Ein Kampf um Stärke und Macht - Ole und Lasse S. haben als Orks ihr Unwesen getrieben
Haldern. Ihr Totem ist der Rabe und sie streben nach Macht. Sie rauben Menschen aus, haben ihre eigene Sprache und sogar eine eigene Währung. Ihre Namen sind "Kroll" und "Garogg". Sie sind Orks und vom Bösen durchtrieben. Wenn auch nur für ein paar Tage im Jahr...
Wenn „Kroll“ und „Garogg“, alias Ole (30) und Lasse (25) S., einmal im Jahr in die Rolle der chaotisch, bösen Wesen schlüpfen, tauchen sie ab in eine Welt voller Fantasie und Kreativität. Sie lassen Stress und Sorgen des Alltags hinter sich. Gemeinsam mit ihren Brüdern Nils (31) und Jan (19), sowie mit weiteren Freunden, kommen sie seit Jahren regelmäßig zusammen, um „Urlaub für's Gehirn“ zu machen. Auch in diesem Jahr war es wieder soweit - Ende Juli trafen sich die jungen Männer mit zahlreichen Gleichgesinnten auf dem Drachenfest im hessischen Diemelstadt.
Das Liverollenspiel (LARP) ist bereits zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden. „Inzwischen hat sich das LARP bei uns Brüdern zu einer Art Tradition entwickelt, zu der wir aus allen Winkeln Deutschlands versuchen, wenigstens einmal im Jahr zusammenzukommen“, beschreibt Ole S.. „Angefangen hat alles im Jahre 2004 mit der Groß-Convention 'Conquest of Mythodea ' in der Nähe von Hannover“, erinnert er sich. Die jungen Männer haben sich als Mitglieder des Stammes Ha'Korb, was so viel wie „Fresserraben“ heißt, unter den Orks bereits einen Namen gemacht haben. Durch Bündnisse und Pakte mit Wesen wie Dunkelelfen sowie mit der Zeit gewonnene Lebenspunkte und magische Kräfte haben sie mittlerweile schon gewaltig auf das Spielgeschehen Einfluss nehmen können.
Im Stamm der Fresserraben hat jeder der Brüder seine ganz eigene Rolle: Nils („Ashakk“) fungiert als unantastbarer Schamane, der zwar auch kämpft, aber eher einen guten Draht zum bösen Schutzgeist pflegt und dem Stamm mit seiner beratenden Funktion stets in schwierigen Situationen beiseite steht. Ole, Lasse und Jan („Kru'Ag“) spielen kriegerische Orks, die ihre niederen Instinkte in einem geregelten Rahmen ausleben.
„Bei so einem LARP sieht man Sachen, die man sich sonst im täglichen Leben nicht vorstellen kann“, kommentieren Ole und Lasse S.. Schlachten und Opferrituale, aber auch eine Vielfalt von faszinierenden Kostümen. Eingebettet in eine Kulisse aus verschiedenen Lagern mit Palisaden und einer kleinen Stadt mit Geschäften und Tavernen.
Drei Wochen haben die Vorbereitungen auf das sechstägige Abenteuer gedauert. Denn die Rüstung, Waffen und ein böses Gesicht selbst zu fertigen, ist Ehrensache. „Einmal im Jahr herrscht dann bei uns Ausnahmezustand“, lächelt Mutter Heidi S.. Stoffreste, Folien, Metallösen für die Kettenhemden, Latex, Schaumstoff und jede Menge anderer Materialien, um die „zweite Haut“ von Jahr zu Jahr zu perfektionieren und Verschleißerscheinungen auszubessern, bedecken den Boden des Hauses.
Nach sechs ausgelassenen Spieltagen sind die Brüder nun langsam wieder zurück gekehrt in die Realität. Im wahren Leben sind Ole und Lasse S. übrigens Schauspieler und Chemiestudent und keineswegs vom Bösen durchtrieben.
Weitere Infos:
Seit über 20 Jahren wird das Liverollenspiel (LARP = Live Action Role Playing) in Deutschland aktiv als Hobby betrieben. Seine Wurzeln hat es jedoch in England. Die Teilnehmer verkörpern dabei einen sogenannten Charakter, indem sie sich ihrer Spielfigur entsprechend kleiden und verhalten. Um die Fantasywelt zum Leben zu erwecken, arbeitet ein erfahrenes Team hinter den Kulissen an den organisatorischen Abläufen. Weit über 100 Spielleiter, erfahrene LARPer, professionelle Eventfachleute und Hilfskräfte kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf vor Ort. Das LARP wird seit einigen Jahren sogar in der Erlebnispädagogik eingesetzt, da im Umgang mit ungewöhnlichen und unerwarteten Situationen unter anderem auch die Teamfähigkeit, Kommunikation und Lösungsfindung aktiv gefördert und gefordert werden.
Autor:Daniela Schlutz aus Rees |
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