Hedda rettet Fasanenküken: Taube brütet Eier aus
Benjamin ist ein glückliches Fasanenküken, das neugierig seine Welt erkundet. Eigentlich ist Benjamin ein ganz normales Fasanenkind, das sich von anderen durch einen ganz besondern Umstand unterscheidet: Das Ei, aus dem es geschlüpft ist, wurde von einer Taube ausgebrütet.
Doch sein Leben hat er nicht nur dieser Taube zu verdanken, sondern auch Vorstehhündin „Hedda“ und ihrer Besitzerin Christa Griese.
„Auf einer Wiese in der Nähe hatte eine Fasanenhenne acht Eier gelegt“, erzählt Christa Griese. „Da es hier allerdings viele Hunde gibt, wurde die Henne immer wieder verscheucht und konnte nicht brüten. Irgendwann hat sie es dann aufgegeben.“
Einige Tage später entdeckte Hedda die Eier und machte Frauchen darauf aufmerksam. „Die Eier waren kalt und nass“, sagt die Wittenerin, die dann auf eine ungewöhnliche Idee kam: „Ich habe die Eier mitgenommen, zu Hause in den Backofen getan und erst mal auf 30 Grad erwärmt. Dann bin ich in einem Affenzahn zu meinem Taubenstall in Bochum gefahren. Dort habe ich knapp 30 Tauben, alles Invaliden, die von Menschen misshandelt oder von Greifvögeln verletzt wurden. Ich habe mir die acht kräftigsten Tauben ausgesucht und jeder von ihr ein Ei untergeschoben.“
Eier untergeschoben
Ein Unterfangen, das gleich mit zwei Problemen behaftet war: Denn einerseits ist ein Fasanenei einige Zentimeter größer als ein Taubenei, andererseits ist ein Taubenei porzellanartig durchscheinend, während ein Fasanenei grün und dickwandig ist. Doch die Tauben bemerkten den Schwindel nicht und begannen brav mit dem Brüten.
Eine Erfolgsgarantie war dies indes noch lange nicht. Christa Griese: „Die Brutzeit bei Tauben beträgt etwa 18 Tage, die bei Fasanen etwa 23 Tage. Trotzdem habe ich darauf gehofft, dass die Tauben sich vielleicht sagen: ‚Für Christa mache ich das.‘“
Und wieder enttäuschten die Tauben nicht - obwohl es sogar noch einige Tage länger als die angestammten 23 dauerte, bis Benjamin zur Welt kam. Auf Mutterliebe durfte er jedoch nicht hoffen - ganz im Gegenteil, wie Christa Griese weiß: „Die Taube erwartet ein kleines, blindes, nasses Etwas, das mindestens drei Wochen von den Eltern abhängig ist, einen Nesthocker. Ein Fasanenkind dagegen wird mit Flaum geboren, hat die Augen bereits auf und macht sich als Nestflüchter sofort auf den Weg. Die Tauben würden diese Andersartigkeit sofort bemerken und das Junge totpicken.“
Für Rettung gerade mal 2 Stunden Zeit
Für das Unternehmen „Fasanenkind retten“ bleiben gerade mal zwei Stunden, in denen das Junge unter dem Federkleid der Mutter (oder in Benjamins Fall: der Leihmutter) trocknet. Ein sicheres Zeichen dafür, dass das Junge geschlüpft ist, ist die Tatsache, dass die Tauben die Eierschalen aus dem Nest werfen. „Alle Nachbarn wissen Bescheid und haben ein Auge auf die Tauben, wenn ich nicht da bin“, sagt Christa Griese.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Benjamin noch Geschwister bekommt, schätzt die Wittener Tierschützerin als gar nicht mal so gering ein. „Wennn es einmal geklappt hat, kann es auch öfter klappen. Aber im Grunde sind wir schon glücklich, dass wir den einen haben.“
Autor:Walter Demtröder aus Witten |
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