Freibad-Neubau diskutiert
Verluste beim Neubau - Wirtschaftsprüfer rechnet mit 340.000 Euro Verlusten pro Jahr
aus dem Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg vom 21.10.2017
von Dirk Kleinwegen (Text + Fotos)
Was passiert nun mit dem Reeser Freibad? Antworten auf diese Frage sollte es auf der 9. Öffentliche Sitzung des Betriebsausschusses Bauhof- und Bäderbetrieb geben. Denn dort wurde die Machbarkeitsstudie zum Freibad und die wirtschaftlichen Auswertungen vorgestellt.
Das ANTEC-Planungsbüro für Abwassertechnik und Freibadsanierung hat von der Stadt Rees den Auftrag erhalten, eine Machbarkeitsstudie über ein zukünftiges Gestaltungs- und Nutzungskonzept für das Freibad Rees unter Berücksichtigung einer umfassenden Sanierung und Erneuerung der Schwimmbecken, der Badewasseraufbereitung und der Gebäude durchzuführen.
Stefan Blau, Inhaber des Planungsbüros, stellte den anwesenden Ratsmitgliedern und den weiteren 22 Bürgern die Studie vor. Die Vorgaben zu Planung war ein 25 Meter Wettkampf-Becken mit sechs Bahnen als Kombinationsbecken mit einem Nichtschwimmerbereich. Zusätzlich sollte das Konzept ein Kinderbecken mit einer Wasserfläche von 100 Quadratmeter vorsehen. Damit würde sich die Wasserfläche von jetzt 1.541 auf 518 Quadratmeter reduzieren.
Da ein Kombinationsbecken mit Nichtschwimmerbereich im Widerspruch zur Forderung eines Wettkampfbeckens mit 1,80 Meter Wassertiefe steht, hat Stefan Blau eine weitere Alternative errechnet: Schwimmerbecken 418 Quadratmeter, Nichtschwimmerbecken 210 Quadratmeter und das Kinderbecken 100 Quadratmeter. Mit diesem Konzept würde sich die Wasserfläche nur noch von 1.541 Quadratmeter auf 728 Quadratmeter reduzieren.
In beiden Varianten sollten rechts neben dem neuen Hallenbad Sanitär- und Umkleideräume, der Kassenbereich und das Technikgebäude anschließen. Das alte Hallenbad wird rückgebaut, die alten Umkleiden und Duschen sollen laut Konzept erst einmal stehen bleiben, aber nicht weiter für das Freibad genutzt werden.
Bei der Ausführung mit Edelstahlbecken, die länger als 50 Jahre haltbar sind, belaufen sich die Gesamtkosten bei zwei Becken auf 2.364.400 Euro, beim Konzept mit drei Becken auf 2.811.300 Euro. Bei einer einfacheren Beckenausführung ließe sich bis zu 214.400 Euro bei zwei Becken und 331.000 Euro bei drei Becken sparen.
Im Hinblick auf die Kosten von 3,25 Mio. Euro für das Hallenbad, vielleicht ein tragbares Konzept für die Baukosten des Freibades. Die wirklichen Probleme wurden erst beim Vortrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Heilmeier & Partner aus Krefeld deutlich. Rolf Kempkens hatte, im Auftrag der Stadt, die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Freibadneubaus kalkuliert und dabei auch die Unterhaltskosten berücksichtigt.
Bei Errichtung eines Freibades würde der Bäderbetrieb, selbst unter Berücksichtigung von Beteiligungserträgen und der Ertragssteuerersparnis durch den Querverbund, jährlich ca. 340.000 Euro Verluste verursachen. Rein rechnerisch müsste, um diese Kosten aufzufangen, jeder der 39.000 Besucher pro Jahr im Frei- und Hallenbad einen Eintrittspreis von 23,52 EUro zahlen.
Bürgermeister Christoph Gerwers machte deutlich, dass diese Kosten – sollte sich der Rat der Stadt Rees für einen Neubau entscheiden – über eine Erhöhung der Grundsteuer B und deutlich höhere Eintrittspreise für alle Nutzer finanziert werden müssten.
Der Wirtschaftsprüfer Ralf Kempkens hatte im Rahmen seiner Ausführungen deutlich gemacht, dass vor der Entscheidungsfindung unbedingt eine verbindliche Auskunft in Sachen Querverbund beim Finanzamt eingeholt werden muss. Die verbindliche Auskunft beim Finanzamt dauert mindestens sechs Monate. Damit werden die Reeser auf jeden Fall im nächsten Jahr auf ein Freibad verzichten müssen.
Am Rande erläuterte Gerwers, dass er nach wie vor – im Gegensatz zur Berichterstattung in der Tagespresse – mit dem Reeser Schwimm-Club in Kontakt stehen würde. Es wäre richtig, dass die Zusagen für eine Weiterführung des Schwimmbadbetriebes im Jahr 2017 gegolten haben. Der RSC ist aber bereit, auch bei einer späteren Eröffnung des Freibades, mit möglichen Sponsoren zu reden und über weitere Unterstützung durch den RSC zu verhandeln.
Gerwers rief alle Vereine dazu auf, nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Die Planung können dazu in den nächsten Tagen im Internet abgerufen werden.
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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