Amoklauf eines Todesengels
Seit 14 Jahren lässt ein Thema die Theaterpädagogin, Schauspielerin und Regisseurin Sonni Maier keine Ruhe: Amokläufe an Schulen. In ihrem neuesten Stück „Todesengel“ hat die 31-Jährige dieses Thema nun aufgearbeitet.
„Auslöser war der Amoklauf an der Highschool von Columbine“, erzählt Sonni Maier, „ich hatte das Bedürfnis, mich damit künstlerisch auseinanderzusetzen. Das habe ich in Form einer Kurzgeschichte gemacht, die für viel Wirbel sorgte, in der Schülerzeitung nur zensiert veröffentlicht wurde und wegen der ich zum Direktorium gerufen wurde. Seitdem hat mich das nicht mehr losgelassen, und mir war klar, dass ich das auf die Bühne bringen musste.“
Sonni Maier recherchierte über lange Jahre, sprach unter anderen mit Amok-Experten der Polizei, einem Mann, der sich selbst als amokgefährdet einstufte, einem Lehrer, der bedroht wurde.
Die Idee zur Geschichte kam der Wahl-Wittenerin schließlich unter der Dusche. „In dem Moment war mir klar: Ich musste weiterduschen, und nach 20 Minuten war die Geschichte fertig“, erzählt Sonni Maier.
Anschließend zog sie für zwei Wochen in ein Hotelzimmer in Berlin (O-Ton Sonni Maier: „Ich muss dafür aus der Welt sein“) und schrieb das Drehbuch.
In der Geschichte ist die 16-jährige Mia (Sonni Maier) unter den Opfern eines Amoklaufs an einer Schule. Im Jenseits erstreitet sie sich eine zweite Chance: Sie darf zurück auf die Erde, 24 Stunden vor dem Amoklauf, und muss versuchen, die Tat zu verhindern. Das Problem: Sie hat keine Erinnerung mehr an diese 24 Stunden und keine Ahnung, wer zum Täter werden wird. Ist es ihr linkischer Banknachbar Sandro, der Außenseiter Hendrik oder die gewaltbereite Türkin Hülya?
Zusammen mit den freien Schauspielern Philipp Wiegand (Sandro), Tobias Vorberg (Hendrik) und Kerstin Pollig (Hülya) bringt Sonni Maier die Geschichte auf die Bühne.
„Todesengel“ ist ein präventives Theaterstück, das sich in die Reihe der Stücke über Problemthemen von Kinder und Jugendlichen einfügt, die Sonni Maier in den vergangenen Jahren geschrieben hat.
Ein Stück, dass sich mit Klischees auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was einen Schüler zum Amokläufer macht. Ab Mai wird das Ensemble damit auf Schultournee durch ganz Deutschland gehen.
„Ziel ist es, verhindern zu helfen, dass Amokläufe an Schulen passieren“, sagt Sonni Maier. „Wichtig ist, dass man bereits frühzeitig ein gesundes Schulklima schafft. Wir möchten Schulen und Schüler animieren, einen respektvollen Umgang miteinnander zu pflegen. Wichtig ist vor allem auch die Wertschätzung von Außenseitern, denn Amokläufe sind oft Rachetaten von Schülern, die gemobbt worden sind.“
Die Schultournee des Stücks hat in der Pestalozzischule begonnen, wo man sich schon lange mit dem Thema Gewaltprävention auseinandersetzt. Die Aufführung am Freitag, 3. Mai, sollte die Schüler ermutigten, sich konstruktiv mit schwierigen Themen zu beschäftigen. „Wir verschließen nicht die Augen, sondern machen Mut“, sagt Schulsozialarbeiterin Julia Fromm.
Dabei wurden mit den Schülern Inhalte wie Amok und Mobbing sowohl theoretisch als auch kreativ bearbeitet, um Unsicherheiten abzubauen.
Autor:Walter Demtröder aus Witten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.