Aufschrei: „Jaaaa, da ist das Ding“

Die ganze Anspannung löste sich beim neuen König Sebastian Portykos. Foto: Ralf Beyer
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Was war das denn für ein spannendes und nervenaufreibendes Schießen. Vier Bewerber und ein Vogel, der die Schützen schier zur Verzweiflung brachte. Am Ende hatte Sebastian Potrykus die beste Idee und setzte den entscheidenden Schuss.

Die Sonne hatte am Samstagmittag wieder die Oberhand gewonnen, nachdem das Preisschießen für zehn Minuten wegen starken Regens unterbrochen werden musste. Doch die St. Irmgardis-Schützen ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn es weiter Bindfäden regnete, ein Schuss nach dem anderen setzte dem hölzernen Federvieh zu. So durfte sich Andreas Hülkenberg als erster in die Siegerliste eintragen. Der Kopf gehörte ihm. Den linken Flügel erlegte dann Heinz Alipaß II, das rechte Gegenstück donnerte nach einem Treffer von Christoph Heweling zu Boden. Das Zepter ging dann in den Besitz von Michael Schlaghecken und den Reichsapfel nahm Rüdiger Kitzinger als Trophäe mit nach Hause.
Und dann passierte erst einmal nichts. Denn es war kein Königsbewerber in Sicht. So konnte der ehemalige Brudermeister Johannes Griebler stolz verkünden, dass er aus den Händen des Diözesan-Bundesmeisters Peter Hees das Schulterband zum St. Sebastianus Ehrenkreuz erhalten hatte. Als letzten Akt seiner langjährigen Tätigkeit gab er das Amt dann an seinen Nachfolger Albert Bay weiter. Außerdem hatte noch Heinz Giesen den Hohen Bruderschaftsorden erhalten.
Plötzlich kam Bewegung in den Schießstand. Vier Kandidaten hatten sich dort eingefunden, um im fairen Wettkampf den König auszuschießen. Um 14.24 Uhr setzte der 28-jährige Sebastian Potyrkus den ersten Schuss. Ihm folgte der 24-jährige Andreas Hülkenberg. Andre Beckedahl, ebenfalls 24 Jahre jung, folgte als dritter Schütze. Komplettiert wurde das Quartett vom 25-jährigen Hendrik Markett.
Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, was den Vieren noch bevorstand. Es entwickelte sich ein Schießen, was an Spannung kaum zu überbieten war. Es schien fast so, als hätte Altmeister Alfred Hitchcock das Drehbuch geschrieben. Erst blätterten ein paar kleinere und größere Spähne ab. Dann bemerkte Sebastian Potrykus nach einer gewissen Zeit: „Ihr könnt euch schon mal bereit machen.“ Seine Einschätzung sollte allerdings noch lange nicht zutreffen.
Doch der Vogel begann mächtig zu wackeln, zweimal. Die Spannung stieg und immer wenn Andreas Hülkenberg an das Gewehr trat, wurde es ruhig. Lange hatte er den Vogel im Visier, doch sein Treffer reichte immer noch nicht. Der Vogel hing mittlerweile nur noch am seidenen Faden. Jeder Schuss konnte nun die Entscheidung bringen. „Jetzt trinken wir erst einmal einen Schnaps“, meinte Wilhelm Bushaus, der selbst schon einmal König der Bruderschaft war und das Gefühl kennt, wenn man vor dem Gewehr steht.
„Komm Andi, hol das Ding runter“, feuerte Potrykus seinen Mitstreiter an. Doch der Widerstand war noch nicht gebrochen. „Fall doch runter“, entfuhr es Andreas Hülkenberg, der immer wieder lautstark angefeuert wurde. Er wollte schon gar nicht mehr hinschauen. „Mein Herz rast“, erzählte er einem Mitstreiter.
Mittlerweile war die Uhr bis auf 15.25 Uhr vorgerückt. Da trat Sebastian Potrykus ans Gewehr. Er zielte, der Vogel krachte mit dem 209. Schuss oben auseinander und es schien, als wollte er das Gefühl des Triumpfes erst einmal für sich genießen. Kein Wort drang aus seinem Munde, erste Tränen musste er wegwischen. Dann, nach zwei, drei Minuten brach es aus ihm heraus: „Jaaaaaa, da ist das Ding“. Er küsste die Überreste und schließlich seine Frau Daniela, die nun mit ihm für ein Jahr die St. Irmgardis-Schützenbruderschaft regiert. „Ich habe es vorher geahnt“, bemerkte sie kurz und knapp.
Mittlerweile hatte sich auch Potrykus wieder gefasst. „Ich habe da oben einen Riss gesehen und drauf geschossen. Ich habe nun innerhalb von 15 Jahren alle vier Könige geholt (1996 Kinderkönig, 2001 Jungschützenkönig, 2008 Vizekönig und nun 2013 König). Darauf bin ich stolz.“

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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