Ein Hauch von Hollywood in Rees
Drei Kinofilme wurden teilweise in Rees gedreht
Um zu erfahren warum Rees Schauplatz in drei Kinofilmen wurde, haben wir mit dem Fachautor Michael Scholten gesprochen.
VON DIRK KLEINWEGEN
(STADTANZEIGER 28.02.2018/NRZ 03.03.2018)
REES. In seiner Kindheit ging Michael Scholten gern ins Reeser Lichtspielhaus („Reli“) und drehte mit Schulfreunden „Miami Vice“-Parodien auf dem platten niederrheinischen Land. Seine Filmleidenschaft machte der heute 46-Jährige zum Beruf: Als Reporter der Zeitschrift „TV Spielfilm“ bereiste er viele Jahre lang Drehorte in aller Welt, heute schreibt er Filmbücher und Kinopressehefte oder entscheidet als Jurymitglied über die Vergabe von Film- und Fernsehpreisen.
Wie oft wurde Rees schon als Kulisse für große Kinofilme genutzt?
Michael Scholten: "Dreimal. Das ist leider zu selten, gemessen an der großen Vielfalt an Drehorten, die Rees zu bieten hat."
Woran liegt das?
Michael Scholten: "Rees ist zu weit weg von Köln. Dort wohnen viele Filmemacher und Schauspieler. Sie an jedem Drehtag zwei Stunden nach Rees zu fahren oder hier in Hotels unterzubringen, kostet Zeit und Geld, ohne dass man diese Ausgaben später auf der Leinwand sieht. Also dreht man lieber im Umland von Köln, damit die „Heimschläfer“ morgens zum nahen Drehort gebracht werden."
Kennen Sie konkrete Beispiele dafür?
Michael Scholten: "Sehr viele. Im Sommer 2017 wurde Anne Gesthuysen Bestseller „Wir sind doch Schwestern“ für die ARD verfilmt. Der historische Roman spielt weitgehend in Rees und Xanten. Ich hätte es toll gefunden, wenn Regisseur Till Endemann und seine Schauspieler am Niederrhein gedreht hätten. Stattdessen wird man im Film aber die Eifel und das Bergische Land sehen. Die Nähe zu Köln war ausschlaggebend."
Aus welchen Anlässen wurde Rees in den letzten Jahren dann doch zur Filmstadt?
Michael Scholten: "Wenn die Stadt Drehorte oder Drehgenehmigungen bieten konnte, die anderswo nicht zu bekommen waren. Ein Beispiel ist der moderne Kinderfilmklassiker „Rennschwein Rudi Rüssel“. Regisseur Peter Timm brauchte für das Schweinerennen eine kleine Kirmes im Hintergrund. Die fand im Sommer 1994 in Grietherbusch statt und konnte günstig in die Szene eingebaut werden. Die 100 Komparsen wurden schnell aus dem Ortsteil und vom benachbarten Campingplatz rekrutiert, um das Rennschwein anzufeuern. Den Besitzer der Festwiese, Heinz Döring, lud der Regisseur später zur Filmpremiere nach Duisburg ein."
Welche anderen Filme wurden in Rees gedreht?
Michael Scholten: "Die Reeser Rheinbrücke spielte eine zentrale Rolle in der Schlussszene des Jugenddramas „Fickende Fische“, das 2002 viel Kritikerlob erntete. Regisseurin Almut Getto ließ ihre jungen Helden, den HIV-positiven Jan und seine Freundin Nina, mit einem Auto in den Rhein stürzen. Der Film spielt zwar in Köln, doch weil die dortigen Behörden den Stunt nicht genehmigen wollten, sprang Rees kurzerhand ein. Regisseur Dominik Graf nutzte 2007 die Burgruine Empel für eine kurze Sequenz seines Historiendramas „Das Gelübde“. Er hatte bereits den Innenhof der Wasserburg Anholt zur preußischen Kaserne umdekorieren lassen, da war es bis Empel nur ein Katzensprung für das Team."
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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