DLRG-Retter eröffnen die Saison
Von den gerade einmal 9,5 Grad Wassertemperatur ließen sich acht Mitglieder der DLRG nicht abschrecken, die Saison einzuläuten.
Und so stiegen sie in die Ruhr. Anschwimmen lautet der Fachbegriff für den Start in die Wassersaison an der Wittener Ruhr. An der DLRG-Station an der Uferstraße nahmen die acht Unerschrockenen den Kampf mit dem Strom auf, an der Station an der Nachtigallstraße stiegen alle acht wohlbehalten wieder an Land. Und auch die Strömung meinte es gut mit den Lebensrettern: Nicht zu stark, nicht zu schwach konnten sie sich teilweise einfach ein wenig treiben lassen.
Anschwimmen an der Ruhr, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft lud ins ehemalige Stellwerk an der Nachtigallstraße ein, dem Stützpunkt der DLRG Witten-Mitte. Mitglieder aller drei Wittener Ortsgruppen kam, um sich etwa über die anstehenden Aufgaben für 2013 auszutauschen, aber nur acht der insgesamt nicht weniger als 1700 Mitglieder, die die Wittener Ortsgruppen zählen, trauten sich dann auch zur Uferstraße zu fahren, um am dortigen Stützpunkt in Wasser zu steigen und von dort tatsächlich den Weg zurück in der Ruhr anzutreten. Oder besser gesagt - zu schwimmen.
„Die Ruhr ist grundsätzlich kein Schwimmgewässer“, erklärt Moritz Rehder, der 2. Bezirksleiter der DLRG im Bezirk Witten. Aus diesem Grunde rät er niemanden, in der Ruhr auf Planschtour zu gehen. Nur: „Verbieten können wir das als DLRG nicht.“ Wenn die DLRG anschwimmt, wird damit „nur“ Einsatzbereitschaft signalisiert. Seit der Fusion der Ortsgruppen Annen und Bommern im letzten Jahr gibt es drei Gruppen, die die Wittener Ruhr von Steger bis zum Kemnader See als Lebensretter im Auge behalten: Annen-Bommern, Mitte und Herbede.
Eine historisch gewachsene Besonderheit, die daraus resultiert, dass Herbede bis 1975 eine eigenständige Stadt war und nicht zum Bezirk Witten gehörte, stellt der Bereich rund um die Schleuse in Heven dar: Dort, mitten auf Wittener Stadtgebiet, umgeben von Wittener DLRG-Stationen, ist die DLRG Langendreer-Werne daheim. Das Thema „Geschichte“ spielt dieses Jahr übrigens eine besondere Rolle für die DLRG: Vor 100 Jahren wurde sie gegründet, um den Menschen das Schwimmen beizubringen, was damals noch keine Selbstverständlichkeit darstellte. Aus diesem Grund findet dieses Jahr etwa eine große Wassertour der DLRG in NRW statt, die am 25. Mai auch in Witten Halt macht und mit allerlei Attraktionen aufwarten wird.
In 2012 mussten die Wittener Lebensretter insgesamt 40 Einsätze erledigen. „Die Meisten auf dem Kemnader See“, berichtet Moritz Rehder, den es zur DLRG verschlug, als das Stadtbad vor zehn Jahren abgerissen wurde. „Ich bin beim PV-Triathlon geschwommen und suchte nach dem Abriss einen neuen Verein“, erinnert er sich. Aber zurück zu den Einsätzen: „In der Regel handelte es sich um gekenterte Segler, denen wir helfen mussten. Aber alle Einsätze sind glimpflich verlaufen.“ Auch den großen Ruhrtriathlon bewachte die DLRG - und plant bereits für 2013 die Wiederholung dieses Großeinsatzes: „Wir haben bereits eine Gefährdungsanalyse erstellt und planen schon heute, wer welche Schicht übernehmen wird. Von uns aus kann der nächste Ruhr-Triathlon kommen.“
Ins Wasser steigen müssen die Lebensretter übrigens nicht nur, wenn sie gekenterte Segler auf dem Kemnader See zurück an Land bringen müssen: Auch wenn Holzstämme im Wasser treiben, werden sie oft aktiv. So etwa steht für kommendes Wochenende ein Einsatz an der Einmündung zum Kemnader See an, um dort einige Stämme aus dem Wasser zu hieven, die sich dort ein nasses, aber stilles Plätzchen gesucht haben und den Schiffsverkehr stören. Übrigens: „Im Kemnader See ist das Schwimmen tatsächlich wegen der Segler aber auch dem Schiffsverkehr mit der Schwalbe II und der MS Kemnade verboten.“
Nicht verboten wurde Kai Vogel der Sprung ins kalte Wasser beim Anschwimmen, der mit seinen 16 Jahren nicht einmal der jüngste DLRG-Retter war. Die jüngste Schwimmerin im Feld war seine Schwester Sarah mit 15. „Das ist ein Ansporn für die kommende Saison“, erzählte er vor dem Start und ließ nicht unerwähnt, bereits zum dritten Mal am Anschwimmen teilzunehmen. „Es ist einfach ein tolles Erlebnis und die Kälte spielt keine Rolle. Wenn ein Notfall anstünde, müssten wir ja auch ins Wasser.“ Immerhin: Die DLRG-Leitung verordnete allen Teilnehmern Neopren-Anzüge, die die Kälte weitestgehend außen vor ließen.
Und so machten sich die Anschwimmer gegen Mittag auf ins Kalte Nass, um die schätzungsweise 600 Meter zwischen den Stationen - begleitet von einem Rettungsboot, nur für den Fall der Fälle, zurückzulegen. Weitestgehend unbemerkt von der Bevölkerung, denn Wege, die zum Flanieren direkt an der Ruhr einladen, gibt es in Witten bekanntlich wenige und entlang des Bommeraner Ufers schon gar nicht. Schade.
So ließen sich die Teilnehmer treiben, ließen es langsam angehen und nach nicht ganz einer halben Stunde gingen Kai und Sarah Vogel, Sebastian Schäfer, Gina Schütte, Marc Spelzberg, Ralf Krause, Jens Wellnitz und Jakob Brüggemann wohlbehalten wieder an Land. „Absolut super“, resümierte Kai Vogel enthusiastisch. Übrigens: So richtig warm wird die Ruhr auch im Sommer nicht. Auf maximalmal 15 Grad erwärmt sich das Wasser.
Autor:Christian Lukas aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.