Mitgestalten statt mitlaufen

Als wichtiges Glaubenszeugnis versteht Dorothee Becker ihre Bereitschaft, im Pfarreirat mitzuarbeiten. | Foto: Bischöfliches Generalvikariat Münster
  • Als wichtiges Glaubenszeugnis versteht Dorothee Becker ihre Bereitschaft, im Pfarreirat mitzuarbeiten.
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Ihr Abschied aus dem Arbeitsleben steht bevor, sie hat Familie und schon heute mehrere ehrenamtliche Aufgaben – und beginnt trotzdem noch etwas Neues: Dorothee Becker wird im November für den Pfarreirat kandidieren, der dann in ihrer Heimatgemeinde St. Irmgardis Rees – wie überall im Bistum Münster – erstmals gewählt werden wird.

Obwohl sie dem Vorgängergremium, dem Pfarrgemeinderat, nicht angehörte, ist Engagement in der katholischen Kirche für die 62-Jährige kein Neuland. „Ich habe die Kleinkindergottesdienste mit ins Leben gerufen und bin dann mit meinen Kindern im Gemeindeleben weitergewachsen“, erzählt sie. Erstkommunionkatechese, die Mitbegründung des Frauentreffs für Jüngere, Mitgliedschaft in einer Gruppe von „Wege erwachsenen Glaubens“ (WeG) waren weitere Stationen – sowie, ab 1990, der Kirchenchor.
Seit 2000 ist Dorothee Becker dessen Vorsitzende. Aus Überzeugung sagt sie: „Es gibt nichts Schöneres, als Gott durch Musik zu loben.“ So wurde der Chor zu ihrem größten Hobby und einem persönlichen Anliegen. Und weil sie der Meinung ist, dass möglichst viele Gruppen der Pfarrei im Pfarreirat vertreten sein sollen, möchte sie das für die Chöre übernehmen.
Daher überlegte die Lehrerin nicht lange, als man sie um ihre Kandidatur bat – zumal sie nur noch ein Jahr unterrichten muss: „Nach meinem letzten Schuljahr passt die Arbeit im Pfarreirat zeitlich“, erklärt Dorothee Becker. Die Zeit bis dahin werde sie im Falle ihrer Wahl überbrücken, sagt sie und ist dankbar, dabei auf die Unterstützung ihres Mannes zählen zu können.

Wichtig ist aktiv mitarbeiten

Zu diesem Mehr an Ehrenamt motiviert sie längst nicht nur der Einsatz für den Chor. „Es ist gut, wenn ich auch noch auf andere Art mit der Pfarrei verbunden bin“, findet die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder. Darüber hinaus sei es „wichtig, dass aktiv im Gemeindeleben gearbeitet wird, gerade heute, wo in der Entwicklung der Kirche so viel passiert. Wenn wir da nicht aufpassen, ist die Kirche irgendwann weg, und das möchte ich nicht.“ Diese Zusammenhänge würde Dorothee Becker gern jenen Gemeindemitgliedern klar machen, „die bislang nur konsumieren, aber nicht mitgestalten.“
Dass sie selbst zum Mitgestalten bereit ist, ergibt sich für die Reeserin ganz selbstverständlich aus ihrem Glauben: „Das ist unser Auftrag als Christen“, meint sie, „das Bibelwort ,Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium’ ist mir sehr wichtig.“ Auch in ihrem Beruf habe sie nie einen Hehl aus ihrem Christsein gemacht und sei öfter mit Schülerinnen und Schülern darüber ins Gespräch gekommen. „Das schönste Kompliment für mich war, dass einer meiner Schüler an der Firmung teilgenommen hat, weil ich ihm so viel von meinem Glauben erzählt hatte, dass er meinte, da müsse doch etwas dran sein.“
Kein Wunder, dass die Pädagogin überzeugt ist: „Wenn Kirche sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht, hat sie verloren.“ Deshalb hält sie Glaubenszeugnisse wie etwa Fronleichnamsprozessionen für unverzichtbar, und deshalb bringt sie sich persönlich ein.

Nicht mit allem einverstanden

Dabei ist sie längst nicht mit allem, was in der katholischen Kirche passiert, einverstanden: „Aber gerade, weil ich auch kritisch bin, will selbst mitmachen.“ So scheut sie auch keine Diskussion über ihre Religion, wie ihr Mann und sie sie beispielsweise mit ihrem Sohn gelegentlich führen müssen: „Dadurch sind wir gezwungen, unseren Glauben immer wieder zu hinterfragen, statt gedankenlose Mitläufer zu sein.“
Einfach mitlaufen will sie also auch im Pfarreirat nicht, sondern sich vor allem den Themen Liturgie und Chor widmen: „Den Rest lasse ich als Neuling auf mich zukommen.“ Nur eines weiß sie schon: „Ich muss mich jetzt ein Jahr lang bis zur Rente sehr gut organisieren – aber das werde ich auch, denn wenn ich solche Ämter übernehme, dann mit Haut und Haaren.“

Autor:

Lokalkompass Emmerich aus Emmerich am Rhein

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