Jeder Tag wird gefeiert - In Indien steht Dankbarkeit ganz hoch im Kurs

Diese Schatulle hat Nils auf einem Kunstmarkt entdeckt. Zurück in Deutschland bewahrt er einige Erinnerungen in ihr auf. In der Hand hält er eine so genannte „Rudraksha-Perle". Sie ist das Saatgut des gleichnamigen Baumes und gilt unter anderem sowohl als Glücksbringer, als auch als Quelle zur Erreichung der Selbstverwirklichung. Foto: Daniela Mady
  • Diese Schatulle hat Nils auf einem Kunstmarkt entdeckt. Zurück in Deutschland bewahrt er einige Erinnerungen in ihr auf. In der Hand hält er eine so genannte „Rudraksha-Perle". Sie ist das Saatgut des gleichnamigen Baumes und gilt unter anderem sowohl als Glücksbringer, als auch als Quelle zur Erreichung der Selbstverwirklichung. Foto: Daniela Mady
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Haldern. Noch fühlt sich Nils Müller ein wenig so, als lebe er in einer Parallelwelt. Immerhin sechs Monate hat der 21-Jährige in Bangalore, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Karnataka verbracht. Im Dienste des Christlichen Friedensdienstes e.V., „Youth Action for Peace Deutschland“ hat er Kinder von acht bis zwölf Jahren auf Englisch unterrichtet.

Als sich Nils Müller vor gut einem halben Jahr auf den Weg nach Indien gemacht hat, wusste er nicht, was ihn dort erwartet. Nicht einmal genau, für welches Projekt man ihn vor Ort einteilen würde. Gerne hätte er die Zeit in Asien mit Waisenkindern gearbeitet. Das Projekt an der „St. Michael School“, an der er die Fächer „Politische Bildung“ und „Geographie“ unterrichtet hat, war jedoch immerhin seine zweite Wahl. In drei Klassen mit maximal acht Kindern hat der Halderner vor allem eines gemacht. Er war für die Mädchen und Jungen da. „Ich habe ihnen spielerisch Wissen vermittelt“, schildert er. Neben dem Kennenlernen der Kontinente mitsamt ihrer unterschiedlichen Vegetationszonen und politischen Fragen, die er in ein Kreuzworträtsel verpackt hat, standen auch sportliche Aktivitäten auf dem Stundenplan. „Bei dem schönen Wetter waren wir viel draußen“, erzählt er und führt weiter aus, Höhepunkt sei jedoch einmal wöchentlich der Unterricht am Computer gewesen. Untergebracht war Nils gemeinsam mit bis zu zwölf anderen Freiwilligen aus Dänemark, Mexiko, Slowenien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden in einem Gästehaus.
Er hat unendlich viele Eindrücke gesammelt und die Einsicht gewonnen, dass es im Leben vor allem um Respekt und Akzeptanz geht und dass man die eigenen Wertvorstellungen manchmal einfach fallen lassen muss. „Ich könnte mir für mich persönlich zum Beispiel nicht vorstellen, dass meine Eltern bestimmen, wen ich heirate. Auch würden wahrscheinlich Viele hier in Deutschland nicht weiterleben wollen, wenn sie in einer der niederen Kasten leben müssten. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass in Indien jeder sein Schicksal annimmt. Sie machen sich die Lust am Leben zum Grundsatz und sind unglaublich dankbar.“
In dem Nils Müller beschreibt, dass er erlebt hat, wie jeder Tag gefeiert wird und dass Alltagsgegenstände in einem Ritual gesegnet werden, wird deutlich, wie tief er beeindruckt ist von der Lebensweise dieser anderen Kultur. Was er vermisst, ist das Gefühl, weg zu sein von zuhause, den Moment zu leben und sich nicht so viel mit Geld und dem Gedanken an die Zukunft auseinander setzen zu müssen. Auch sehnt er sich nach den Gerüche der Stadt, die, wie er beschreibt, so voller Leben steckt.
Seine eigene Position in der Welt ist ihm durch den Auslandsaufenthalt ein Stück weit bewusster geworden. „Bevor ich nach Indien gereist bin, hatte ich scheinbar unendlich viele Möglichkeiten. Jetzt weiß ich schon viel genauer, was ich machen möchte. Neben der Entscheidung, sich vegan zu ernähren, also auf sämtliche tierische Lebensmittel zu verzichten, zieht es den jungen Mann in den Osten Deutschlands, wo er ein Studium aufnehmen möchte. Neben dem Fach „Sozialwissenschaften“, das in Leipzig angeboten wird, interessieren ihn „Soziale Arbeit“, „Sozialpädagogik“ und „Wohlfahrtswissenschaften“. Bis dahin vergehen aber noch ein paar Monate. Zeit, den Moment zu genießen, bevor der Alltag wieder Einzug ins Leben hält. Und irgendwann will Nils Müller noch einmal zurück kehren nach Bangalore. Einerseits, um zu sehen, was sich so alles verändert hat in dem Land, das mit über einer Milliarde Einwohnern nach China das zweitgrößte der ganzen Welt ist. Andererseits aber auch, um zu schauen, ob seine Arbeit im Projekt Früchte getragen hat. Denn er war der erste Freiwillige an der St. Michael Schule und hat viel Energie investiert, um eine gute Basis für seine Nachfolger zu schaffen.

Autor:

Daniela Schlutz aus Rees

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