werden dann vergessen.
Oder Lebensmittel werden mit Ablauf des Mindeshaltbarkeitsdatums sofort weggeworfen, als sei der Joghurt danach automatisch schlecht oder der Inhalt der Konservendose. Und eine angebrochene Zutat für ein Rezept kommt gleich in die Tonne, weil man nicht weiß, was man damit noch machen soll.
Das erschreckt, denn es ist noch nicht so lange her, dass in Deutschland Mangel herrschte, dass Eltern kaum wussten, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Wer in der Nachkriegszeit groß geworden ist, wird sich daran noch lebhaft erinnern.
Wir haben zu dem Thema mit der Diplom-Biologin, Umwelt- und Ernährungsberaterin Ursula Stratmann gesprochen.
„Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, braucht man nicht gleich wegzuwerfen“, sagt sie. „Viele Lebensmittel sind viel länger haltbar, deshalb das ,mindest‘ im Namen.“
Es gibt einfache Möglichkeiten festzustellen, ob ein Lebensmittel noch frisch, gut oder genießbar ist: anfassen, ankucken, dran riechen, vorsichtig probieren. „Wenn etwas schimmelig ist, weg damit, das ist klar“, sagt Ursula Stratmann.
Ein Tipp der Fachfrau, um Eier in der Schale zu testen: „Geben Sie das Ei in ein Glas Wasser. Wenn es nach oben schwimmt, ist es uralt.“ Ansonsten gelte: Roh sollten Eier nur etwa eine Woche lang gegessen werden, danach immer gut durchgaren, dann kann man sie 3 bis 6 Wochen nehmen.
Wenn Obst etwas unansehnlich geworden ist, kann man die braunen Stellen herausschneiden und daraus zum Beispiel einen bunten Obstsalat machen. „Die moderne Variante geht sogar noch schneller: Ich verarbeite mittlerweile fast alles zu sogenannten Smoothies“, sagt Ursula Stratmann. „Am besten gemischtes Obst eventuell auch Obstsaft ab in den Mixer oder mit dem Pürierstab zerkleinern. Und schon hat man Vitamine pur zum Trinken.“
Das geht übrigens auch mit Gemüse. Ursula Stratmann: „Ich nehme am liebsten eine Mischung aus Apfel, Zwiebel und Paprika roh und dazu ein paar gekochte Möhren und Kartoffeln oder Brokkoli-Röschen, was eben gerade so übriggeblieben ist.“ So ein Gemüse-Smoothie kann man auch nach Geschmack nachwürzen oder mit etwas Joghurt verrühren.
„Viele Reste kann man auch einfach einfrieren, wenn man sie nicht gleich verwerten kann“, sagt Ursula Stratmann. Wer braucht zum Beispiel eine ganze Sellerieknolle? Wenn man einmal dabei ist, einfach das ganze Ding schälen und würfeln und was man nicht braucht, ab in den Gefrierschrank. Davon kann eine Handvoll auch unaufgetaut gleich in die Suppe.
Sowieso: Bei der Resteverwertung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. „Ich muss es halt machen“, ist das schlichte Fazit der Ernährungsberaterin. Dafür ist eine gewisse Wertschätzung für Essen, für Lebensmittel notwendig. Stratmann: „Bei mir ist diese Wertschätzung noch weiter gestiegen mit den Bio-Lebensmitteln. Die sind etwas teurer, und es wird einem bewusster, dass da auch viel Arbeit und Mühe drinsteckt.“
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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