Integration in Witten: Flüchtlingsfamilien bei der Schulsuche unterstützen

In Workshops wurde das Konzept erarbeitet. | Foto: EN-Kreis
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Beim Thema Flüchtlinge in Witten denken viele zunächst an Dinge wie Unterbringung, Ernährung, Kleidung etcetera, primäre Versorung also. Doch damit ist es natürlich nicht getan. Und was ist mit den Kindern? Die müsssen doch zur Schule gehen und die Sprache lernen.

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Das Problem ist nicht neu, denn es gibt immer Zuwanderer aus dem Ausland, deren Kinder nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Doch bisher haben die Schulen mehr oder minder alleine gestemmt. Das ist jetzt nicht mehr nötig, denn das Kommunale Integrationszentrum, KI, des Ennepe-Ruhr-Kreises wird zukünftig eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, Kinder aus Familien, die aus dem Ausland zugewandert sind, an den Besuch einer Schule heranzuführen und Lehrer bei ihrer Arbeit mit diesen Schülern zu unterstützen.

Individuelle Sprachförderung anbieten

Grundlage dafür ist ein Konzept, das der Kreistag verabschiedet hat. Im Kern geht es darum, Kinder und Jugendliche möglichst schnell in geeignete Schulen zu vermitteln und die Schulen darin zu unterstützen, individuelle Sprachförderung anbieten zu können.
Die Ausgangslage ist herausfordernd: Seit Monaten steigt auch im Ennepe-Ruhr-Kreis insbesondere die Zahl der Flüchtlinge unter den Zuwanderern stetig an. Die meisten Kinder und Jugendlichen unter ihnen sprechen in der Regel kein oder nur sehr wenig Deutsch, sind zum Teil nicht alphabetisiert und bringen sehr unterschiedliche schulischen Erfahrungen und Bildungsstände mit. „Als so genannte Seiteneinsteiger müssen in den Unterricht integriert werden. Aus Umfragen wissen wir, dass Schulen im laufenden Schuljahr kreisweit bisher 400 Seiteneinsteiger aufgenommen haben. Im nächsten Schuljahr ist mit einer höheren Zahl zu rechnen“, erläutert Lale Arslanbenzer, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums. Zusätzliche Schwierigkeit: Wann wo wie viele Kinder zu vermitteln sind, ist so gut wie nicht vorhersehbar.

Kommunales Integrationszentrum übernimmt Erstberatung

Das Kommunale Integrationszentrum übernimmt insbesondere die Erstberatung und gibt Schulempfehlungen ab. Standorte für dieses Angebot sind Schwelm und Witten. Das KI in Witten ist im Gesundheitsamt am Schwanenmarkt 5-7 untergebracht. Hier findet die Beratung statt. “Die Kooperation mit dem Gesundheitsamt klappt wunderbar”, freut sich Lale Arslanbenzer, auch die Zuweisung der neu eingewanderten Kinder ans KI seitens der Stadt funktioniere immer besser.
„Grundsätzlich ist folgender Ablauf vorgesehen: Schulämter, Bürgerbüros, Einwohnermeldeämter, Sozialämter, Schulen oder Beratungsstellen verweisen die Seiteneinsteiger und ihre Eltern mündlich und schriftlich auf unser Angebot“, so Arslanbenzer.
Zum ausführlichen Gespräch mit den Pädagogen des KI bringen sie alle verfügbaren Unterlagen mit und erhalten anschließend eine Ersteinschätzung hinsichtlich der passenden Schulform und Schule. Denn egal in welchem Alter, die sogenannten Seiteneinsteiger müssen alle zunächst eine Schuleingangsuntersuchung machen.
Für die Beratung nimmt sich eine Lehrerin, die für das Kommunale Integrationsznetrum freigestellt ist, etwa eine Stunde Zeit. “Manchmal ist die Beratung etwas holprig, weil viele ohne Übersetzer kommen. Da muss man hin und wieder mit ,Händen und Füßen’ sprechen”, erzählt die Leiterin des KI von den ersten Erfahrungen.

Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien

„Natürlich informieren wir auch über den Ablauf der Einschulung und der Schuleingangsuntersuchung“, sagt Arslanbenzer. Nach einer Abstimmung mit der ausgewählten Schule erhalten die Eltern einen Brief des KI mit Hinweisen zu Schule und Ablauf der Anmeldung.
Das Vermitteln der Deutschkenntnisse und das Fördern der Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien bleibt Aufgabe von Schule und Lehrern. Unterstützung finden die Akteure zukünftig beim Kommunalen Integrationszentrum. “Unterstützen heißt für uns in erster Linie, bestehende Hilfsmöglichkeiten zusammenzutragen und den Schulen zur Verfügung zu stellen”, betont Arslanbenzer.
So wurde unmittelbar nach dem Kreistagsbeschluss der „Arbeitskreis Seiteneinsteiger“ ins Leben gerufen. „Lehrer aller Schulformen sichten und bewerten hier Unterrichtsmaterialien, die später allen Schulen zur Verfügung gestellt werden sollen. Parallel nutzen sie die Treffen zum Informationsaustausch“, berichtet Arslanbenzer. In Zusammenarbeit mit Bildungsbüro und Kompetenzteam des Ennepe-Ruhr-Kreises sind zudem Fortbildungs- und Qualifizierungsveranstaltungen für Lehrer geplant. Ein Beispiel: Seit Mai gibt es eine Reihe mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache.

Schulische Integration von „Seiteneinsteigern“ im Ennepe-Ruhr-Kreis:
In der Vergangenheit hatten sich die Schulen mit viel Eigeninitiative der Aufgabe gestellt, externe Fördertöpfe genutzt, Studenten in die Arbeit eingebunden und Fördermaterialien organisiert. Häufig galt die Devise „Jeder für sich“. Diese Herangehensweise war auch von dem Hintergrund der steigenden Zahl der Seiteneinsteiger nicht mehr sinnvoll. Mit dem vom Kommunalen Integrationszentrum erarbeiteten und vom Kreistag verabschiedeten Konzept gibt es nun kreisweit geltende Grundstrukturen für Erstberatung und -betreuung der Betroffenen sowie die Lehrerfortbildung. Zielgruppe der Beratung sind neben Kindern aus Familien, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, auch Kinder von Familien aus EU-Mitgliedsstaaten, die die Möglichkeit der Freizügigkeit nutzen, sowie Kinder aus Ländern in Europa, die nicht zur Europäischen Union zählen.

Autor:

Annette Schröder aus Bochum

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