Neuer Ferienpark für Rees
Die unendliche Geschichte
Rees soll Ferienpark erhalten
Seit über 30 Jahren wird für das Reeser Meer eine vernünftige Nutzung gesucht. Endlich hat die Stadt Rees einen Investor gefunden, der Nägel mit Köpfen machen will. Bereits 2024 soll der Betrieb eines Ferienparks beginnen.
VON DIRK KLEINWEGEN
REES. Am letzten Wochenende haben sich die Ratsmitglieder gemeinsam den Marissa Ferienpark am Dümmer-See angesehen. Der Entwickler und Betreiber der Anlage möchte auch in Rees zum Zuge kommen. Das Projekt soll ein Leuchtturmprojekt für NRW werden, es sollen zwischen 200 und 250 Millionen Euro investiert werden. In Rees sollen 400 bis 500 Ferienhäuser und -wohnungen entstehen. Dank vorhandenem Bebauungsplan kann der Investor direkt mit dem Bau von 300 Einheiten beginnen.
Die Ratsmitglieder waren laut Bürgermeister Christoph Gerwers vom niedersächsischen Freizeitpark begeistert. Das Konzept der Entwicklungsgesellschaft Wald & Welle GmbH, sowie der Betreibergesellschaft Marissa GmbH, hätte die Politiker in weiten Teilen überzeugt. Denn am Dümmer See sind nicht nur 420 Wohneinheiten, je die Hälfte Häuser und Wohnungen, auch das Umfeld kann sich sehen lassen. Angefangen mit Strand und Bootsstegen, über Spielplätze wie Skaterpark, Volleyball-Feld und Klettergarten, Geschäfte bis hin zum Freizeitbad, Wellnesshaus, Seesauna, Kletter- und Indoorspielplatz, mehrere unterschiedliche gastronomischen Angebote sowie einem ausgewachsenen Konferenzcenter, bleiben dort keine Wünsche offen. Welche Angebote in Rees gebaut werden sollen, steht noch nicht fest, hier möchte der Investor mit einer Marktanalyse klären, welche Angebote wohl am besten angenommen werden. Eins steht auf jeden Fall fest, die Attraktionen sollen nicht nur Parkbesuchern vorbehalten sein. Die Nutzung von Strand, Spielplätzen und anderen Outdoor-Aktivitäten sollen allen kostenlos zur Verfügung stehen. Hallenbad, Wellness oder andere können nur auf Eintritt genutzt werden. Eine Einbindung des Umweltbildungszentrum Wahrsmannshof sowie des Reeser Rudervereins können sich die Investoren vorstellen.
Die Grünen der Stadt Rees haben zur erneuten Aufnahme des Projektes Stellung genommen: „Die Anlage muss in ihrer Dimension mit der Größe von Haldern und Rees im Verhältnis stehen. Die Ansprüche an Freizeit und Erholung sind weiterhin für die Ortsansässigen zu gewährleisten und nach Möglichkeit noch zu verbessern. Vorhandene Wege möchten wir, genau wie die Wasserflächen, selbstverständlich weiterhin nutzen. Naturräumliche Gegebenheiten sollen von Nutzern zweifellos respektiert werden. So ist etwa der Südostteil des Nordsees wirksam abzutrennen. Im Übrigen sollte es für eine moderne bauliche Anlage selbstverständlich sein, hohe ökologische und energetische Standards einzuhalten.“
Die Reeser Ortsgruppe von Fridays for Future ist nicht prinzipiell gegen ein Tourismus-Projekt, wenn es nachhaltig und gut geplant ist. Jule Schwartz die Vorsitzende der Gruppe äußert jedoch Skepsis, was die Größe des Projektes angeht. „Wir glauben, dass der Wald zumindest größtenteils attraktiv in einen Ferienpark hätte integriert werden können. Die Fällung des großen Ufergehölzes halten wir nach wie vor für vollkommen unverhältnismäßig und es hätte viele Vorteile gehabt, das Gehölz fürs Tourismusprojekt zu erhalten. Die Wiese ist riesig und es gibt dort reichlich Platz für Stelzengebäude. Gegen einzelne Stege zum Wasser hinunter hätten wir nichts gehabt, aber das ganze Gehölz zu fällen geht angesichts von Klimakrise und schwindender "natürlicher" Natur gar nicht. Dass immer nur Kulturlandschaft als wertvoll bezeichnet wird und Naturlandschaft keinen Wert haben soll widerspricht allen wissenschaftlichen Fakten und ist eine gefährliche Annahme in Zeiten des Klimawandels.“ Aus der Sicht von Fridays For Future würde es zu einem nachhaltigen Projekt gehören, dass man alles dafür tut, dass die Touristen mit der Bahn über Haldern anreisen und sich hier am Niederrhein hauptsächlich mit dem Fahrrad fortbewegen. „Wir verstehen nicht, warum die Stadt Rees Projekte immer als geheime Kommandooperationen plant und dann die Bevölkerung und den Rat damit überfällt, anstatt einfach mal transparent zu sein und zu versuchen, konstruktiv zusammenzuarbeiten“ so Schwartz.
Auch bei Facebook wurde der neue Ferienpark diskutiert. Neben Einwürfen wie „Schrecklich“ von Julia Kuhn, „Oh Mann“ von Stefan Börgers, „Schlimm“ von Christoph Jansen, dachten einige an die Natur: „Unfassbar… Natur zerstören aber Klimawandel predigen. Abartig, ein schönes Stück Natur wird plattgemacht“, so Susanne Kiepe, Jens Roemer: „Und wohin soll der Biber?“ sowie Sabine Diederichs „Ist für mich auch ein Wiederspruch. Natur sollten wir retten und wird plattgemacht“.
Frank Steck äußerte „Für die Anwohner in Halder kann man nur hoffen, dass der Vertrag nicht zustande kommt.“ Es wird außerdem bemängelt, dass die Bürger wieder nicht gefragt werden, dass bis zu 400-500 Häuser und Wohnungen kommen sollen und Nicole Diederich vergleicht die enge Bebauung mit der Gravinsel in Wesel, dem größten deutschen Campingplatz.
Positive Stimmen gab es auch, „Gute Sache für Rees, vielleicht haben wir dann endlich ein Schwimmbad und Freibad was auch offen ist… dann kann die Stadt Rees sich das Freibad auch schenken nach zig Jahren“, meinte Jan Oostendorp. „Dann hoffe ich mal, dass es dieses Mal klappt“, kam von Werner Mandlinger. Die Facebook-Mitglieder, die die Beiträge über das neue Projekt mit „Gefällt mir“ markierten, waren aber eindeutig in der Überzahl.
Die Häuser am Dümmer See gibt es in drei verschiedenen Größen und drei verschiedenen Stilrichtungen. Sie verfügen über eine gehobene Ausstattung mit Sauna, Ethanol-Kamin und eine oder mehrere Terrassen. Die große Variante, das „L-Haus“, geht über zwei Etagen, hat fünf Schlafzimmer für zehn Personen mit drei Bädern und einem Indoor-Pool. Der Reeser Bebauungsplan lässt eine solche Grundfläche für Häuser nicht zu, daher ist in Rees, bei den großen Häusern, ein Außenpool angedacht. Aber diese sollen dank Erdwärmeheizung ganzjährig im Betrieb bleiben.
Das Geschäftsmodell der beiden dänischen Investoren Ulrik Lundsfryd und Erik Winther sieht dabei wie folgt aus: Die Wald & Welle GmbH plant und entwickelt die Häuser und Wohnungen. Investoren kaufen diese und verpflichten sich die Wohneinheiten, bis auf wenige Tage im Jahr, über die Betriebsgesellschaft Marissa GmbH zu vermieten. Als Beispiel, die kleinen Häuser wurden am Dümmer See zwischen 260.000 und 440.000 Euro verkauft, für die oben beschriebenen L-Häuser wurden Preise zwischen 550.000 und 930.000 Euro aufgerufen. Da dort später mit einer hohen Auslastung von 80 bis 90 Prozent gerechnet wird, hatten die Investoren keine Probleme, zahlungskräftige Einzelpersonen oder Unternehmen als Käufer zu finden. Durch den Tagungsbetrieb soll auch in den Wintermonaten für ausreichend Auslastung gesorgt werden.
Die Stadt Lembruch in Niedersachen aber auch die Stadt Rees soll von dem Ferienpark auf Dauer profitieren. In der Entwicklung sollen in der Rheinstadt grob geschätzt fünf Millionen Euro, im laufenden Betrieb jährlich vielleicht eine Million Euro Gewerbesteuer anfallen. Dazu kommen noch jährliche Grundsteuer von 100.000 – 200.000 Euro. Man rechnet nicht nur mit rund 200 Mitarbeitern, sondern auch mit 1000 übernachtenden Besuchern und vielleicht täglich 1000 Tagesgästen an den Wochenenden. Man kann damit rechnen, dass die Besucher nicht nur im Ferienpark bleiben, sondern auch in Rees und Umgebung einkaufen oder Essen gehen.
Um die nächsten Schritte einzuleiten, ist nur die Zustimmung des Stadtrates in der Sitzung am 16. März, sowie die Abstimmung mit Stadt und Landkreis erforderlich. Dann kann die Weiterentwicklung und die Finalisierung der Ferienhaus-Typologien und die Projektinitialisierung erfolgen. Das heißt diesem Jahr beginnt die Entwicklungs- und Antragsphase, bereits ab 2023 soll gebaut und bereits 2024 die ersten Häuser in Betrieb genommen werden. Da bereits Baurecht vorhanden ist und keinerlei Ausschreibungen benötigt werden, besteht die Möglichkeit, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Die Ferienanlage am Dümmer See ist fast fertig, auch hier war eine Bauzeit von dreieinhalb Jahren ausreichend.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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