Eulen in Witten – Erzählcafé in Bommern mit Förster Gerald Sell
Wenn der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Bommern zum Erzählcafé in sein Domizil am Bodenborn lädt, dann verspricht dies meist einen interessanten und kurzweiligen Vortrag bei vollem Haus. So war es auch bei der letzten Veranstaltung dieser Art: Der Bochumer Stadtförster Gerald Sell, ein Bommeraner Junge, hielt einen Lichtbildervortrag über Eulen in Witten.
Die rund 30 Zuhörer erfuhren so, dass es in Witten nicht nur die beiden Uhu-Paare im Muttental gibt. Neben den Uhus dürfte vielleicht noch die die Waldohreule am bekanntesten sein. Diese erkennt man an ihren charakteristischen Ohrfedern, die gar keine Ohren sind, und ihrem Ruf, ohne den kaum ein TV-Krimi auskommt. Dass es in Witten jedoch auch Schleiereulen und Steinkauze gibt, war vielen Gästen neu. Beide Eulenarten waren Ende der 70er Jahre auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten, auch in Witten war ihr Bestand gefährdet. Während die für Schleiereulen wichtigen sogenannten „Uhlenfluchten“ (s.u.) auf alten Bauernhöfen immer weniger wurden, ging in Herbede durch den Bau des Kemmnader Stausees ein großer und wichtiger Lebensraum für den Steinkauz verloren. 1978 gab es so in Witten nur noch zwei Schleiereulen-Brutpaare, und auch die Zahl der Steinkauz-Brutpaare sank von ehemals 30 auf weniger als 15 Paare.
Gemeinsam mit der Naturschutzgruppe Witten baute der Förster Gerald Sell deshalb mehr als 50 Brutkästen/Uhlenfluchten für Schleiereulen im gesamten Stadtgebiet, u.a. auch an der ev. Kirche in Stockum und der Herbeder Ruhrbrücke, so dass es heute wieder etwa 30 Paare mit etwa 100 Jungen pro Jahr in Witten gibt. Für die kleinste einheimische Eulenart, den Steinkauz, der nur etwa so groß wie eine Amsel ist, wurde in den vergangenen 30 Jahren ebenfalls viel getan. Mehr als 300 Brutkästen wurden von Sell und seinen Mitstreitern gebaut und angebracht. Aktuell leidet der Steinkauz, von dem es ebenfalls wieder etwa 30 Brutpaare in Witten gibt, vor allem an überalterten Obstbaumwiesen und Kopfbäumen, die nicht gepflegt bzw. nachgepflanzt werden. Nur in der angestammten Kulturlandschaft aus kurz gehaltenen Wiesen und entsprechenden Nistbäumen findet die, als einzige auch tagaktive Eule, die von großen Insekten lebt, einen passenden Lebensraum.
Die Zuhörer waren sich am Ende des knapp 2-stündigen Vortrags einig, dass der Einsatz für den Schutz und Erhalt der Eulen in Witten eine wichtige und anerkennenswerte Aufgabe ist. Der Dank des HGV Bommern, dessen Vereinsziel auch der Schutz der heimatlichen Natur- und Kulturlandschaft ist, geht daher an Förster Sell und seine Mitstreiter.
Anmerkung Uhlenflucht:
Als Eulenloch bezeichnet man Öffnungen an Giebelspitzen, insbesondere von als Scheunen genutzten Dachböden. Dort können Schleiereulen ein und ausfliegen, brüten und vor allem Mäuse jagen; ein Brutpaar fängt etwa 1000 Mäuse im Monat. Aus diesem Grund waren Uhlenfluchten auf Bauernhöfen früher üblich und die Schleiereulen gern gesehene Gäste.
Autor:Simon Nowack aus Witten |
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