Guten Tag!
Sinn haben oder machen
"Das macht doch gar keinen Sinn" - Ich ertappe mich immer wieder dabei, Äußerungen oder Ideen dergestalt zu kommentieren, wenn sie nämlich meiner Meinung nach jeder vernünftigen Grundlage entbehren, was ja mal passieren kann. Korinthen kackende Sprachpuristen erwidern daraufhin dann gerne - oft auch um eine inhaltliche Diskussion zu vermeiden: "Das heißt aber nicht 'keinen Sinn machen', sondern 'es hat keinen Sinn'". Puh, da muss ich erstmal durchatmen. Schauen wir uns das Ganze doch mal genauer an: Fakt ist, dass der Ausdruck "Sinn machen" eine Lehnübersetzung aus dem Englischen ist ("to make sense"). Die Angelsachsen machen ja bekanntlich gerne und viel mit ihrem "to make", weil es so schön universell ist. Irgendwie kann man ja alles "machen": Hausaufgaben machen anstatt an diesen zu sitzen, Freunde machen anstatt Freundschaften zu schließen und so weiter. Da kann man schon das Gefühl bekommen als jemand, dem die Vielfalt der deutschen Sprache am Herzen liegt, dass diese Tendenz, die nun besonders prominent mit dem Ausdruck "Sinn machen" vorliegt, eine Gefahr für die zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen darstellt. Das kann ich erstmal nachvollziehen, gerade mit diesem schönen urdeutschen Wort "Sinn" in Kombination. Das kommt nämlich vom althochdeutschen "sinnan" (begehren), das sich aus dem indogermanischen "sent" ableitet. Das wiederum trägt die Bedeutung "gehen, reisen". Vor dem Hintergrund macht "Sinn machen" doch aber mehr Sinn, oder? Wenn wir einen Sinn nämlich nicht als gegeben ansehen, sondern als etwas, das am Ende eines Prozesses, Weges steht - dann müssen wir den eben "machen", selbst aktiv sein. Insofern finde ich den Ausdruck völlig angemessen. Aber: Da gibt es ja auch noch "Sinn ergeben"... vielleicht ist die ganze Debatte auch sinnlos?
Autor:Nicole Martin aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.