Bilanz 2014: Arbeitsmarkt robust, aber ohne Dynamik
„Der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis hat sich 2014 als robust erwiesen“, ist eine erste Bilanz in Sachen Beschäftigung von Thomas Helm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, Landrat Dr. Arnim Brux und Heiner Dürwald, Leiter des Jobcenters EN.
Dies sei ebenso erfreulich wie nicht selbstverständlich. Schließlich seien mit der eher schwachen Gesamtkonjunktur in Europa doch einige Unwägbarkeiten verbunden. „Und auch die Krisen in der Ukraine oder in Nahost waren und sind für die heimischen Unternehmen mit ihrer hohen Exportquote nicht ohne Risiken“, sagt Thomas Helm.
Mit Blick auf die Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt stellten sie aber auch fest: „Es hätte ruhig ein wenig dynamischer sein können. Zumindest haben die günstigen Energiepreise, insbesondere zum Jahresende, für Rückenwind gesorgt. Festzuhalten ist aber auch: Der Markt ist gespalten. Qualifizierte, junge und gesunde Menschen sind gefragt, Langzeitarbeitslose haben aus vielerlei Gründen Schwierigkeiten, ein passendes Angebot zu finden.“
4 217 Arbeitslose in Witten
Unter dem Strich gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis im Vergleich Dezember 2013/2014 einen Rückgang von 709 Arbeitslosen; davon entfielen 554 auf den Bereich der Arbeitslosenversicherung und 155 auf den Bereich Arbeitslosengeld II. Für die Arbeitslosenquote bedeutete dies ein Minus von 0,3 Prozentpunkten auf 7 Prozent. „Anders ausgedrückt“, so Helm, „in diesem Zeitraum ging die Arbeitslosigkeit im Ennepe-Ruhr-Kreis um 5,7 Prozent zurück, Nordrhein-Westfalen verzeichnete ein Minus von 3 Prozent.“
Ende des Jahres 2014 waren in Witten 4 217 Arbeitslose gemeldet, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,4 Prozent. Zum Jahresende präsentierte sich der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis unterschiedlich: Herdecke, Schwelm und Sprockhövel meldeten steigende Arbeitslosenzahlen, Gevelsberg, Hattingen, Wetter, Ennepetal und Witten Rückgänge.
Als bemerkenswert stellten Brux, Dürwald und Helm das erneute Plus bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten heraus. „Wir konnten einen Zuwachs von einem Prozent auf über 100 000 verbuchen. Im Vergleich zu 2010 sind das gut 5 000 Beschäftigungsverhältnisse mehr.“ Allerdings belegt die Statistik eben auch: Dies ist nicht gleichbedeutend mit gleichen Integrationschancen für alle. Im Jahresdurchschnitt 2014 waren 12 556 Menschen arbeitslos gemeldet, 224 oder 1,8 Prozent weniger als 2013. „In der Arbeitslosenversicherung waren es 3 812 und damit 7,7 Prozent weniger, in der Grundsicherung hingegen 8 744 und 1,1 Prozent mehr“, sagte Dürwald.
Er verwies auf die vielfältigen Gründe, die zu Langzeitarbeitslosigkeit beitragen und deren jeweils sehr individuelle Kombination eine Integration erheblich erschweren können. Als Beispiele nannte er gesundheitliche Einschränkungen, Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein Alter über 50 Jahren sowie Mängel auf den Feldern Ausbildung, Berufserfahrung und Sprache. „Sieben von zehn Betroffenen haben zudem mit mehr als einem der genannten Themen zu kämpfen und müssen mehrfach gefördert werden“, machte Dürwald deutlich.
Für 2015 sehen die Akteure den Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und die Begrenzung des Langzeitleistungsbezugs ganz oben auf der Tagesordnung. Für den Bereich des Jobcenters EN setzt Dürwald auf die Effekte angekündigter Programme des Bundes und hofft auch auf weitergehende Reformen. „Wirklich nachhaltige Erfolge kann es aber nur gemeinsam mit der Wirtschaft geben. Es muss die Bereitschaft vorhanden sein, auch Personen einzustellen, die nicht dem Idealbild eines Bewerbers entsprechen“, appellierte Dürwald.
Mit Instrumenten wie Eingliederungszuschüssen, Betriebspraktika oder Einstiegsqualifizierungen für junge Menschen im Vorfeld einer Ausbildung habe man interessierten Unternehmen im Gegenzug einiges zu bieten.
Erneut einen Schwerpunkt wollen Dürwald und Helm bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit setzen. „Hier kooperieren das Jobcenter EN und die Agentur für Arbeit insbesondere beim Übergang Schule-Beruf und arbeiten im kommunalen Übergangssystem ,Kein Abschluss ohne Anschluss‘ zusammen“, erläuterte Helm. Beide Institutionen haben insbesondere Akzente in den Bereichen gesetzt, in denen es gilt, junge Menschen unter 25 Jahren zu qualifizieren sowie in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln. Auf diese Weise sei es gelungen, die bereits geringe Arbeitslosigkeit junger Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis weiter zu senken.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.