Besuch von NRW-Landtagsvizepräsidentin Angela Freimuth und Bundestagskandidatin Anna Neumann an der Uni Witten-Herdecke
"Förderprogramme sollen allen Hochschulen offenstehen"

Präsident und Kanzler der Universität Witten/Herdecke, Professor Martin Butzlaff und Jan-Peter Nonnenkamp mit der Vizepräsidentin des Landtags NRW, Angela Freimuth, und FDP-Bundestagskandidatin Anna Neumann. Foto: Pielorz
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  • Präsident und Kanzler der Universität Witten/Herdecke, Professor Martin Butzlaff und Jan-Peter Nonnenkamp mit der Vizepräsidentin des Landtags NRW, Angela Freimuth, und FDP-Bundestagskandidatin Anna Neumann. Foto: Pielorz
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Witten ist nicht Hamburg. Witten hat keine Elbphilharmonie. Aber Witten hat eine Universität, die Bauziel und Bausumme einhalten kann. Nach nur 18 Monaten Bauzeit wird am 1. Oktober der nachhaltige Neubau der Universität Witten/Herdecke eröffnet. Verbaut wurde viel Holz, es gibt bodentiefe Fenster, die alle zu öffnen sind. Ein Lowtech-Energiekonzept mit guter Ökobilanz setzt die Idee der Nachhaltigkeit um. Der Präsident der Uni, Professor Martin Butzlaff, und Kanzler Jan-Peter Nonnenkamp freuen sich über ein Neubauprojekt, welches bundesweit einzigartig ist. Beim Informationsbesuch von NRW-Landtagsvizepräsidentin Angela Freimuth, zugleich Sprecherin der FDP für Wissenschaft und Forschung, und der FDP-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 139 (Hattingen, Witten, Wetter, Herdecke, Sprockhövel), Anna Neumann, ging es neben dem Neubauprojekt auch um die Bewältigung der Pandemie, insbesondere für die Studierenden aber auch durch den Beitrag in der Impfkampagne, Fragen der Studienfinanzierung aber auch der Finanzierung Privater Hochschulen.

„Wir haben schon früh unsere Unterstützung im Hinblick auf die Impfkampagne angeboten“, erzählt Universitätspräsident Professor Martin Butzlaff. „Wir haben hier die Infrastruktur, die rund 100 Ärzte aus Witten nutzen konnten. Über 5000 Impfungen konnten wir vor Ort durchführen. Das ist ein gutes Ergebnis für eine Partnerschaft vor Ort zwischen niedergelassenen Ärzten und dem wissenschaftlichen Ausbildungsbetrieb. Auch Studierenden und der Stadt Witten konnten wir ein Impfangebot unterbreiten und das wurde gut angenommen. Eine deutliche Mehrheit ist mittlerweile geimpft.“ Kanzler Jan-Peter Nonnenkamp ergänzt: „Der Lockdown hat auch bei unseren Studierenden dazu geführt, dass junge Menschen im 3. Semester ihre Universität noch nicht von innen gesehen haben. Dabei sind wir eine Begegnungsuniversität. Natürlich hat die digitale Lehre einen besonderen Schub durch die Pandemie bekommen, aber die Bedeutung der persönlichen Begegnung steht doch außer Frage. Jetzt schauen wir mit Spannung auf das Wintersemester – was geht und was nicht geht. Dabei ist das Stilllegen immer einfacher als das Hochfahren.“

Sich Hochfahren will die Universität aber unbedingt. Zumal mit dem Neubau auch ein besonderer Start ins Wintersemester vor der Tür steht. Einer der nachhaltigsten Hochschulbauten Deutschlands nimmt seinen Betrieb auf. 6800 Quadratmeter Nachhaltigkeit warten auf lebendiges Studentenleben. Das neue Gebäude verbindet das Hauptgebäude, das Zahnmedizinisch-Biowissenschaftliche Zentrum (ZBS) sowie das Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) und sorgt für einen völlig neuen optischen Eindruck. „Viele Studierende und Mitarbeitende wurden im Vorfeld an den Überlegungen beteiligt. Die Partizipation macht die Universität Witten/Herdecke aus“, sagt Jan-Peter Nonnenkamp.

Qualitätsoffensive für die Hochschullehre

Das gilt nicht nur für den Neubau, sondern auch für die Finanzierung der Privatuniversität. Jan-Peter Nonnenkamp erklärt „Wir sind eine private Universität und finanzieren uns durch Studienbeiträge, aber wir betreiben keine soziale Selektion, dank der StudierendenGesellschaft.“ Die StudierendenGesellschaft (SG) ist ein gemeinnütziger Verein in studentischer Hand und die Erfinderin des umgekehrten Generationenvertrages und das Sprachrohr der Studierenden. Seit 15 Jahren und mittlerweile über 3000 Mitgliedern ist die StudierendenGesellschaft e.V inzwischen mit 7,6 Prozent (Tendenz steigend) auch Gesellschafterin der eigenen Universität. „Perspektivisch gehören wir uns vielleicht in einigen Jahren selbst.“ so Nonnenkamp.

Präsident Martin Butzlaf unterstreicht noch einmal die Idee: „Wir wollen mithilfe der StudierendenGesellschaft ein Studium ohne finanziellen und zeitlichen Druck ermöglichen. Die Studierenden haben keine fixe Schuld, sondern sie geben nach ihrer Aufnahme ein Versprechen ab, in ihrer Berufstätigkeit über einen in der Regel zehn Jahre andauernden Zeitraum einen Prozentsatz ihres Einkommens zurückzuzahlen. Damit haben wir einen umgekehrten Generationenvertrag: während sonst Jüngere einzahlen und Ältere profitieren, ist es hier so, dass Jüngere profitieren und Ältere zahlen.“

Für Bundestagskandidatin Anna Neumann ist die Bildung ein zentrales Anliegen. „Wir brauchen eine Qualitätsoffensive für die Hochschullehre. Mittelzuweisungen des Bundes sollen künftig überwiegend auf Basis qualitätsorientierter Kriterien erfolgen. Eine bundesweite Beratung soll Hochschulen und Lehrende bei didaktischen, technischen, datenschutz- und urheberrechtlichen Fragen zu digitaler Lehre unterstützen. Das starre Kapazitätsrecht, das die Zahl der bereitgestellten Studienplätze regelt, wollen wir grundlegend reformieren, um Hochschulen mehr Investitionen in digitale Lehrangebote, bessere Betreuungsquoten sowie berufs- und lebensbegleitende Studienmodule zu ermöglichen. Alle Förderprogramme des Bundes für die Verbesserung der Hochschullehre wie auch zur Forschungsfinanzierung sollen den Hochschulen grundsätzlich unabhängig ihrer Trägerschaft offenstehen.“

Angela Freimuth, Vizepräsidentin des NRW-Landtags und Sprecherin der FDP für Wissenschaft und Forschung, erkundigte sich auch über den Ausbau der Studienplätze zur Hausärztlichen Versorgung. Zu diesem Zweck hatte das Land NRW mit der Universität eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Freimuth war auch vom Neubau der Universität beeindruckt. „Die Architektur unterstreicht Hochschulfreiheit und Lehre und Forschung ohne Denkverbote. Nachhaltigkeit und Modernität kommen hier zusammen und passen gut zu zum ideellen Ansatz der Universität.“ Die Einhaltung von Budget und Zeitplan sind ganz sicher auch für viele öffentliche Bauprojekte Vorbild“ ergänzt sie schmunzelnd.

Uni kompakt: Die Universität Witten/Herdecke hat über 700 Mitarbeiter und 3000 Studierende. 14 Studiengänge in zwei Fakultäten, Gesundheit sowie Wirtschaft und Gesellschaft, werden angeboten. Der Lehrbetrieb im Neubau, der 22 Millionen Euro gekostet hat, startet zum Wintersemester 2021/22 mit hoffentlich möglichst viel Präsenzunterricht.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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