Pfarrer Spörkel geht neue Wege

Pfarrer Hans-Gerd Spörkel (re) von der evangelischen Kirchengemeinde Haldern,Udo Windgaß (links, Vize-Vorsitzender des Presbyteriums) und Superintendent Dieter Schütte beim Pressegespräch.
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Haldern. „Pfarrer Hans-Gerd Spörkel hat in den vergangenen 26 Jahren hervorragende Arbeit in der Gemeinde geleistet. Die Gemeinde hat beschlossen, den Weg mit ihm gemeinsam zu gehen. Wer sich als Christ versteht, der muss diese Aufgabe übernehmen!“

Der Superindentent des Kirchenkreises Wesel, Dieter Schütte, fasste die Einstellung der evangelischen Kirchengemeinde zu ihrem langjährigen Pfarrer mit diesen Worten zusammen. Er ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung, zu ihrem Pastor zu halten, Ergebnis langer und auch kontroverser Diskussionen war.
„Ich stecke mit meiner Seele nicht im richtigen Körper…“, die Botschaft, die Pfarrer Hans-Gerd Spörkel jetzt im Rahmen eines Pressegespräches bekannt gab, hatten die Gemeindemitglieder bereits im Rahmen eines Gottesdienstes Anfang Januar gehört. Im Rahmen eines anschließenden Kaffeetrinkens hatte die Gemeinde Gelegenheit, sich mit dem veränderten Selbstverständnis ihres Pastors zu befassen. Die Offenbarung seiner transsexuellen Entwicklung sei Ergebnis eines jahrelangen Prozesses gewesen, an dessen Ende auch schwere seelische und körperliche Beeinträchtigungen gestanden haben. Hans-Gerd Spörkel war seit Sommer letzten Jahres vor dem Hintergrund seiner persönlichen Entwicklung dienstunfähig.

Depressive Schübe und deren Behandlungen, quälende Fragen, wie die Gemeinde wohl auf den Menschen reagieren würde, der eben diese Gemeinde Jahrzehnte lang als Mann mit geprägt hat…An der Last des Veränderungsprozesses trug Hans-Gerd Spörkel schwer. Irritationen auf allen Seiten, bei ihm, der Gemeinde und dem Presbyterium. „Ob eine solche Situation lebbar und arbeitbar ist, muss man abwarten“, so der beliebte Halderner Pfarrer, der mit der anderen Hälfte seiner Arbeitskraft Krankenhausseelsorger im Emmericher Krankenhaus ist.
Er sei nach den ersten zwei Dienstwochen nach der Rückkehr aus dem Krankenstand überwältigt von der Solidarität, dem Zuspruch und der Unterstützung, die ihm die Gemeindemitglieder signalisierten, so Spörkel. Dabei sei er mit Menschen zwischen 19 und 87 Jahren im Gespräch. Zunächst kaum vorstellbar, aber doch Realität: „Meine neue persönliche Situation bietet auch Chancen. So haben mich in den vergangenen Tagen auch Menschen mit privaten Problemen angesprochen, die sich erst jetzt trauen, ihrem Pfarrer ihre Sorgen mitzuteilen“, sieht Hans-Gerd Spörkel auch die guten Seiten seines ‚Outings’.
Es gebe eine solide Vertrauensbasis zwischen ihrem Pastor, der Gemeinde und dem Presbyterium, so Udo Windgaß, der Vorsitzende des Presbyteriums. Die große Chance liege im offenen Gespräch mit der Gemeinde und einem Maximum an Transparenz. Die evangelische Kirche habe bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit ähnlichen Situationen sammeln können. Dennoch habe es auch große Irritationen darüber gegeben, wie dem alten Pastor mit seiner neuen, weiblichen Identität denn wohl zu begegnen sei. Der Umgang im Berufsalltag wird sich finden, davon gehen derzeit alle Beteiligten aus. Eine Änderung des Vornamens etwa, der auf der Grundlage des Transsexuellengesetzes wohl möglich wäre, zieht Hans-Gerd Spörkel wohl zurzeit nicht in Erwägung.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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