Feuchtes Haldern-Pop-Festival 2015 - Windbeutelweitschleudern ist die neue Königsdisziplin ;-)
Heute hab ich mir Haldern mal von oben angeschaut. Schon beeindruckend, einmal den Blickwinkel zu wechseln! Um auf den Zeltplatz und die Bühne vom Dach eines Campingbullis aus zu schauen und zu fotografieren. Bestes Wetter, hohe Wolkentürme weit, weit weg. Dunkle Wolkentürme, die kommen nicht bis Haldern. Es ist kein bisschen nass.
Zur Hauptbühne Marcus Wiebusch anschauen. Marcus Wiebusch mit seiner eindringlichen und, wie er betont, 8-minütigen Hymne gegen Homophobie „Der Tag wird kommen“. Es ist heiß, es rinnt der Schweiß. Dunkle Wolkentürme ziehen an Haldern vorbei. Der Boden vom alten Reitplatz ist knochentrocken.
Ich freue mich auf Woods of Birnam. Die Gruppe, die in etwa einer Stunde im Spiegelzelt auftreten wird. Erst an diesem Morgen wirklich wahrgenommen, wer denn da nach Haldern kommt. Woods of Birnam, die den Erfolgsfilm Honig im Kopf mit ihrer Ballade „I'll Call Thee Hamlet“ bereichert haben. So schön! Und gleich werde ich sie gleich live erleben. Der Himmel hat sich verfärbt, macht einen auf grau in grau. Wind kommt auf. Ach was, jetzt so kurz vor knapp vorm Ende des Haldern Pop kommt auch kein Regen mehr. Never!
Es wird langsam Zeit aufzubrechen zum Spiegelzelt. Doch ich kann nicht. Wirklich nicht! Beim besten Willen nicht. Wir alle nicht. Wir sind ja nicht aus Zucker - aber es schüttet. Als hätte sich der Himmel bis genau jetzt zurückgehalten - aber nun geht’s nicht mehr. Keine Sekunde länger! Trommelwirbel, Stakkato auf dem Dach des Pavillons. Es wird richtig dunkel mit einem Mal. Wir rücken immer mehr zusammen, der Regen arbeitet sich Stück für Stück und ganz unbeirrt voran. Von der kurzen Bux mit Achselshirt zum dicken Pulli mit Wetterjacke und Gummistiefeln ist's nur eine halbe Stunde. Für's Protokoll: es ist nass. So richtig pladdernass!
Kurze Regenpause, alles nötige wird erledigt ;-) und dann kommt mir auf dem Rückweg plötzlich ein Geschoss entgegen. Instinktiv ducke ich mich weg. Vor mir lachende Gesichter mit einer riesigen Schleuder. Einer Windbeutelweitschleuder! Fasziniert und äußerst amüsiert schauen wir uns das Treiben an. Die, die die Schleuder spannen. Und die, die die Windbeutel mit dem Mund fangen wollen. Das, und zwar genau das, ist Haldern. Ja, auch die Wiesen sind jetzt übrigens komplett - nass.
Der Weg zur Hauptbühne ist auch kein bisschen knochentrocken mehr. Es quietscht und quatscht unter den Sohlen, die der Gummistiefel ebenso wie bloßen Füßen. Der Eingang - ein großes Wasserloch. Der Platz vor der Bühne - Pfützen, Schlamm und Matsch pur. Doch das kann einen echten Haldern-Besucher nicht erschüttern! Passenderweise ertönt gerade „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ vom Band. Heute bin ich froh. Froh, dass ich nicht zur Camper-Gemeinschaft gehöre, sondern nachher in ein weiches, warmes Bett fallen kann. Ich wünsche allen auf dem Zeltplatz eine gute und vor allem trockene Nacht.
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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