König in Grietherbusch: Der Hausherr hat's gemacht
Es war recht schwül in der kleinen Schützenhalle in Grietherbusch. Der letzte Preis war soeben gefallen und große Anstalten, auf den Rumpf des Vogels zu schießen, machte zunächst niemand. Doch dann fiel der erste Schuss und alles ging recht schnell über die Bühne. Am Ende saß der Hausherr dann ganz oben auf der Bank.
Die Sonne stand noch recht lange über den Wiesen. Draußen vor der kleinen Feierhalle ließ es sich bei einem Bierchen am besten aushalten. Im Innern legten die rund 130 Schützen auf die Preise an. Durch die seitliche Öffnung schossen sie auf den Vogel, der hier nur ein paar Meter über dem Boden im Vogelfang hängt, der an der gegenüberliegenden Mauer befestigt ist.
Benedikt Mayer durfte sich dann als erster in die Siegerliste eintragen, den Kopf nahm er gerne entgegen. Den rechten Flügel traf Ludwig Kamp, und als Felix Baumann den linken Flügel vom Rest des Holzvogels abgetrennt hatte, nahmen sich die Schützen das Zepter vor. Kurt Elbers war der Glückliche, den Reichsapfel durfte schließlich Andreas Lörcks mit nach Hause nehmen.
Als plötzlich das Licht anging
Nun aber ging es ums Ganze. Es ging um die Nachfolge des scheidenden Königs Karl Koster. Sechs Schützen aus dem 6. Zug hatten sich auf einmal hinter das Absperrgitter begeben. Die weißen Hemden waren zum Teil schon richtig durchgeschwitzt. Immerhin zeigte das Thermometer um 22 Uhr immer noch über 20 Grad. Der kleine Standventilator in der Ecke half da auch nicht viel.
Jetzt waren sie unter sich und die Königsanwärter legten sich das Gewehr zurecht. Jeder versuchte den entscheidenden Treffer zu setzen. Zwei der sechs waren mittlerweile aus dem Rennen. Nun machten es Kai Peters, Benjamin Boerboom, Willi Schmitz und Daniel Döring unter sich aus. Aber ging das überhaupt noch im Dunkeln? Plötzlich ging allen ein Licht auf, denn es wurde hell in der kleinen Halle. Aber nur für einen kurzen Moment.
„Wenn das Licht aus ist, siehst du gar nicht mehr wo du hin schießt“, bemerkte ein Schütze. Also wieder Licht an. Und tatsächlich. Mit Licht ging es dann ruckzuck. Daniel Döring rückte den Augenschutz vor dem Gewehr noch einmal zurecht, legte an und traf. Mit dem 255. Schuss, 21 davon auf den Rumpf, sicherte sich der Hausherr um 22.12 Uhr am Freitagabend im zweiten Anlauf die Königswürde.
Der Jubel kannte keine Grenzen
Grenzenloser Jubel brach aus, Schützen kletterten über die Absperrung und nahmen den überglücklichen König in die Arme. Und der strahlte über das ganze Gesicht. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, bemerkte er. Endlich hatte auch die Königin den Glückspilz erreicht. „Was soll ich sagen, ich weiß es nicht. Ich bin total platt“, so der erste Kommentar von Judith Lanzerath. Die beiden sind seit längerem schon ein Paar. Jetzt hieß es rauf auf die Bank. Die Kameraden trugen das künftige Königspaar unter der Musik vom Spielmannszug Praest raus aus der Halle und rein ins Festzelt. Die Feier konnte beginnen.
Im Laufe der dreitägigen Feierlichkeiten wurden auch noch einige Kameraden für langjährige Mitgliedschaft in der St. Johannes Schützenbruderschaft Grietherbusch-Grietherort geehrt. So blickten Klaus Lanzerath und Andreas Maas auf eine 25-jährige Vereinszugehörigkeit zurück. 40 Jahre hält Wilhelm Baumann den Schützen bereits die Treue. Und auf ein halbes Jahrhundert kann Emil Terlinden stolz sein. Die Ehrung der Jubilare findet am heutigen Sonntag während des Frühschoppens statt.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.