Ein ganzes Dorf feiert mit
7.000 Festival-Besucher strömten in das Lindendorf Haldern
An 361 Tagen im Jahr ist Haldern ein ruhiges und beschauliches Dorf, mitten in der Idylle des Niederrheins. Doch einmal im Jahr tut sich etwas, dann treffen sich 7.000 Musikbegeisterte zum Haldern Pop Festival.
Am Donnerstag war Hauptanreisetag. Bevor das Festival um 12.30 Uhr mit der ersten Veranstaltung in der „Pop Bar“ starten konnte, war erst einmal die Anreise zu bewältigen. Wer mit dem Zug kam, konnte sein Gepäck per Shuttle zum Camping-Platz bringen lassen. „Bei den Autofahrern ist ein wenig Geduld gefragt“, berichtete Klaus Helling aus Haldern, „da hat man schon mal Megastaus auf den Straßen rund um Haldern. Da kommt man gar nicht mehr vorwärts. Aber meistens sind die Straßen frei.“
Der Reeser Stadtteil Haldern zählt 5.000 Einwohner. Selbstverständlich war es durch die 7.000 Besucher deutlich voller auf den Straßen und Plätzen des Ortes. Doch das vielleicht vermutete Chaos blieb auch in diesem Jahr aus. Trotz der großen Menschenmenge war es ruhig und entspannt im Lindendorf, überall spürte man die viel gerühmte familiäre Atmosphäre der Veranstaltung. Die Festivalbesucher hatten Zeit, waren durchweg freundlich und gut gelaunt. Die Halderner waren im 35. Festivaljahr routiniert und auch die Geschäftsleute machten einen guten Umsatz.
Die Bäckerei Jansen, zentral im Ort mit Café, hatten sich gut auf die Festivaltage vorbereitet. „Wir haben bedeutend mehr Waren eingekauft, mehr Kaffeemaschinen und Geschirr herangeschafft“, erklärte Eva Jansen, „Man stellt sich darauf ein, die ganze Familie hilft mit. Die Schwiegersöhne, meine Schwägerin - alles was laufen kann und zwei Beine hat hilft uns und dann klappt das schon.“ Jansen war zufrieden, wie auch in den letzten Jahren: „Die Gäste sind sehr geduldig.“ Über ein Ständchen hatte sich die Inhaberin besonders gefreut: „Am Freitagmorgen hat der Chor vor ihrem Auftritt in der Kirche hier bei uns im Café gefrühstückt. Als Dankeschön haben sie im Anschluss ein Ständchen gesungen, sehr schön und rührend.“
Auch das Schuhhaus Becker in Haldern hatte sich auf die Festivalbesucher eingestellt. An den Festivaltagen wurden unzählige Gummistiefel verkauft. Zudem wurde das Sortiment durch Regenponchos erweitert.
Aufgrund der langen Trockenperiode und wochenlangen Hitze hatte man sich mit allgemeinen Grillverboten und kostenlosem Trinkwasser darauf vorbereitet. Doch beim Haldern Pop ist man auch schlechtes Wetter gewohnt. Der Notfallplan sah bei Unwetter vor, dass sich alle Festivalbesucher unverzüglich zu ihren Fahrzeugen begeben. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage signalisiert man freie Plätze für diejenigen, die keinen Unterschlupf in Fahrzeugen gefunden haben.
Die Feuerwehr war mit dem Löschzug Haldern vertreten. Die sechs bis neun Mitarbeiter kontrollierten Notausgänge, Feuerlöscher und teilweise auch den Campingplatz. „Wichtigste Aufgabe ist es aber präsent zu sein, damit wir von hier aus schneller ausrücken können“, erklärte Jugendfeuerwehrwart Marco Cornelissen. „Der letzte Einsatz der Feuerwehr auf dem Festival ist schon einige Jahre her. Da haben wir schon Mal nachts Lagerfeuer ausgemacht“, erinnerte sich Cornelissen, „es ist bestimmt schon 15 Jahre her, als mal jemand die Campingschränke aus seinem Wohnwagen verbrannt hat. Früher ist es auch häufiger vorgekommen, dass Campinggäste bei Aufräumen die heiße Grillasche in den Container geworfen haben. Da sind dann auch schon Mal Sonntagmorgen zwei oder drei Container ausgebrannt.“
Die Polizei war bei diesem Festival für die innere Sicherheit zuständig, es wurden allgemeinpolizeiliche Aufgaben zur Verfügung gestellt und im Rahmen einer möglichen Evakuierung hätten die Beamten bestimmte Aufgaben übernommen. Die Anzahl seiner Kollegen wollte Polizeikommissar Ulrich Renning nicht nennen. „Die Anzahl der Mitarbeiter nennen wir grundsätzlich nicht, aber diese ist nicht überzogen“, so Renning, „wir versuchen das der familiären Atmosphäre anzupassen.“ Viel ist beim Haldern Pop für die Polizisten nicht zu tun. „Nur die üblichen Kleinigkeiten, mal ein Diebstahl aus dem Zelt oder zwei die sich nicht so gut vertragen haben“, erklärte Renning. Auf fünf Diebstähle, eine Sachbeschädigung und fünf Platzverweise summierten sich die Einsätze an den drei Festivaltagen - ein geringes Ausmaß für ein Event mit 7.000 Gästen.
Mindestens 22 Mitarbeiter der Malteser waren ständig vor Ort. In Erstversorgungstrupps eingeteilt stellten diese die sanitätsdienstliche Betreuung des Festivals sicher. Der Stadtbeauftragte der Malteser Hendrik Theyßen konnte sich auch in den letzten Jahren nur selten an größere Einsätze erinnern. „Das Schlimmste was in den letzten Jahren passierte, war eine allergische Reaktion, Insektenstiche oder Eichenproßessionsspinner – die waren schon kritisch.“ Ansonsten gab es nur Bagatellverletzungen wie Schnitte, Blasen oder ein umgeknickter Fuß. Alkohol war bisher nur selten ein Problem. „Ein friedliches Festival, auch keine Schlägereien“, meinte Theyßen.
Das konnte Frank Postulart, Leiter des Reeser Ordnungsamtes nur bestätigen. Er kontrollierte, ob das Sicherheitskonzept der Veranstaltung wie vereinbart umgesetzt wurde. Bei Unwetter oder weiteren extremen Situationen wäre es Aufgabe der Ordnungsverwaltung gewesen, nach Absprache mit Polizei, Feuerwehr oder Veranstalter federführend über eine Evakuierung zu entscheiden. Postulart war vom guten Sicherheitskonzept der Veranstaltung überzeugt: „Weiterhin findet die Veranstaltung bereits zum 35. Mal am selben Platz statt. Da wissen alle was zu tun ist, jeder kennt sich aus, die Leute kennen sich alle untereinander und das sind die besten Voraussetzungen. Das hat sich bewährt über viele Jahre.“
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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