Spielzeug macht Ferien
Da hat man den Kindern der Kita Kinder- und Spielehaus doch glatt das ganze Spielzeug weggenommen! Zwei Wochen lang müssen die armen Kleinen nun ohne Lego, Holzbausteine, Puppen und Puzzles auskommen. Waren sie etwa böse?
Ganz im Gegenteil. Vielmehr läuft in der Kita an der Annenstraße aktuell das Projekt „Spielzeug macht Ferien“. Hintergrund: „Der Reizüberflutung, der die Kinder durch Spielzeug ausgesetzt sind, soll entgegengewirkt werden. Manche Kinderzimmer sehen aus wie kleine Spielzeugläden, so viele Spielsachen tummeln sich dort in den Regalen. Kinder werden häufig mit Spielzeug überschüttet, was dazu führen kann, dass sie sich nicht mehr sinnvoll mit sich selbst beschäftigen können“, erklärt die Leiterin der Einrichtung Sabine Jungermann. „Zwei Wochen lang“, so Sabine Jungermann weiter, „bekommen die Kinder nur Papier, Stifte, Scheren, Papier sowie Decken und Kartons zum Budenbauen. Wir haben dieses Projekt vor zwei Jahren schon mal in einer Gruppe ausprobiert, nun führen wir es in allen vier Gruppen durch.“
Ziel des Projekts ist es, dass die Kinder lernen sollen, „zu sich zu kommen“ und ihre eigenen Bedürfnisse kennenzulernen. Darüber hinaus sollen die Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, das Selbstvertrauen sowie die Frustrationstoleranz gestärkt werden.
„Zu Beginn war manchen Kindern langweilig, aber dann hat sich etwas entwickelt, die Kinder haben sich Sachen überlegt und miteinander ausgetüftelt, und es wurde gemalt und gebastelt“, berichtet Sabine Jungermann. „Auch für uns als Erzieher ist die Rolle eine andere, man ist normalerweise ja gleichzeitig auch Spielpartner und wird jetzt mehr zum stillen Beobachter.“
Bei den Eltern der Kinder, die im Vorfeld ausgiebig über das Projekt informiert worden sind, kommt die „spielefreie“ Zeit gut an. Und bei den Kindern? „Ich finde es nicht so toll, ich habe nichts gemalt und nur mit den Podesten gespielt“, sagt der sechsjährige Max. Die gleichaltrige Melis hingegen hat ihre Freude, wie sie sagt: „Besonders Malen und Basteln macht Spaß.“ Bei einem sind sich die beiden allerdings einig. Auf die Frage, ob sie sich freuen, wenn das Spielzeug aus den Ferien zurückkommen, nicken beide heftig.
Autor:Walter Demtröder aus Witten |
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