Rezension

Beiträge zum Thema Rezension

Kultur

Die gefälschte Biografie

Javier Cercas' Roman „Der falsche Überlebende“ „Marco ist doch wie für dich gemacht! Du musst über ihn schreiben!“ Mit diesen Worten hat Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa während eines Abendessens in Madrid seinem spanischen Kollegen Javier Cercas einen „Stoff“ ans Herz gelegt, der 2005 in der spanischen Öffentlichkeit für einen Skandal gesorgt hatte. Der kaum bekannte Wissenschaftler Benito Bermejo hatte ein biografisches Lügengebilde zum Einsturz gebracht und einen vermeintlichen...

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  • 22.05.17
Kultur

Unfähigkeit zur wahren Liebe

Gonzalo Tornés Roman „Meine Geschichte ohne dich“ Gonzalo Torné ist im deutschen Sprachraum noch ein unbeschriebenes Blatt. Der 41-jährige Spanier, der in Barcelona Philosophie und Ästhetik studiert hat, gilt in seiner Heimat als eine der wichtigsten literarischen Stimmen seiner Generation. „Meine Geschichte ohne dich“ ist sein erster in deutscher Übersetzung vorliegende Roman – ein Buch, das neugierig macht auf mehr aus der Feder dieses Autors. Torné erzählt die Geschichte von Joan-Marc...

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  • 18.05.17
Kultur

Vergessen wird belohnt

Christoph Heins Roman „Trutz“ „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, schrieb Jean Paul einst in seinem ersten Roman „Die Loge“. Um Erinnerungen und Vergessen geht es auch wieder einmal im neuen Roman von Christoph Hein. „Nach 1989 gab es eine ungeheure Dämonisierung der DDR, jetzt eine rosarote Verklärung. Das würde ich mit Humor und Gelassenheit nehmen. Wer wirklich etwas über die DDR erfahren will, der muss Bücher lesen, die in dieser Zeit...

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  • 10.04.17
  • 1
Kultur

Der Trick mit den vier Türen

Carlos Ruiz Zafóns Roman „Das Labyrinth der Lichter“ Der katalanische Autor Carlos Ruiz Zafón ist eine Art Popstar unter den Schriftstellern. Jede Buch-Neuvorstellung hat inzwischen Event-Charakter. Sein 2003 in deutscher Übersetzung erschienener Roman "Der Schatten des Windes" wurde ein Weltbestseller, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mehr als 15 Millionen Mal verkauft. Es folgte 2008 die Fortsetzung „Das Spiel des Engels“ - eine bunte Mischung aus Abenteuerroman, Krimi, historischer...

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  • 06.04.17
  • 2
Kultur

Ich bin mir selbst ein Rätsel

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Hartmut Lange am 31. März erschien Neuauflage der „Waldsteinsonate“ „Es ist die Kunst, die es uns ermöglicht, die Grenze vom Leben zum Tode niederzureißen“, heißt es - durchaus charakteristisch für Hartmut Langes gesamtes Werk - in der Novelle „Die Cellistin“ aus dem Band „Das Haus in der Dorotheenstraße (2013). In den fünf neuen Novellen dieses außerordentlich gelungenen Bandes geht es noch etwas unheimlicher, geheimnisvoller und absurder zu als bei...

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  • 27.03.17
Kultur

Misserfolg als Lebensgefühl

Thomas Brussigs Roman „Beste Absichten“ Der Berliner Autor Thomas Brussig hat in der Vergangenheit mit „Helden wie wir“ (1995) und "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" (1999) zwei äußerst erfolgreiche „Wenderomane“ geschrieben, die in ihren Tonlagen zwischen Melancholie und Ironie und zwischen Komik und Tragik changierten. Der inzwischen 52-jährige Brussig beschäftigt sich auch in seinem neuen Roman wieder mit dem Ende der DDR. Musik, Geld und Freie Bahn sind (durchaus sinnstiftend) die drei...

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  • 22.03.17
Kultur

Eine Frau namens Happy

Zum 70. Geburtstag des amerikanischen Schriftstellers Paul Auster am 3. Februar* erscheint der gigantische Roman „4321“ “Schreiben ist für mich kein Akt des freien Willens, es ist eine Frage des Überlebens“, hatte Paul Auster kürzlich in einem Interview bekannt. Und dementsprechend liest sich auch sein gigantischer Roman „4321“. Es ist ein opulentes biografisches Verwirrspiel, ein höchst ambitioniertes literarisches Rätsel, ein ausschweifendes Zeitpanorama – vor allem aber auch eine...

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  • 30.01.17
Kultur

Leuchtend wie ein Glühwürmchen

Martin Suters Roman „Elefant“ „Hier hatte einer nicht in die Natur eingegriffen, um einen wissenschaftlichen Fortschritt zu erzielen, der Krankheiten heilen oder Leben retten sollte. Er hatte es getan, um eine Sensation zu erzeugen und damit womöglich ein Vermögen zu machen“, heißt es im neuen Roman des Schweizer Bestsellerautors Martin Suter. Und der Eingriff in die Natur hat es tatsächlich in sich. Eines Morgens sieht der obdachlose Ex-Investmentbanker Fritz Schoch, als er in seinem...

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  • 19.01.17
Kultur

Mir geht es ein bisschen zu gut

Martin Walsers Roman „Statt etwas oder Der letzte Rank“ erscheint am Donnerstag (5.) Elf Wochen vor dem 90. Geburtstag des Grand Seigneurs der deutsch­sprachigen Gegenwartsliteratur erscheint nun der neue Roman „Statt etwas oder Der letzte Rank“. Als Rank wird im alemannischen Sprach­raum eine Wendung und eine Wegkrümmung bezeichnet. Nun also eine letzte erzählerische Schleife von Martin Walser, kein Roman im klassischen Sinn, sondern vielmehr eine Fortschreibung seiner beiden Meßmer-Bücher von...

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  • 03.01.17
  • 2
Kultur

Mutter Courage und Kommissar Charitos

Neue Geschichten zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Petros Markaris am 1. Januar „Viele Griechen sind wütend. Aber das ist die Wut einer introvertierten Gesellschaft, die den Blick immer auf das eigene Land gerichtet hat“, bekannte der griechische Schriftsteller Petros Markaris kürzlich in einem Interview. So wie einst Henning Mankell will auch Petros Markaris in seinen Krimis nicht nur eine spannende Geschichte erzählen, sondern überdies auch die Schattenseiten der Gesellschaft...

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  • 27.12.16
  • 2
Kultur

Wenn der Sprachlehrer zur Spitzhacke greift

Javier Marias' Erzählungen „Keine Liebe mehr“ „Je älter ich werde, desto weniger Gewissheiten habe ich“, erklärte der spanische Schriftsteller Javier Marías kürzlich in einem Interview. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren war er nach Erscheinen der Übersetzung seines Romans "Mein Herz so weiß" von Marcel Reich-Ranicki im "Literarischen Quartett" des ZDF für den deutschen Sprachraum entdeckt worden. Über sechs Millionen Exemplare seiner in 34 Sprachen übersetzten Romane, Erzählungen und Essays...

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  • 29.11.16
Kultur

Hamlet aus dem Mutterleib

„Nussschale“ - der neue Roman von Booker-Preisträger Ian McEwan "Mich interessiert das menschliche Innenleben, das nicht von oberflächlicher Logik angetrieben ist", hat der britische Schriftsteller Ian McEwan einmal selbst sein dichterisches Credo beschrieben. Der 68-jährige pflegt seit Jahr und Tag ein ausgeprägtes Faible für spannungsgeladene Geschichten, in denen Figuren in psychischen Ausnahmesituationen im Mittelpunkt stehen. Ob eine Frau, die sich von zwei monsterartigen Hunden bedroht...

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  • 02.11.16
  • 3
Kultur

Streifzug durch die Oasen

Neuer Band zum 65. Geburtstag von Hanns-Josef Ortheil „Oasen sind Räume oder Schutzzonen, die ich während eines Jahres oft mehrmals aufsuche. Mit ihnen verbinde ich lange zurückliegende Erlebnisse, an die ich mich gern erinnere“, heißt es beinahe bei­nahe programmatisch im neuem Band „Was ich liebe und was nicht.“ Hanns-Josef Ortheil lädt den Leser geradezu ein, an sei­nem Leben teilzuneh­men, ihn in privates­te Bereiche zu beglei­ten, an Vorlieben und Abneigungen zu par­tizipieren. Seine große...

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  • 31.10.16
  • 1
Kultur

Wenn die Seele gefriert

Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman "Fremde Seele, dunkler Wald" Der Niederösterreicher Reinhard Kaiser-Mühlecker ist trotz seiner gerade einmal 34 Jahre längst weitmehr als nur ein Geheimtipp in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Als der auf dem elterlichen Bauernhof in Eberstalzell aufgewachsene Autor 2008 mit dem schmalen Roman "Der lange Gang über die Stationen" debütierte, wirkte diese Prosa über das bäuerliche Leben in der Provinz wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Aber die...

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  • 06.10.16
  • 2
Kultur

Massenmörder und Bach-Musik

Leon de Winters spektakulärer Roman "Geronimo" "Er war natürlich nicht nur ein Monster. Er war auch menschlich. Aber das macht es noch schlimmer", erklärte der niederländische Erfolgsschriftsteller Leon de Winter kürzlich in einem Interview über seine Romanfigur Osama bin Laden. Der 62-jährige Autor hat sich auf das Wagnis eingelassen, ein Stück jüngere Zeitgeschichte umzuschreiben. Im Roman wird Osama bin Laden im Frühjahr 2011 von den US-Spezialeinheiten nicht erschossen, sondern entführt....

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  • 13.09.16
  • 1
Kultur

Wenn nur ein wenig Asche übrig bleibt

Henning Mankells letzter Roman "Die schwedischen Gummistiefel" erscheint am 22. August Kurz vor Henning Mankells Tod vor knapp einem Jahr war in Schweden sein letzter Roman veröffentlicht worden, der jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt und uns eine erneute Begegnung mit dem Mediziner Fredrik Welin beschert, Protagonist im 2007 erschienenen Roman "Die italienischen Schuhe". Weltweit sind über 40 Millionen Mankell-Bücher verkauft worden, der Großteil davon waren die überaus erfolgreichen...

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  • 19.08.16
  • 2
  • 3
Kultur

Ohne Anfang, ohne Ende

Andreas Maiers Roman „Der Kreis“ „Ich erzähle keine Geschichte. Ich erzähle eher so etwas wie eine persönliche Ideengeschichte, die Ideengeschichte eines Menschenlebens“, erklärte Andreas Maier kürzlich in einem Interview nach Erscheinen seines neuen Romans „Der Kreis“. Es ist der fünfte von insgesamt elf geplanten Bänden eines stark autobiografischen Mammut-Epos'. Nun erzählt der 49-jährige Andreas Maier wie der „Problem-Andreas“ aus der Wetterau (ein Landstrich in Mittelhessen) in Kinder- und...

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  • 10.08.16
  • 1
Kultur

Wenn der Zaunkönig singt

Hans-Ulrich Treichels Band "Tagesanbruch" "Wenn der Zaunkönig singt, dauert es nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang." Diese kurze Phase will die Protagonistin in Hans-Ulrich Treichels neuer Erzählung "Tagesanbruch" nutzen, um sich von ihrem gerade verstorbenen Sohn zu verabschieden und gleichzeitig eine Lebensbeichte abzulegen. Treichel, der seit den 1990er Jahren als Dozent am Leipziger Literaturinstitut tätig ist, greift ein bekanntes und von ihm mannigfaltig variiertes Sujet auf - die...

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  • 21.06.16
  • 2
Kultur

Ein Denkmal wankt

Juan Gabriel Vásquez' Roman „Die Reputation“ Obwohl ihn Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa hochgelobt hat und seine Romane schon in 16 Sprachen übersetzt worden sind, ist der kolumbianische Schriftsteller Juan Gabriel Vásquez hierzulande noch weitestgehend unbekannt. Im Mittelpunkt seines neuen Romans „Die Reputation“ steht ein bekannter Karikaturist, der das politisch-gesellschaftliche Leben mit spitzer Feder mutig begleitet und sich nicht scheut, brisante Themen aufzugreifen. Dieser Javier...

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  • 23.05.16
Kultur

Kalauerjagd und Neurosenpflege

Maxim Billers opulentes Epos “Biografie” “Ich habe, wenn ich anfange zu schreiben, nie eine Ahnung, wie lang ein Buch wird”, hatte Maxim Biller kürzlich in einem “Zeit”-Interview erklärt und noch erläuternd nachgeschoben, dass er sein Manuskript schon um 200 Seiten gekürzt habe. Dafür gebührt ihm unser uneingeschränkter Dank, denn die nun vorliegenden, immer noch fast 900 Seiten erfordern vom Leser schon ein Höchstmaß an Toleranz und eine an Extremsportler erinnernde Ausdauer mit...

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  • 25.04.16
  • 1
Kultur

Schreibend ein neues Leben beginnen

„Die Liebesgeschichtenerzählerin“ - neuer Roman von Georg-Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius „Viel wichtiger war, dass sie nach dreißig Wartejahren endlich zum richtigen Schreiben kam und die Zeit als Tippse von Doktorarbeiten aufhörte und mit der Schreibmaschine ein neues Leben beginnen konnte“, heißt es über die Protagonistin Marie von Schadow (verheiratete von Mollnitz), die sich Ende der 1960er Jahre am Strand von Scheveningen dazu entschließt, ihre Familiengeschichte, genauer:...

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  • 13.04.16
  • 5
Kultur

Nicht lesen, sondern dechiffrieren

„Oben das Feuer, unten der Berg“ - der neue Roman von Büchner-Preisträger Reinhard Jirgl Reinhard Jirgl, Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2010 und damals wegen seines avantgardistischen Schreibgestus' gerühmt, hat einen gewaltigen Erzählbrocken vorgelegt. Ein Buch, das nicht gelesen, sondern dechiffriert werden muss. Wie schon in den Vorgängerwerken „Die atlantische Mauer“ (2000), „Die Unvollendeten“ (2003), „Die Stille“ (2009) und „Nichts von euch auf Erden“ (2013) stehen wieder Figuren...

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  • 30.03.16
  • 1
Kultur

Aufbruch ins Ungewisse

Peter Stamms Roman „Über das Land“ „Thomas stand auf und ging auf dem schmalen Kiesweg am Haus ent­lang. An der Ecke angelangt, zögerte er einen Augenblick, dann bog er mit einem erstaunten Lächeln, das er mehr wahrnahm als emp­fand, zum Gartentor ab.“ Die männliche Hauptfigur in Peter Stamms neuem Roman bricht ohne vordergründig erkennbaren Grund aus dem Alltag aus, lässt Frau und Kinder im Thurgau zurück und verschwindet. „Das Tragische gefällt mir, weil es mehr Nähe ermöglicht als das...

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  • 22.03.16
  • 1
Kultur

Dem „Milchbrötchen“ gefolgt

Siegfried Lenz' Nachlassroman „Der Überläufer“ Knapp zwei Jahre nach dem Tod des bedeutenden Romanciers Siegfried Lenz ist ein bisher unveröffentlichter, 65 Jahre alter Roman aufgetaucht, der in den 1950er Jahren nicht erscheinen durfte und den Lenz später nie erwähnt, aber auch nicht vernichtet hat. Im Nachlass wurde das Schreibmaschinenmanuskript entdeckt und nun von Hoffmann und Campe veröffentlicht. Von jenem Verlag, der Lenz' erschütternden Kriegsroman damals abgelehnt hat. „Ich halte es...

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  • 01.03.16
  • 3
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