Demokratie in Zeiten des Lockdowns:
Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ sammelt letzte Unterschriften

Der jahrelange Widerstand gegen die Bebauung des Wittener Kornmarktes erinnert ein
wenig an die Geschichte des kleinen, gallischen Dorfes aus „Asterix“, das sich hartnäckig
gegen die römischen Besatzer zur Wehr setzt. Immer wieder gab es Aktionsgruppen, die
gegen die städtische Vereinnahmung des historischen Platzes waren und die mehr in dem
Ort sahen als eine zu bebauende Fläche. So auch die Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“,
die sich 2019 gründete.

Die im Vergleich zu den anderen Aktionsgruppen sehr junge Bürgerinitiative erwuchs aus
den Politik- und Umweltweltgruppen „Aufstehen“ und „Transition Town Witten“. Diese sahen
die Chance auf frischen Wind in alten Segeln nach einem erfreulichen Stadtratsbeschluss
vom 02.07.2019, in dem es hieß: „Der Rat der Stadt Witten berücksichtigt ab sofort die
Auswirkungen auf das Klima bei jeglichen Entscheidungen und bevorzugt Lösungen, die sich
positiv auf den Klimaschutz auswirken.“

Flugs veranstalteten sie im Herbst 2019 zwei gut besuchte Bürgerversammlungen, in denen
man sich auf eine klimafördernde Begrünung statt einer Bebauung des zentralen Ortes im
Herzen von Witten einigte. Die bei den Bürgerversammlungen gegründete Bürgerinitiative
„Grüner Kornmarkt“ möchte demnach den Platz zu einer entsiegelten und begrünten Kultur-
und Begegnungsstätte machen. Dem öffentlichen, städtischen Bebauungsplan setzte sie
daher eine alternative Modellskizze entgegen. Die Kornmarkt-Visionäre erarbeiteten eine
Gestaltung, die klimatische, ökologische und am Gemeinwohl orientierte Prinzipien an die
erste Stelle setzt.

Besonders wichtig: Ein zu erhaltender Luftkorridor mit Frischluftzufuhr für die „Wärmeinsel
Innenstadt“. „Weitere Betonburgen würden hier zu noch stärkerer Erwärmung führen“, meint
BI-Gründungsmitglied Rainer Gehrke. „Einen historischen Platz kann man nicht wie eine
Baulücke behandeln“ sagt außerdem die Landschaftsplanerin Dr. Kirsten Irle und betont:
„Ein solcher Ort lädt zum Verweilen und entspannen in der City ein und sollte für kulturelle
Veranstaltungen genutzt werden.“ Bestätigt wurde das mit über 2000 Wittener BürgerInnen
bereits in den ersten zwei Wochen der Unterschriftensammlung.

„Die spinnen, die Kornmarktler“ dachte sich jedoch die Stadt Witten, die das Grundstück
unglücklicherweise schon einem Investor angeboten hatte und lehnte das initiierende
Bürgerbegehren vor dessen Einreichung als unzulässig ab. Seitens des Verwaltungsgerichts
Arnsberg wurde jedoch nach Klageeinreichung durch die Bürgerinitiative einer Weiterführung
entsprochen. Im Februar 2020 konnte es also weitergehen, allerdings war ein weiteres
Sammeln von Unterschriften aufgrund der Corona-Situation und der Lockdowns nur sehr
eingeschränkt möglich.

Ab sofort gibt es daher für alle interessierten BürgerInnen neue Möglichkeiten, das Projekt
mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. In den folgenden, geöffneten Geschäften der Wittener
Innenstadt liegen Unterschriftslisten aus: Wollladen Vogt, Johannisstr. 18. Füllbar, Ruhrstr.
10, Reformhaus, Ruhrstr. 13, Mr. Somit, Bahnhofstr. 48.

Desweiteren sammeln die Mitglieder der Bürgerinitiative immer wieder Unterschriften im
Stadtgebiet, unter anderem am Freitag, 09.04. ab 13:00 Uhr vor Kaufland.

Es gibt nun auch die Möglichkeit, sich das Formular herunterzuladen (https://transition-town-
witten.jimdofree.com) und ggf. Familienmitglieder oder Freunde mit unterschreiben zu
lassen. Diese Listen können in der Füllbar, Ruhrstr.10 in eine Box geworfen werden.

„Wir benötigen noch ca. 1000 Unterschriften, um das Bürgerbegehren einzureichen“, sagt
Carsten Samoticha von der „Aufstehen“-Bewegung, „danach wird es wieder eine
Bürgerversammlung geben. Wir sind zuversichtlich und freuen uns über das Engagement
der Wittener“.
Weitere Infos:
https://transition-town-witten.jimdofree.com/ unter dem Menüpunkt: „Bürgerbegehren
Kornmarkt“.

Autor:

Carsten Samoticha aus Witten

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