Schulen + Corona
Jetzt auch noch eine Erkältungswelle

Foto: Pixabay, Alexandra Koch
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Neben Corona kämpfen Schulen noch mit Grippe und Erkältungen

Durch Homeschooling und übermäßige Stubenhockerei konnten viele Schüler keine Abwehrkräfte gegen kursierende Erkältungsviren aufbauen. Neben Corona lauern daher auch Erkältungs- und Grippeerkrankungen auf die Kinder. Über die aktuelle Situation haben wir uns bei einem Kinderarzt, einer Schulleiterin und per Facebook bei verschiedenen Eltern informiert.

VON DIRK KLEINWEGEN

REES/EMMERICH. Dr. Arndt Verfürth ist seit fünf Jahren einziger Kinder- und Jugendmediziner in Rees. Er betreibt als angestellter Arzt das Medizinische Versorgungs-Zentrum des Marien-Hospital Wesel.

Stadtanzeiger: Weil es bei den Schülern nach Monaten des Distanzunterrichts an Abwehrkräften mangelt, warnen Experten vor einer Welle der klassischen Erkältungskrankheiten. Behandeln Sie in Ihrer Praxis vermehrt Schüler mit diesen Symptomen?
Dr. Arndt Verfürth: Schüler nicht unbedingt, aber Klein-, Kindergartenkinder und Grundschüler sind betroffen. In diesem Winter ist die Erkältungswelle sehr ausgeprägt, das überrascht uns jetzt nicht, da diese von Jahr zu Jahr immer mal heftig oder weniger heftig sind. Es war aber überraschend, dass es schon so früh im Jahr, bereits im September, angefangen hat. Durch die Hygienemaßnahmen und dem Distanzunterricht konnte sich das Immunsystem der Kinder in den letzten 12 bis 18 Monaten nicht mit Keimen, Viren oder Bakterien auseinandersetzen.

Was raten Sie Eltern und Kindern zum Beginn der Erkältungszeit?
Dass die Eltern ihre Kinder gesund ernähren, oft an die frische Luft schicken und viel trinken lassen, wenn die Erkältungssymptome kommen. Ganz verhindern kann man die Erkältungen aber nicht.

Ist eine Grippeschutzimpfung für Kinder sinnvoll?
Die ist sinnvoll für Kinder die Vorerkrankungen haben, chronisch erkrankte Kinder mit Diabetes, Asthma, Immundefekten, herzkranke oder an Rheuma erkrankte Kinder. Ein Kind, das normal fit ist und ein gutes Immunsystem hat, muss nicht unbedingt eine Grippeschutzimpfung bekommen.

Was halten Sie denn von Coronaimpfungen für Kinder?
Wir impfen hier, seit dem Sommer, Kinder ab zwölf Jahren. Ich hoffe das auch Kinder ab 5 Jahren, wie das ab heute in den USA zugelassen ist, hier in Deutschland geimpft werden können. Ich denke das ist schon sinnvoll.

Wie bewerten Sie den Präsenzunterricht und die Beendigung der Maskenpflicht in Klassenräumen?
Ich denke das sich jetzt, mit steigenden Inzidenzen, auch die Coronainfektionen in den Schulen ausbreiten. Eine gutsitzende medizinische Maske ist ein gutes Instrument, um Tröpfchen-Infektionen, wie bei dem Coronavirus, zu reduzieren. Das fällt jetzt weg. Ich rechne schon damit, dass die Infektionszahlen wieder steigen. Andererseits muss man sehen, dass die Kinder jetzt auch ein Stück Freiheit in der Schule zurückgewonnen haben. Gerade im Grundschulalter war das nicht so einfach für die Kinder. Die Erstklässler haben ihre Lehrer noch nie ohne Mund-Nasenschutz gesehen.

Wie viele Kinder mit Corona-Erkrankungen mussten sie in ihrer Praxis behandeln?
Ich schätze mal seit Frühjahr letzten Jahres bestimmt 30 bis 40. Wir hatten in der Praxis aber keine ernsten Fälle, ich kenne jedoch zwei Kinder über das Marienhospital, die vermutlich an einem Long-COVID-Syndrom erkrankt sind.

Normalerweise hat die Städtische Gesamtschule Emmerich am Rhein im November und Dezember einen erhöhten Krankenstand. „In diesem Jahr kann man merken, dass es ein wenig vorgezogen ist“, erklärte Schulleiterin Christiane Feldmann, „es sind schwerpunktmäßig Erkältungskrankheiten bei Schülern und Kollegen bemerkbar.“
Für Feldmann ist ein Lernen ohne Masken zwar erstrebenswert, der Zeitpunkt ist aus ihrer Sicht aber nicht ganz glücklich gewählt. Doch die Schüler haben ein sehr starkes Bewusstsein dafür, dass im Moment eine Maske noch notwendig und auch sicherer ist“, ergänzte die Schulleiterin. In einem Schreiben ging daher auch ein deutlicher Appell an die Eltern heraus. Weiterhin wird regelmäßig drei Mal pro Woche getestet und laut Hygienekonzept desinfiziert und regelmäßig gelüftet. Für die drei Räume, in denen keine Stoßlüftung möglich ist, wurden Luftwäscher beantragt.
Bevor der Inzidenzwert stark nach unten gegangen ist, gab es wiederholt Coronafälle an der Gesamtschule, nach den Herbstferien gab es noch zwei infizierte Schüler.

Tom besucht die zehnte Klasse der Realschule Rees. „Bis auf vier oder fünf Schüler haben alle ihre Masken auf“, berichtete er, „das Ding jedoch ist, viele haben die Maske unter der Nase hängen, deshalb bringt das nicht so viel.“ Auf dem Schulhof nutzen zwar alle Schüler vorschriftsmäßig die Masken, aber auch dort viele nicht in der richtigen Art und Weise.

Auf Anfrage bei Facebook haben uns einige Eltern ihre Meinung mitgeteilt:

Jessica Roos:
Da es ja mittlerweile bekannt ist, dass Kinder nie Treiber der Pandemie waren, bin ich froh, dass meine Kinder endlich im Unterricht die Masken abnehmen dürfen. Vor allem weil meine Drei (Grundschüler) bekamen ständig Kopfschmerzen von den Masken.

Bastian Tenholter:

Speziell an den Grundschulen lange überfällig, da es für kleinere Kinder eine große und unnötige Belastung war. Wenn man sich anschaut, dass in anderen Bereichen wie beispielweise Gastronomie oder Fußballstadien, bei 3G oder 2G, schon länger auf die Maske verzichtet wird, war es zuletzt bei den Sechs- bis Zehnjährigen, die zwei Mal die Woche PCR getestet werden, unfair und kinderfeindlich, darauf zu bestehen.
Ich hoffe das die Maskenpflicht in diesem Bereich bald komplett fällt und nicht nur am Platz. Lasst endlich die Kinder frei und wieder normal leben. Sie haben genug für die Älteren getan…

Theißen Hei:
Fürs Immunsystem sehr wichtig, denn das beginnt gerade zu schlafen und wir bzw. unsere Kinder reagieren viel heftiger auf normale Infekte als vorher. Corona ist schlimm, aber wenn wir weiter in diesen Einrichtungen dafür sorgen, dass unser Immunsystem keine Viren und Bakterien mehr erlebt, werden wir schwer krank durch Grippe und anderes.

Inga Wy
Präsenzunterricht und Maskenbefreiung – Daumen hoch

Sandra Jonkhans
Präsenzunterricht und Maskenpflicht bis mind. zu den Weihnachtsferien.

Petra Thewes
Ich rede für Lucas - er sagt, dass er die Maske anbehalten möchte wegen der Infektionszahlen.

Foto: Pixabay, Alexandra Koch
Foto: FunkeFotoServices / Montage: Dirk Bohlen
Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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