Wohnen in Rees
Wohnraum für 200 Menschen
Anstatt Sektkellerei sollen 62 Einfamilienhäuser entstehen
Seit 20 Jahren werden nur noch wenige Hallen der ehemaligen Sektkellerei Gut Friedburg als Lagerräume benutzt. Jetzt soll alles abgerissen werden , um Platz für eine Bebauung mit Einfamilienhäusern machen. Die umliegenden Hauseigentümer sind wenig begeistert und haben eine Interessensgemeinschaft gegründet.
VON DIRK KLEINWEGEN
REES. Im Jahr 2002 schloss die Sektkellerei Gut Friedburg in Rees. Fast 30 Jahre wurden auf dem Gelände an der Weseler Straße Sekt der Marken "Gut Friedburg", „Hoch-Elten“, „Heppenstein“ oder „Schloss Raveneck“ abgefüllt, dazu kamen auch Bowle, Fruchtsekt und Glühwein hinzu. Zu Hoch-Zeiten verließen 20.000 – 30.000 Flaschen am Tag die Produktion.
Jetzt soll auf dem 25.000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Sektkellerei ein neues Wohngebiet entstehen. 40 Doppelhaushälften und 24 Einfamilienhäuser hat der Reeser Bauträger RSE GmbH dort geplant. Es sollen 23 Millionen Euro investiert werden und bis zu 200 Menschen eine neue Heimat bieten. Im nördlichen Teil des Gebietes sind zweigeschossige, voll unterkellerte Doppelhaushälften mit Wohnflächen von rund 130 Quadratmetern und Grundstücken von rund 230 Quadratmeter geplant. Im südlichen Teil sollen sich auf größeren Grundstücken Einfamilienhäuser ansiedeln. Die Bebauung entlang der Weseler Straße orientiert sich an der gegenüberliegenden Häuserzeile, es sind eineinhalbgeschossige, voll unterkellerte Doppelhäuser geplant. Die beiden bestehenden Häuser der Eigentümerfamilie Müller sollen in die Bebauung integriert werden. Im nördlichen Teil des Geländes müssen noch Hallen abgerissen werden. Der südliche Teil ist unbebaut.
Im Januar 2022 wurden die Pläne der RSE vorgestellt, in der letzten Woche gab der Bauausschuss einstimmig grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss. Sämtliche Vertreter der einzelnen Parteien waren von dem Vorschlag, den der Prokurist des Projektentwicklers RSE ausführlich erläuterte, bis auf wenige Details einverstanden. Das die Industriebrache jetzt nach 20 Jahren, unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten, als Wohnbebauung genutzt werden soll und dass es später weniger versiegelte Fläche geben soll als bisher, überzeugte die Ausschussmitglieder.
Reichlich Kritik gab es stattdessen von den Anwohnern. Viele von ihnen nahmen an der Sitzung im Reeser Bürgerhaus teil, hatten dort aber keine Rederecht. Als Vertreterin der Interessensgemeinschaft hatte sich Tanja Hinz mit einem Schreiben an die lokale Presse gewandt.
Die Anwohner sind nicht damit einverstanden, dass die Grünfläche ohne Kompensation, im gleichen Gebiet, in eine Baufläche geändert wird. Auch soll der alte Baumbestand integriert werden. Laut Hinze ist eine Vielzahl der Bäume mit einem „X“ zur Fällung markiert. „Nicht alle Bäume, auf denen ein rotes X steht sollen gefällt werden“ erklärte Werner Schomaker, vom eingeschalteten Ingenieurbüro Oekoplan, „diese Bäume werden erst einmal nur auf Standfestigkeit und den Gesundheitszustand geprüft. Weitere Kritikpunkte sind fehlende Spielflächen für Kinder, dass sich die geplante Häuser nicht in die umliegende Bebauung eingliedert und das sich die Häuser unter sozialen Aspekten niemand leisten kann.
Dass das zukünftige Wohngebiet nur über die schmale Straße „An der Friedburg“ zu erreichen ist, wurde aber auch in der Ausschusssitzung kontrovers diskutiert. Die Bauamtsleiterin Elke Strede wies mehrmals darauf, dass es sich nicht um eine fertige Planung handelt: „Sobald alle planerischen Änderungen vorgenommen wurden, wird es eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit geben. Die Kritik an den jetzigen Plänen haben wir aber sehr wohl wahrgenommen.“
Die Interessengemeinschaft bleibt dran. „Wir werden die Niederschrift, das Protokoll zur Sitzung, lesen und uns dann weiter beraten“, sagte Tanja Hinz.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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