Der Wetterkamin von Buchholz: Ein einmaliges Denkmal in Witten
Er ist absolut einzigartig auf dem europäischen Festland – und er steht auf Wittener Stadtgebiet. Dennoch ist er jenseits des Hammertals so gut wie unbekannt: Der Buchholzer Wetterkamin.
„Dabei ist er das Wahrzeichen unseres Ortsteils“, erzählt Martin Kuhn, Vorsitzender des Heimatvereins Buchholz. Der Männergesangsverein Deutsche Eiche trifft sich seit über 80 Jahren jedes Jahr im Schatten des Kamins zum öffentlichen Pfingstsingen. Im Sommer sitzen oft Wanderer rund um den Kamin, der auf einem Hügel nahe des Siedlungsgebietes Rauhe Egge steht. Aber wieso kennt ihn eigentlich jenseits des Hammertals so gut wie niemand? Martin Kuhn muss nicht lange überlegen, um auf diese Frage eine Antwort zu geben. Dafür aber muss er ausholen: „Zwischen Buchholz und Witten bestanden in der Vergangenheit betrachtet nie enge Beziehungen.“ Die bestanden von Buchholz nach Stiepel, ab 1897 dann nach Hattingen und viel später zur Stadt Blankenstein. Ja, zur Stadt Blankenstein! Dieses längst vergessene, kurzlebige kommunalpolitische Konstruktum wurde am 1. April 1966 mit den Stadtteilen Blankenstein, Welper, Holthausen und Buchholz aus der Taufe gehoben – und am 31. Dezember 1969 auch schon wieder zu den Akten gelegt. Während die drei erstgenannten Ortsteile komplett Hattingen angegliedert wurden, kam flächenmäßig etwa die Hälfte vom alten Buchholz zur Stadt Herbede, die ihrerseits 1975 in der Stadt Witten aufging. Buchholz ist demnach eher zufällig ein Ortsteil Wittens geworden."
Eigene Infrastruktur im Ortsteil
Da die Buchholzer viele eigene Strukturen schufen, fühlte man sich nicht besonders abhängig von Witten. Im Gegenzug besitzt die Stadt Witten demnach erst seit 1975 ein bergbauhistorisch einmaliges Denkmal – das jenseits vom Hammertal kaum jemand kennt. „Errichtet wurde der Wetterkamin 1856, zuerst nur als Schornstein“, doziert Martin Kuhn. „Er diente zuerst als Rauchabzug für die am Fuß des Hügels befindliche Esse und das Kesselhaus der Zeche Vereinigte Geschwind und war mit dieser über einen den Berghang hinauf gemauerten 60 Meter langen Rauchkanal verbunden. Erst 1865 durch Konsolidation mit der Zeche Blankenburg wurde der Kamin zum eigentlichen Wetterkamin.“ Konsolidation, so nennt die Bergmannssprache die Fusion verschiedener Zechen. Der Kamin war Teil eines ausgeklügelten Luft-Zirkulationssystems, bei dem, vereinfacht gesagt, durch ein Kesselhaus verbrauchte Luft aus dem Stollen gezogen und durch so genannte Frische Wetter, also unverbrauchte, frische Atemluft ersetzt wurde, ohne die der Bergmann nicht hätte arbeiten können. Der im Kesselhaus entstandenen Rauch wurde über Rauchkanal und Wetterkamin abgegeben.
Der Kamin ist vierzehn Meter hoch. Allzu lang war er nicht in Betrieb: Bereits 1891 wurde er nicht mehr als so genannte Bewetterungsanlage genutzt. Dennoch hat er die Zeiten überdauert. Unter der Bezeichnung „Wetterschornstein Buchholz“ steht er seit dem 18. April 1983 in der Liste der Baudenkmäler Wittens– als vierter Eintrag überhaupt!
Ein weiterer Grund übrigens, warum das interessante Bauwerk nicht sonderlich bekannt ist, über das es viele weitere Informationen auf der Website des Heimatvereinsgibt, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass er ringsum von Bäumen umgeben ist, die ihn fast ausnahmslos überragen. Man sieht ihn den größten Teil des Jahres schlichtweg nicht (oder man muss wissen, wohin man schauen muss). Wer ihn etwa fotografisch verewigen möchte: Für den bietet sich im späten Herbst oder im schneefreien Winter die ideale Jahreszeit, denn ohne das Blattwerk der Laubbäume lässt er sich in den besagten Tagen in voller Pracht ablichten.
PS: Die Formulierung „einzigartig auf dem europäisches Festland“ ist nicht zufällig gewählt. Es gibt in Europa noch einen zweiten Wetterkamin aus Bergbauzeiten. Und zwar, man höre und staune, auf Mallorca. Der Kamin ist allerdings kleiner als der in Witten.
Autor:Christian Lukas aus Witten |
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