Katholische Kirche weiterentwickeln
Das Pastoralteam Witten wendet sich an die Gläubigen
In den vergangenen Tagen haben die Seelsorger des Pastoralteams im Pastoralen Raum Witten eine Reihe intensiver Gespräche mit Menschen geführt, die trotz ihrer Verbundenheit mit der Kirche nach und nach an ihr verzweifeln.
Das Problem der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche, die Vorgänge im Erzbistum Köln, das Verbot der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren durch die Glaubenskongregation sind einige Beispiele für Ursachen dieser Gefühlslage. "Wir empfinden ähnlich, und vieles macht uns rat- und sprachlos. Bedingt durch die Pandemie können wir keine Veranstaltungen zu diesen Themen anbieten. So nutzen wir diesen Weg, um Ihnen unsere Gedanken zu schreiben", so Pfarrer Friedrich Barkey weiter.
"Wir erleben unseren Glauben als etwas Befreiendes und unsere persönliche Beziehung zu Gott als von Liebe getragen. Der Glaubensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche anzugehören heißt für uns: Wir leben den Glauben in Beziehung miteinander, wir leben aus und mit dem Wort der Heiligen Schrift und der Tradition unserer Kirche. Ein lebendiger Glaube fragt stets danach: Wie kann ich Jesus Christus heute verkünden? Selbst Papst Franziskus hat von der Kirche gesprochen, die keine Angst vor Veränderung haben darf."
Sexualisierte Gewalt
"Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche muss weitergehen", erklärt er weiter. "Kirche darf sich dabei nicht nur auf juristische Gutachten beschränken, sondern muss die Ursachen benennen und verändern. Viele Bistümer – auch wir in Paderborn – sind bereits auf einem ehrlichen und guten Weg. Das macht Hoffnung."
Die Lehre der Kirche benötige "dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität", so der Bischof von Essen im Brief an seine Gemeinden vom 19. März. Dass Rom die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren und aller Beziehungen außerhalb der katholischen Ehe mit mittelalterlichen Argumenten ablehnt und fundierte Erkenntnisse der heutigen Humanwissenschaften ignoriert, zeige die Entfremdung von der Lebenswirklichkeit. "Liebe ist niemals Sünde, und ein Segen ist immer Zusage Gottes zur Liebe. Schon mehr als 2000 Seelsorgerinnen und Seelsorger haben in Deutschland gegen das Schreiben bereits in einem offenen Brief Stellung bezogen. Das macht Mut."
"Liebe ist niemals Sünde"
"In wenigen Tagen ist Ostern: Wir dürfen das Leben feiern. Wir feiern Wandlung – im eucharistischen Mahl, vom Tod in Leben, aus Hoffnungslosigkeit in Aufbruch. Bitten wir gemeinsam Gott darum, dass wir alle lernen, die Liebe Gottes sichtbar zu machen und dabei keinen ausgrenzen; dass Menschen Zuversicht finden in einem lebensbejahenden und frohmachenden Glauben. Denn das ist Kirche Gottes: voller Leben und Liebe. Und deshalb gehören wir dazu!"
Als Zeichen der Solidarität will das Pastoralteam an den Wittener Kirchen die Regenbogenfahne in den kommenden Tagen hissen.
Autor:Nicole Martin aus Witten |
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