Post- und NIAG-Gelände
"Stadtquartier am Delltor" soll Stadt aufwerten
Geplante Bebauung von Post- und NIAG-Gelände vorgestellt
Seit fünf Jahren beschäftigt sich die Stadt Rees mit der Entwicklung des NIAG- und des Postgeländes. Im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung im Reeser Bürgerhaus wollten Eigentümer, Planer, Sachverständige und Vertreter der Stadt Rees über die aktuellen Planungsstand informieren.
Zurzeit sind auf dem NIAG-Gelände noch zwei Hallen und ein weiteres Gebäude vorhanden. Doch dieses Bebauung soll nach den Wünschen der Hüls Baukonzepte GmbH aus Bocholt schnellstmöglich abgerissen werden. Danach soll das Gelände neu bebaut werden. In welcher Form das erfolgen soll, stellten Geschäftsführer Andreas Hüls und Isil Celektepe vom Bocholter Architekturbüro Discher den rund 180 Teilnehmern im Bürgerhaus vor.
Geplant ist im Erdgeschoss ein Supermarkt, dem Vollsortimenter stehen 1700 qm Verkaufsfläche zur Verfügung. 160 qm davon sind für eine Bäckerei oder ein Café mit Innen- und Außengastronomie reserviert. Auf weiteren 55 qm könnte sich ein kleiner Blumenladen oder ein Lotterie- und Zeitschriftengeschäft ansiedeln. Der Supermarkt soll drei Zugänge erhalten. Der Haupteingang wird in Richtung Busbahnhof liegen, ein Eingang vom Parkplatz und ein weiterer Durchgang wird in Richtung Postgelände gehen.
Welcher Vollsortimenter die große Fläche mieten möchte, wollte Andreas Hüls auch auf Nachfrage nicht verraten. Später rutschte ihm versehentlich der Name REWE heraus. Vor dem Gebäude werden 98 Stellplätze angelegt. Für die Bewohner kommen noch 28 Garagen sowie Carports hinzu.
Drei Häuser auf dem Supermarkt
Auf die 1700 qm Dachfläche des Supermarktes sollen drei Häuser gebaut werden, die restliche Dachfläche soll als Grünanlage angelegt werden. Der Bereich soll mit Sonnenterasse, Baumhügeln und Grünfläche attraktiv gestaltet werden. Die Gartenanlage soll über Treppen oder Lifte erreichbar und über eine Rampe vom Kettenbergswall, auch der Allgemeinheit zugänglich sein. Sollte es Probleme mit Vandalismus oder sonstige Störungen geben, kann der Zugang auf die Bewohner der Häuser beschränkt werden.
Im vorderen Bereich des ersten Hauses soll auf 1200 qm und drei Etagen das Jobcenter Platz finden. Im hinteren Bereich des Hauses soll eine Tagespflege sowie sechs angeschlossene Wohnungen untergebracht werden.
In den beiden anderen Häusern sollen 31 Wohnungen entstehen. Zur Zeit finden sich Wohnungsgrößen von 70 bis 110 qm mit drei oder vier Zimmern in den Plänen. „Auf Wunsch könnten aber auch kleinere Einheiten entstehen“, erläutert Andreas Hüls. Ob die Wohnung gekauft oder gemietet werden können und welche Preise aufgerufen werden, konnte Hüls zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Die Fassade des Supermarktes soll an die alte Wallanlage der Reeser Stadtmauer erinnern. Die etwas zurückgesetzten Gebäude oberhalb, sind nicht als durchgehende Gebäude, sondern optisch als verschiedenfarbige und -hohe einzelne Giebelhäuser zu erkennen.
Die nicht von außen einsehbaren Dachflächen sind teilweise als Flachdach ausgeführt, um dort Photovoltaik- und Klimaanlagen unterzubringen. Für gute Klimawerte soll auch das integrierte Blockheizkraftwerk mit Spitzenlastkessel und solarer Unterstützung sorgen. Im Rahmen eines Contracting-Vertrages will eine Tochtergesellschaft von Hüls entstehende Wärme und Strom an die Nutzer des Gebäudes verkaufen.
Die Erschließung des Parkplatzes soll vom Busbahnhof her erfolgen, in Richtung Vor dem Falltor soll es nur eine Ausfahrt für PKW geben. Die Anlieferung des Supermarktes soll mit Rücksicht auf die Wohnbebauung inhouse und nur zwischen 6 und 22 Uhr erfolgen.
Neue Gastronomie auf dem Postareal
Auf dem ehemaligen Postgelände möchte die Lütkenhaus Grundstücks GmbH aus Gescher einen rechtwinkligen Gebäudekomplex bauen. „Zur Straße Vor dem Delltor und Neustraße hin“, so erklärte Hermann-Josef Kranz, „ist ein parkähnlicher Platz mit Sitzbänken, Grünfläche und einem Wasserspiel vorgesehen.“ Im Erdgeschoss soll auf 300 qm Gastronomie angesiedelt werden. Ob Restaurant, Café oder Eisdiele, der endgültige Grundriss steht noch nicht fest. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind Praxen und Büros geplant. Im Obergeschoss und der zweiten Etage sollen zehn Wohnungen entstehen. Mitten durch das Gebäude führt ein beleuchteter Durchgang, der zum jetzigen NIAG-Gelände führt.
Man kann vier Wochen zum Plan Stellung nehmen
Der Bebauungsplan, der auf Basis einer Vielzahl von verschiedenen Gutachten erstellt wurde, kann innerhalb der nächsten vier Wochen auf der Internetseite der Stadt Rees oder im Rathaus mit allen relevanten Unterlagen eingesehen werden. Innerhalb dieser Frist ist auch eine Stellungnahme möglich.
Heftige Diskussion
Die nachfolgende rege Diskussion zeigte, dass die Pläne nicht nur auf allgemeine Zustimmung stießen. Es wurden die riesige wuchtigen Mauern des Supermarktes, die Fassadengestaltung oder auch die grundsätzliche Erweiterung der Einzelhandelsflächen diskutiert.
Simon Vos, der als Bauträger selbst einige Bauprojekte in Rees realisieren konnte, bemängelte den Wandel bei Hüls von Disneyland hin, zu sehr kühler Sachlichkeit und empfahl noch einige Anpassungen. Den Entwurf des Postgeländes kritisierte er jedoch scharf: „Vom Lütkenhaus-Projekt bin ich brutal enttäuscht, das ist billige Architektur.“ Er empfahl 100.000 Euro mehr in die Hand zu nehmen und das ganze gestalterisch und nicht nach Aspekten des sozialen Wohnungsbaus zu konzipieren.
Nach Genehmigung des Baubauungsplanes durch den Rat der Stadt Rees könnten im Herbst bereits die Bauanträge von Hüls und Lütkenhaus eingereicht werden. Anfang 2010 könnte, nach Baugenehmigung und Abriss, der Bau begonnen werden. Für das Postgelände wird mit einer Bauzeit von 12 Monaten gerechnet. Für das NIAG-Gelände ist eine Bauzeit von 24 Monaten veranschlagt worden. Ende 2022 könnte dann endlich wieder Ruhe in die Reeser Innenstadt einkehren.
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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