Kornmarkt Witten
Fauler Kompromiss soll Bürger täuschen
Ring frei für die nächste Runde des Wittener Dauerthemas „Kornmarkt“ hieß es am letzten Donnerstag im großen Saal der Uni Witten Herdecke. In der öffentlichen Sitzung stellte die Stadtverwaltung Witten dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima den neuen Entwurf zu einer neuen Bebauung des Kornmarktes vor.
Die Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ zeigte sich hiervon überrascht, hatte man ihr doch noch 2021 versichert, dass eine „Bebauung nicht mehr angedacht sei und das Bürgerbegehren der Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ aus 2021 somit hinfällig wäre“. (Mail der Stadt Witten vom 31.05.21).
„Nun soll also doch fast die Hälfte des historischen Platzes bebaut werden und das sogar fünfstöckig“, meint Dr. Kirsten Irle von der Bürgerinitiative. Irle weist darauf hin, dass damit eindeutig der Bürgerwille übergangen werde, der sich unter anderem in der Anzahl der Unterschriften für das Bürgerbegehren „Grüner Kornmarkt“ aus 2021 zeige: Die Mehrheit der BürgerInnen will keine Bebauung.
Auch persönliche Gespräche mit den BürgerInnen auf der Straße zeigten der Bürgerinitiative immer wieder, dass man sich einen grünen Ort zum Verweilen wünsche. Ganz zu schweigen von einer klimagerechten Ausgestaltung des Platzes, die angesichts düsterer Zukunftsprognosen bzgl. zunehmender Erwärmung der Innenstädte möglichst zügig umgesetzt werden müsste. Vor allem dem Kornmarkt kommt dabei eine strategisch wichtige Funktion zu.
Geld versus Bürgergesundheit
Offenbar möchte man jedoch seitens der Stadt nicht davon abgehen, mit dem historischen Platz Geld in das Stadtsäckel zu spülen. Gründe, die dagegen sprechen, wurden auf der Sitzung vollständig ausgelassen. Einzig ein Antrag der Linken, der auf die klimaschädlichen Konsequenzen einer Bebauung ausführlicher aufmerksam machte, zeugte von detaillierterer Auseinandersetzung.
Allerdings wurde dieser vom Ausschuss einstimmig abgelehnt.
Einstimmig angenommen wurde dagegen das neue Konzept für den Kornmarkt. Unter Auslassung schwerer Bedenken, von denen hier nur einige genannt werden sollen: Eine weitere Erwärmung der Innenstadt durch die geplanten Betonklötze, Verbau einer wichtigen Frischluftzufuhr zur Kühlung, ergebnisorientierte Analyse der geplanten Grünflache in Bezug auf Klima- und Hitzeschutz.
Fragliches Wohnraumkonzept
Darüber hinaus fragt sich die BI, wo das Konzept zur Wohnraumnutzung der Leerstände ist, bevor der Bau neuer Wohnungen forciert wird. Außerdem: Wer wird bei einem Quadratmeterpreis von über 16 Euro an einen Ort ziehen, der laut, verkehrsreich und stickig ist? Warum wird wieder ein Stück öffentlichen Eigentums verkauft, auf dessen langfristige Entwicklung weder Bürger noch Stadt Einfluss haben werden? Die vorgesehenen Sozialwohnungen hätten laut Auskunft der Verwaltung kein unbegrenztes Anmietungsrecht durch Bedürftige und die Auflagen für den fünfstöckigen Bau stehen noch gar nicht fest. Stimmen aus dem Ausschuss gegenüber der BI meinen zwar: „Keine Sorge, das kauft kein Investor“, sind von einer zeitnahen Lösung jedoch sehr weit entfernt.
Stadt macht Hausaufgaben nicht
Im Fazit ist die BI erschüttert über das eingleisige Denken von Stadtverwaltung und Architekturbüros. Sehr viel durchdachtere, zukunftsweisende und über EU und Städtebauförderung zu finanzierende Projekte sind demgegenüber in anderen Städten zu finden. Witten hinkt hier eindeutig hinterher.
Für die Bürgerintiative ist klar: Hier wurden und werden seitens der Verwaltung die Hausaufgaben einfach nicht gemacht. Abgewälzt wird alles auf den Bürger oder der Initiativen, die sich seit langer Zeit für einen grünen Kornmarkt engagieren. Doch auch hier sind die Mittel der Einflussnahme auf demokratischem Wege sehr begrenzt (Die BI berichtete).
Obwohl es eigentlich die Aufgabe von Stadtverwaltung und Ausschuss wäre, ein klimagerechtes und bürgernahes Konzept zu erarbeiten, wird die Bürgerinitiative nun daran gehen, Alternativen vorzustellen.
Vorgehen der Bürgerinitiative "Grüner Kornmarkt"
Auch ein weiterer Bürgerantrag auf Informationserteilung über die Bebauungspläne in Sachen Klimaschutz sowie weitere Aspekte, wie z.B. Wohnungs- und Geschäftsleerstände versus Neubau, geht an das Büro des Bürgermeisters.
„Den Bürgern werden hier mit dem neuen Entwurf kleine Zugeständnisse gemacht, die aber für eine Grüne Mitte und einen Platz mit Erholungsqualität ein Witz sind und das wird dann schön geredet, das wollen wir auch weiterhin transparent machen und uns für einen wirklich Grünen Kornmarkt einsetzen“, meint Rainer Gehrke von der Bürgerinitiative.
Autor:Bürgerinitiative "Grüner Kornmarkt" aus Witten |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.