Rezension

Beiträge zum Thema Rezension

Kultur

Juni an der Westküste

Michael Kumpfmüllers Roman „Tage mit Ora“ "Ich war Anfang fünfzig, als sie in mein Leben lief, und man sah mir an allen Ecken und Enden an, dass ich Anfang fünfzig war“, resümiert der Ich-Erzähler in Michael Kumpfmüllers neuem Roman. Der 57-jährige Erfolgsautor, der erst mit fast vierzig Jahren seinen von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ vorgelegt hatte und uns in „Die Heimlichkeit des Lebens“ (2011) an seiner Kafka-Annäherung teilhaben ließ, stellte zuletzt 2016...

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  • 28.08.18
Kultur

Ein edler Mensch

Christoph Heins Roman „Verwirrnis“  Wenn die Hauptfigur eines Romans Friedeward und deren Vater Pius heißt, klingt dies zunächst einmal etwas befremdlich und ziemlich altmodisch. Und wenn der streng katholische Vater seinen Spross dann auch noch mit einem „Siebenstriemer“ auspeitscht, um ihm die Homosexualität auszutreiben, glaubt man, in eine sinistre Handlung aus grauen Vorzeiten hineingeraten zu sein. Doch Christoph Heins neuer Roman handelt von der Zeit zwischen 1950 und den ersten Jahren...

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  • 15.08.18
  • 1
Kultur

Das ungelüftete Geheimnis

Maxim Billers Roman „Sechs Koffer“ Maxim Biller pflegt seit fast drei Jahrzehnten sein Image als „enfant terrible“ des deutschsprachigen Literaturbetriebs und inszeniert sich selbst gern als nonkonformistischer Schwimmer gegen den Strom des Zeitgeistes. Zunächst mit seiner Kolumne „100 Zeilen Hass“, später mit seinem Roman „Esra“ (2003), der wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten die Justiz beschäftigte und dann in jüngerer Vergangenheit auch als wütender Dauerpolemiker in der zweiten...

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  • 08.08.18
Kultur

Arbeiter bleibt man immer 

Henning Mankells erster Roman „Der Sprengmeister“ „Nein, ich könnte nicht sagen, welches meiner Bücher ich am meisten mag. Aber höchstens ein Drittel meiner Arbeit sind Krimis, und es ist schön, dass sie für die anderen Bücher eine Art Lokomotive geworden sind“, hatte der schwedische Erfolgsautor Henning Mankell kurz vor seinem Tod erklärt. Und diese Lokomotive (um bei der Metapher zu bleiben) nimmt uns nun mit auf eine Reise in die Vergangenheit – zu Henning Mankells erstem, 1973 in Schweden...

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  • 26.07.18
  • 1
Kultur

Aspirin im Pferdefutter

Ralf Rothmanns Roman „Der Gott jenes Sommers“ „Das Schweigen, das tiefe Verschweigen, besonders wenn es Tote meint, ist letztlich ein Vakuum, das das Leben irgendwann von selbst mit Wahrheit füllt.“ Mit diesem bedeutungsvollen Satz leitete Ralf Rothmann vor drei Jahren seinen in 25 Sprachen übersetzten Roman „Im Frühling sterben“ ein. Nun nimmt er diesen thematischen Faden wieder auf und begibt sich erneut in die Wirren der letzten Kriegstage. Handlungsschauplatz ist ein Gutshof vor den Toren...

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  • 10.05.18
  • 1
Kultur

Ich bin die Wahrheit

"Die Schulzeit Jesu" - der neue Roman von Nobelpreisträger JM Coetzee "Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden", heißt es im Vorgängerroman ("Die Kindheit Jesu") aus der Feder von John Maxwell Coetzee. Der inzwischen 78-jährige Nobelpreisträger des Jahres 2003, der seit 16 Jahren im australischen Adelaide lebt, knüpft mit der "Schulzeit Jesu" erzählerisch fast nahtlos an die "Kindheit" an, als...

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  • 08.05.18
  • 1
Kultur

Nicht zwischen den Stühlen

Zum 90. Geburtstag des Schriftstellers Georges-Arthur Goldschmidt am 2. Mai* "Ich wollte zeigen, was ich der Literatur an Freiheit, Selbständigkeit und an Lebensabenteuern verdanke", hatte Georges-Arthur Goldschmidt vor zehn Jahren über seinen gerade erschienenen Essayband "Die Faust im Mund" erklärt, in dem er sich intensiv mit Kafka (einem seiner Briefe ist auch der Buchtitel entlehnt), Eichendorff, den Grimmschen Märchen und mit seinem eigenen literarischen Selbstverständnis...

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  • 27.04.18
  • 1
Kultur

Von Rügen nach Rom

Hartmut Langes Novellen „An der Prorer Wiek und anderswo“ "In der Unheimlichkeit steht das Dasein ursprünglich mit sich selbst zusammen." Dieser Heidegger-Satz, den Hartmut Lange 1994 seinen Erzählungen "Schnitzlers Würgeengel" vorangestellt hatte, könnte auch als Leitmotiv für den neuen, zehn Novellen umfassenden Band des Berliner Autors fungieren. Unheimlich, dunkel, geheimnisvoll und teilweise absurd geht es in den kurzen Texten zu, die diesmal nicht (wie so oft üblich) an den Seen und...

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  • 11.04.18
Kultur

Die Leere spüren

  Peter Härtlings posthum erschienener Roman „Der Gedankenspieler“ "Er schloss die Augen, hörte in sich hinein und spürte die Leere wieder, die Gleichgültigkeit. So könnte ich anfangen zu sterben, sagte er und fügte hinzu: Ich bin müde." Diese durchaus autobiografisch anmutenden Sätze hat Peter Härtling Johannes Wenger in den Mund gelegt - Hauptfigur in seinem letzten Roman „Der Gedankenspieler“, den Härtling kurz vor seinem Tod im Juli 2017 abgeschlossen hat. Der alleinstehende Wenger hat...

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  • 29.03.18
Kultur

Mit dem Pony durch den Tulpenwald 

Martin Walsers Roman „Gar alles“ erscheint am 27. März Martin Walser schreibt und schreibt – mit nach wie vor atemberaubendem Tempo und bemerkenswerter formaler Brillanz. In seinem neuen Briefroman lässt der Grand Seigneur der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, der am 24. März seinen 91. Geburtstag feierte, einen auf bemitleidenswerte Weise gescheiterten Mann mittleren Alters Briefe an eine unbekannte Frau schreiben. Justus Mall war einst Oberregierungsrat in einem bayrischen Ministerium...

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  • 24.03.18
Kultur

Wenn alles zweimal geschieht

Peter Stamms Roman „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“   „Schreib eine Geschichte über mich“, lautete der zentrale Satz in Peter Stamms 1998 erschienenem und später verfilmten Debütroman „Agnes“ (1998). Seitdem hat sich der 55-jährige Schweizer Autor immer wieder auf experimentelle Grenzgänge begeben und ein reizvolles Spiel mit der Meta-Literatur inszeniert. Spätestens mit seinem mehr als 100 000mal verkauften Roman "An einem Tag wie diesem" (2006) hat sich Stamm in der ersten Reihe der...

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  • 28.02.18
  • 1
Kultur

Alles ist in Bewegung

Norbert Gstreins Roman „Die kommenden Jahre“ Der 57-jährige österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein ist bekannt dafür, dass er keinen großen Bogen um brisante Themen macht. Nach dem Balkankrieg („Das Handwerk des Tötens“) und einer gegen Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz gerichteten Roman-Persiflage („Die ganze Wahrheit“) hatte er sich zuletzt in seinem Roman „In der freien Welt“ (2016) mit dem Nahostkonflikt auseinander gesetzt. Nun widmet er sich dem Thema Flüchtlinge, eingebettet in eine...

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  • 27.02.18
Kultur

Zwischen Gretel Adorno und Doktor Faustus

Andreas Maiers Roman „Die Universität“ Andreas Maier hat die nächste literarische Etappe seiner großen autobiografischen Lebensrundfahrt bewältigt. Der Roman „Die Universität“ ist der sechste von elf geplanten Bänden des autobiografischen Mammutprojektes mit dem Arbeitstitel „Umgehungsstraße“. Über Kindheit, Jugend und Pubertät in der hessischen Wetterau – ein Landstrich zwischen Gießen und Frankfurt – haben die Vorgängerwerke „Das Zimmer“ (2010), „Das Haus“ (2011), „Die Straße“ (2013), „Der...

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  • 21.02.18
Kultur

Leben in einer Wirklichkeitsdoublette

Wilhelm Genazinos Roman "Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze" (erscheint Montag) Wilhelm Genazino, der vor einer Woche seinen 75. Geburtstag feierte, spricht im Rückblick über seine Schriftstellerlaufbahn von "einem konventionellen, langsamen bürgerlichen Aufstieg." 2001 hatte Marcel Reich-Ranicki im "Literarischen Quartett" des ZDF die Werke des gebürtigen Mannheimes hochgelobt, drei Jahre später gab es den öffentlichen Ritterschlag durch die Verleihung des Georg-Büchner-Preises. Seitdem...

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  • 28.01.18
  • 2
Kultur

Gemälde als Zäsur

Haruki Murakamis Roman "Die Ermordung des Commendatore I" Einen verwegenen Balanceakt zwischen Künstlerroman, Schauergeschichte, magischem Realismus und Selbstfindungsepos präsentiert uns der neue Roman von Haruki Murakami. In den letzten Jahren wurde der 69-jährige japanische Schriftsteller regelmäßig als heißer Kandidat auf den Literatur-Nobelpreis gehandelt. Im deutschen Sprachraum erfreut er sich schon seit dem Sommer 2000 großer Popularität. Damals war es im "Literarischen Quartett" des...

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  • 23.01.18
Kultur

Der Tod spielt Trompete

Hans Joachim Schädlichs Roman „Felix und Felka“  „Inmitten der zusammengestürzten Welt - menschliche Skelette mit Musikinstrumenten. Der Tod spielt Trompete. Felix erwacht. Er schwitzt. Er zittert.“ Sätze, die wie Nadelstiche unter die Haut gehen und beinahe ähnliche Schmerzen bei der Lektüre bereiten. Der inzwischen 82-jährige Hans Joachim Schädlich, der oft (und nicht zu Unrecht) als Meister der sprachlichen Reduktion gefeiert wurde, hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass er mit...

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  • 18.01.18
  • 1
Kultur

Ohne Vater kann keiner leben 

"Die rothaarige Frau" - der neue Roman von Nobelpreisträger Orhan Pamuk "Ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem viele Romane gelesen wurden. Mein Vater hatte eine umfangreiche Bibliothek und erzählte von den großen Schriftstellern wie Thomas Mann, Kafka, Dostojewski oder Tolstoi. Schon als Kind waren für mich all diese Romane und Autoren eins mit dem Begriff Europa", erklärte Orhan Pamuk einst in einem Interview. Doch trotz dieser frühen Affinität zur großen europäischen Literatur hat der...

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  • 27.09.17
Kultur

Besuch aus Venedig

Hanns-Josef Ortheils Roman „Der Typ ist da“ Plötzlich ist er da. Leise und doch bestimmend, hilfsbereit, aber nicht unterwürfig. "Ich bin Matteo, sagt der Typ und rührt sich weiter nicht. Als sie seinen Namen hört, fällt er ihr wieder ein. Matteo! Er war der Unscheinbarste von allen, ein stiller, höflicher junger Mann, immer etwas am Rand des Geschehens." Der junge Venezianer ist einer lose ausgesprochenen Einladung der Kölner Studentin Mia gefolgt und stellt fortan das Leben in einer...

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  • 12.09.17
Kultur

Die Entdeckung des Kaugummis

Uwe Timms opulenter Roman „Ikarien“ „Ich bin überzeugt, dass wir in unserer Seele einen besonderen Teil haben, der einem anderen vorbehalten ist. Dort sehen wir die Idee unserer anderen Hälfte, wir suchen nach dem Vollkommenen im anderen“, erklärte der männliche Protagonist Eschenbach in Uwe Timms letztem Roman „Vogelweide“ (2013). Um dunkle und helle Sphären im Menschen, um kaum erklärbare Ambivalenzen und Berührungspunkte zwischen Gut und Böse geht es auch im neuen Roman des inzwischen...

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  • 07.09.17
Kultur

In den Sand gemalt

Henning Mankells früher Afrika-Roman „Der Sandmaler“ Als Henning Mankell im Oktober 2015 im Alter von 67 Jahren gestorben ist, hat er ein gewaltiges Oeuvre hinterlassen. Neben seinen erfolgreichen Krimis um den kauzigen, stets missgelaunten Kommissar Kurt Wallander und den psychologisch ambitionierten Gesellschaftsromanen „Tiefe (2004)“, „Kennedys Hirn“ (2006), „Die italienischen Schuhe“ (2007) und „Der Chinese“ (2008) gab es auch noch die qualitativ höchst unterschiedlichen erzählerischen...

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  • 21.08.17
  • 2
Kultur

Der leere Briefumschlag

Paulus Hochgatterers vorzügliche Erzählung „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ "Man kann nichts objektiv erkennen, weder sich noch die Welt. Man kann sich ihr nur annähern, wenn man weiß, dass sie doch fern und unbekannt bleibt“, erklärte der Schriftsteller Paulus Hochgatterer kürzlich in einem Interview. Der 56-jährige Niederösterreicher, der im Hauptberuf das Landesklinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tulln leitet, hat sich künstlerisch stets mit Menschen in...

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  • 18.08.17
Kultur

Romane waren der fehlende Rest

Neuer Band zum 85. Geburtstag des Georg-Büchner-Preisträgers Jürgen Becker am 10. Juli* Als „eine maßgebliche Stimme der zeitgenössischen Poesie“ wurde Jürgen Becker vor drei Jahren völlig zu Recht bezeichnet, als ihm der Georg-Büchner-Preis, die wichtigste literarische Auszeichnung Deutschlands, verliehen wurde. "Ob das einundderselbe Autor ist, mag sich der Leser fragen, der in diesem Buch zu blättern beginnt und gleich auf so unterschiedliche Textformen und Schreibweisen stößt", schrieb...

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  • 04.07.17
  • 1
Kultur

Wenn das Schädeldach brennt

António Lobo Antunes' Roman „Ich gehe wie ein Haus in Flammen“ Alljährlich im Herbst, wenn das Rätselraten um die Nobelpreiskandidaten in die heiße Phase geht, wird seit rund 15 Jahren sein Name stets ganz hoch gehandelt. Der 74-jährige portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes, der viele Jahre als Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Lissabon arbeitete, hat nun seinen 25. Roman vorgelegt, der sich wie eine Summe seines bisherigen Oeuvres liest. Wieder steht das Portugal der...

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  • 29.06.17
Kultur

Außerirdische in Barcelona

Eduardo Mendozas Roman "Das dunkle Ende des Laufstegs" Am 20. April erhielt der katalanische Schriftsteller Eduardo Mendoza aus den Händen von Spaniens König Felipe den mit 125000 Euro dotierten Cervantes-Preis, die wichtigste literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt, für sein Lebenswerk überreicht. Seit der Veröffentlichung seines Romans "Die Stadt der Wunder" (1986) erfreut sich der 74-Jährige Mendoza auch hierzulande einer respektablen Lesergemeinde. "Meine Romanfiguren sind...

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  • 23.06.17
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