Glück auf! Leser starten zur Hauerschicht

Das werden die zehn Witten-aktuell-Leser so schnell nicht vergessen. Auf Einladung des LWL-Museums Zeche Nachtigall konnten sie exklusiv an einer Hauerschicht teilnehmen, die Witten aktuell verlost hatte. Neben interessanten Vorträgen erlebten sie auch die Welt unter Tage.
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  • Das werden die zehn Witten-aktuell-Leser so schnell nicht vergessen. Auf Einladung des LWL-Museums Zeche Nachtigall konnten sie exklusiv an einer Hauerschicht teilnehmen, die Witten aktuell verlost hatte. Neben interessanten Vorträgen erlebten sie auch die Welt unter Tage.
  • hochgeladen von Thomas Meißner

Auf zur Hauerschicht, was in unseren Tagen gar nicht mehr so einfach ist. Wo nämlich findet man noch ein Bergwerk, wo man tatsächlich einmal einen Einblick in die Arbeit des Bergmanns finden kann?

„Wir haben noch drei Steinkohlenbergwerke in Deutschland“, weiß Börje Nolte. Davon liegen zwei im Ruhrgebiet (Bottrop und Marl), eines in Ibbenbüren. Allein im Ruhrgebiet haben in den 50er-Jahren noch eine halbe Million Menschen im Bergbau malocht. Heute sind es insgesamt unter 10 000.

Dennoch, oder gerade deswegen, hat Witten aktuell zur Hauerschicht geladen. Die Industrie mag langsam verloren gehen, ihre Geschichte aber bleibt bestehen. Eingeladen hat eigentlich das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall: Zehn Leser von Witten aktuell wurden am Freitag auf die große Tour geschickt. In den Hettberg, hinein in den Nachtigallstollen, dem Besucherbergwerk des Museums nahe der Ruhr, jenes Flusses, dem die Region ihren Namen verdankt. Doch vor der Live-Erkundung dessen, was unter der Erde der Region verborgen liegt, bat Börje Nolte die Besucher zunächst in einen alten Eisenbahnwaggon, der heute als Seminarraum dient.

Börje Nolte ist Museums-pädagoge und ein Bergbauexperte und erkärte den Besuchern die Bedeutung des Muttentals. Hier begann die industrialisierte Form der Kohleförderung. Anfangs nämlich waren es noch Bauern, die Kohle förderten. Die Flöze lagen nahe der Ruhr nur knapp unter der Erde. Als man auch in Bommern irgendwann tiefer gehen musste, arbeiteten nun die Bergleute mit einfachen Metallwerkzeugen. Während im Muttental im allgemeinen vorwiegend in kleinen Zechen gefördert wurde, waren auf Nachtigall 1852 bereits 600 Menschen beschäftigt. Der tiefste Schacht führte 449 Meter in die Teufe.

Text: Christian Lukas

Und dann ging es endlich in den Berg.

Eingekleidet mit weißen Bergmannsjacken, ausgerüstet mit Helm und Grubenleuchten betraten die Besucher den Stollen und ließen sich von Börje Nolte in die Vergangenheit führen. Er führte ihnen eine alte Grubenlampe vor und klärte über die Gefahren der giftigen Gase unter Tage auf.

Zudem kam Jasmin Stadler in den zweifelhaften „Genuss“, einmal einen echten Bohrhammer in die Hand zu nehmen und an der Wand auszuprobieren. „Das hat ganz schön gerappelt in den Händen, und auf einem Ohr habe ich erst mal nichts mehr gehört“, erzählte sie beeindruckt. Jasmin Stadler war mit ihrer Kollegin Sabine Müller zur Hauerschicht gekommen. Beide arbeiten bei der Knappschaft, daher das Interesse für den Bergbau.

Die Teilnehmer lernten etwas über den „Kübel-Major“, der noch Mitte des letzten Jahrhunderts zum Einsatz kam. „Die hygienischen Verhältnisse unter Tage waren so schlecht“, erklärte Börje Nolte, „das schließlich Abort-Kübel aufgestellt wurden.“ Und die mussten ja auch geleert werden, vom „Kübel-Major“.

Alle Teilnehmer waren sehr beeindruckt, als Börje Nolte ihnen einen nur 70 Zentimeter hohen Streb zeigte und erklärte: „Hier haben die Bergleute liegend ihre Schichten gefahren, ein wirklicher Knochenjob.“
Nach zweieinhalb Stunden waren die Besucher nebst ihres Führers schließlich wieder draußen und freuten sich auf die angebotene Stärkung. Bei Bratwurst und Nudelsalat, Bier, Apfelschorle und einem Hauerschnaps wurde noch ausgiebig über das Erlebte geplaudert.

So waren auch Konnie Matena uns Frank Verhoeven noch ganz begeistert. Beide stammen nicht aus dem Ruhrgebiet, leben aber schon einige Jahre hier. „Deswegen hat uns diese Führung so interessiert.“ Besonders hat ihnen die Art gefallen, wie Börje Nolte den tollen Tag gestaltet hat. „Ganz direkt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, so, wie die Ruhris eben sind.“

Autor:

Thomas Meißner aus Witten

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