Senioren in Haldern
Senioren werden Smartphone-Profis
Halderner Senioren erhalten Unterstützung mit ihrem Handy
Samstags findet im Halderner Pfarrheim an der Gerhard-Storm-Straße eine Handysprechstunde statt. Halderner Senioren ab 60 Jahre können bei Problemen mit ihren Smartphones individuelle Unterstützung erhalten. Am letzten Samstag hat sich der Stadtanzeiger einmal mit an den Tisch gesetzt.
VON DIRK KLEINWEGEN
REES-Haldern. Ein Freiwilliger, aus dem Kreis der Halderner Messdiener, nimmt sich in der Sprechstunde bis zu eine Stunde Zeit, alle Fragen ganz genau zu beantworten. „Wir haben immer eine Eins-zu-Eins-Betreuung, ein Meßdiener und ein Senior“, erläutert Mechthild Kitzinger vom Quartiersbüro, „und davon vergeben wir jeden zweiten Samstag zwei Termine um zehn Uhr und zwei weitere um elf Uhr.
Viele Gesprächsrunden benötigen keine ganze Stunde, andere hätten gerne länger Zeit – können sich aber für einen neuen Termin wieder anmelden. Genutzt wird das Angebot meist von Senioren zwischen 70 und 85 Jahren. Sie kommen mit ganz alltäglichen Problemen: Wie übermittele ich Zählerstände an das RWE, wie verschicke ich Bilder per WhatsApp, wie öffne ich meine Mails. Es gab auch eine Sehbehinderte, bei der sollte die Sprachausgabe am Smartphone aktiviert werden. 15 Messdiener im Alter von 18 bis Anfang 30 haben die Organisatoren Kajo Verbeet und Mechtild Kitzinger in ihrer Liste, die dann abwechseln eingeteilt werden. „Wichtig ist, dass hier die Generationen zusammenkommen“, so Kitzinger. Die Beratung ist kostenlos, die Messdiener freuen sich aber über eine Spende in ihrer Sammeldose.
Rainer Kannengießer nimmt das Angebot heute zum dritten Mal in Anspruch. Er hat auch dieses Mal einen kleinen Fragenkatalog vorbereitet, den er mit Fabian Berntsen Stück für Stück abarbeitet. Es geht um das Einlesen von QR-Codes, das Ändern von Passwörtern, Mailprogramme oder YouTube. Der Messdiener hat fast für jede Frage die passende Antwort, sowie viele Tipps parat. Er lässt dem 72-Jährigen auch ausreichend Zeit die notwendigen Schritte für später zu notieren. „Ich habe mit dem Handy nicht viel zu tun“, erklärt Kannengießer, „ich gehöre nicht zur jüngeren Generation, die mit dem Teil schlafen geht.“ Doch Berntsen zählt den Senior doch schon zu den Fortgeschrittenen.
Ganz im Gegensatz zu Lia Brockmeyer, die hat ihr Smartphone erst vor kurzem erhalten. „Ich habe das ganz neu bekommen, auf großem Drängen aller Bekannten“, erklärt die 83-Jährige, „meine Freundinnen haben alle seit Jahren ein Handy. Doch ich bin bisher wenig verreist und brauchte deshalb kein Mobiltelefon.“ Zum Termin im Gemeindehaus hatte die Dame zwar die kompletten Unterlagen des Mobilfunkanbieters dabei, aber die PIN-Nummer, die wohl eine Freundin eingerichtet hat, war nicht verfügbar. Das Gerät ließ sich nicht starten und Linus Verbücheln konnte keine Hilfestellung bei den ersten Schritten geben. Von einem neuen Termin in 14 Tagen war Brockmeyer nicht unbedingt begeistert. „Dann muss ich mal selber gucken, in zwei Wochen habe ich schon einen Doktor hierauf gemacht“, erwidert die Seniorin lachend. Sie erzählt, dass sie zu Hause an ihrem Computer Fotos bearbeitet, Mails verschickt und auch für den Gemeindebrief der evangelischen Kirche regelmäßig Märchen schreibt. Verbüchelns Angebot auch bei PC-Problemen zu helfen lehnt sie selbstbewusst ab: „Da bin ich ziemlich gut, da kann ich eigentlich alles was ich brauche.“ Auch wenn man ihr heute nicht helfen konnte: „Das Angebot hier finde ich grundsätzlich gut.
Der 79-jährige Peter Bunse hat Probleme Anrufe zu hören, der Experte findet heraus, dass der „Nicht stören“-Modus aktiviert war. Gemeinsam mit dem Rentner deaktiviert er die Einstellung. Der Klingelton funktioniert jetzt, aber die laut Rapmusik als Klingeltin gefällt Bunse überhaupt nicht. Schnell wurde gemeinsam eine passendere Musik ausgewählt.
Auch Antonia Neuer ist von dem Handy-Support begeistert: „Das ist eine ganz super Anlaufstelle“. Die 81-Jährige ist sogar bei Facebook aktiv, bisher hat sie nur mitgelesen, eigene Posts hat sie noch nicht verfasst. Heute möchte sie sich erklären lassen, wie man ein Bild bei WhatsApp weiterleitet. Zusätzlich möchte sie gerne im Internet nach lustigen Bildern suchen, die sie abmalen kann. Der Messdiener erklärt die Bildersuche bei Google und nebenbei auch wie die Texteingabe in den kleinen Eingabefeldern funktioniert.
Die vier Senioren und die beiden Messdiener hatten viel Spaß an den gemeinsamen Gesprächen. Die älteren Damen und Herren sind nach diesem Samstagvormittag etwas klüger, die Halderner Messdiener etwas reicher. Und auch Mechtild Kitzinger kann sich über die erfolgreiche Handyschulung freuen.
Im Rahmen des Projektes „Gemeinsam im Dorf – Miteinander und nicht allein“ werden noch weitere interessante Veranstaltungen angeboten: Ausflüge mit dem Paralleltandem, gemeinsame Sparziergänge sowie Theater-, Literatur-, Spiele- oder Sportangebote. Auch eine Boulebahn, ein Naschgarten oder eine Büchertelefonzelle stehen in der Gerhard-Strom-Straße für die älteren Menschen zur Verfügung.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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