Erste Hilfe am Pferd - Reitergemeinschaft fand eine neue Heimat
Was tun, wenn sich ein Pferd verletzt hat? Das Pferd einer der liebsten Freunde des Menschen, es ist jedoch nicht zu übersehen, dass so ein Tier ein bisschen größer ist als Hund oder Katze.
Wenn sich also so ein Kalt-, Warm-, Voll-, Halbblüter oder ein Pony eine Verletzung zuzieht, kann man das Tier nicht einfach auf die Rückbank des Wagens legen oder in die Katzenbox stecken, die Erste Hilfe ist dann etwas umfangreicher. Aus diesem Grund lud die Reitergemeinschaft „Pferd hilft Mensch“ zu einem Kurs auf dem Hof Böckmann an der Oberkrone ein, an dem 16 Pferdefreundinnen teilnahmen.
„Es ist kein Vorurteil zu behaupten, dass Jungen oder Männer eher selten den Weg zu uns finden“, sagt Sigrid Pforr, Vorsitzende der Reitergemeinschaft Pferd hilft Mensch. „Schade eigentlich, denn gerade im Umgang mit Pferden lernen Jungen und Mädchen gleichermaßen Verantwortung zu übernehmen“, erzählt die Dortmunderin und berichtet weiter, dass von den 60 Mitgliedern, die die Reitergemeinschaft in Witten zählt, 40 Jugendliche sind.
Beim Erste-Hilfe-Kurs für Pferde erklärte Dr. Susanne Ihmels, Tierärztin aus Bochum, warum eine harmlos aussehende Verletzung an einem Gliedmaß für ein Pferd gefährlich sein kann: „Ein Gliedmaß besteht quasi nur aus Knochen und Sehnen, kaum Muskulatur“, erklärt sie. Wenn es da zu seiner Verletzung kommt, sei gleich der Knochen gefährdet.
Einen Verband anzulegen, zeigte sie auch, ist gar nicht schwer. Um die Wunde zu reinigen, sollte eine kleine Hausapotheke stets griffbereit sein (etwa im Sattel). Jodseife, eine Spülspritze, Kompressen, Verbandswatte und Klebeband gehören da ebenso hinein wie etwa Desinfektionsmittel wie Jod, eine Wundsalbe und eine kühlende, entzündungshemmende Salbe.
Es gibt zwar Sprays, die einfach in der Handhabung seien und eine Wunde sofort verschließen, also eine umfangreichere erste Grundversorgung überflüssig machen, aber: „Diese Sprays verschließen die Wunde nicht nur, sie schließen auch die Bakterien in der Wunde ein.“
„So oder so, ein Arzt sollte sich eine Wunde immer ankucken“, so die Ärztin der Bochumer Pferdeklinik Cronau. Gerade kleine Verletzungen könnten oft zu schlimmen Nachwirkungen führen, weil sie vom Reiter oder der Reiterin unterschätzt würden.
Der an der Oberkrone beheimatete Verein hat sich einst auf die Fahnen geschrieben, vor allem Kinder und Jugendliche mit Pferden zusammenzubringen - und spricht gerade Kinder aus sozial schwächeren Milieus und solche mit gesundheitlichen Einschränkungen an. „Um klar zu sagen, wir machen keine Pferdetherapie“, erklärt Gabriele Lück, die zweite Vorsitzende, „aber wir bieten den Kindern und Jugendlichen einen Ort der Ruhe, an dem sie etwas abseits der Stadt nicht nur reiten, sondern auch Verantwortung übernehmen lernen können.“ Außerdem können Kinder, die etwa eine Reittherapie machen sollen, in Heven vorsichtig an Pferde herangeführt werden, um die Scheu zu verlieren. Therapieren aber dürfen nur ausgebildete Therapeuten.
Die Mitgliedspreise sind niedrig, sie orientieren sich an normalen Sportvereinsbeiträgen. Zwei eigene Pferde hat der Verein, vier weitere werden betreut. Turniersport wird nicht betrieben.
Gegründet 2005 in Dortmund, stand der Verein kurz vor der Auflösung, als der Pachtvertrag am alten Standort auslief und die Besitzer des Hofes neue Pläne für ihr Gelände auf den Tisch legten, in denen die Reitergemeinschaft keinen Platz mehr fanden. „Das war bitter, wir haben an viele Türen geklopft, aber keine Rückmeldungen erhalten und dachten schon, das war’s dann“, erinnert sich Sigrid Pforr. Doch manchmal geschehen kleine Wunder. Ein Anruf aus Witten führte die Dortmunder nach Heven - dort haben sie die ideale Heimat für die Gemeinschaft gefunden. „In unseren Herzen sind wir Wittener“, lacht Gabriele Lück, die als Veterinärmedizinisch-technische Assistentin (VMTA) auch beruflich täglich mit Pferden zu tun hat.
Autor:Christian Lukas aus Witten |
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