Aus dem Rathaus
Das Sommerinterview mit Christoph Gerwers
Kurz vor seinem Urlaub steht der Bürgermeister noch Rede und Antwort
Die Investoren des neuen Stadtgarten Quartiers am Delltor (am ehemaligen NIAG- und Postgelände) haben ihre Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Meinungen in der Öffentlichkeit gehen dabei auseinander. Was halten Sie persönlich von den Plänen und wie geht es dort konkret weiter?
Mein Eindruck ist, dass die Pläne von Herrn Hüls überwiegend Zustimmung gefunden haben. Ein Kritikpunkt war die massiv wirkende nachgebildete Stadtmauer, hinter der sich der Eingang zum Lebensmittelmarkt befinden wird. Ein Lebensmittelmarkt benötigt jedoch Lagerflächen und kann mit einer großen Fensterfront oft wenig anfangen. Ich bin mir jedoch sicher, dass der massive Eindruck mit einfachen Maßnahmen, wie einer Bepflanzung der Mauer, deutlich aufgelockert wird.
Beim Postgelände war die Zufriedenheit nicht ganz so groß. Die Visualisierung gab nicht ganz das wieder, was dort tatsächlich entstehen wird. Ich bin mir sicher, dass sich die neuen Gebäude in ihrer Formensprache der Bebauung im historischen Stadtkern noch weiter angleichen werden und es in Wirklichkeit sehr viel besser und vor allem nicht so dunkel aussehen wird, wie es der Präsentation zu entnehmen war. Auch der entstehende Platz wird für die Aufenthaltsqualität der Stadt ein Gewinn sein.
Wie geht es weiter? Die Offenlage ist erfolgt. Die wenigen Einwände werden jetzt durch die Planungsabteilung bewertet, so dass wir uns im nächsten Bauausschuss erneut mit dem Stadtgartenquartier am Delltor befassen können. Ich gehe davon aus, dass wir den Zeitplan einhalten können und die Abbrucharbeiten im nächsten Frühjahr beginnen werden.
Neben dem heutigen Post und NIAG-Gelände soll auch das alte Krankenhaus eine neue Bestimmung erhalten. Was ist dort geplant?
Da hat es die Bürgerbefragung und eine Infoveranstaltung gegeben. Die Federführung liegt bei diesem Projekt bei der katholischen Maria-Johanna-Stiftung. Die Vorschläge, die auch aus der Bevölkerung gekommen sind, werden jetzt sorgfältig auf ihre Machbarkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit geprüft. Ich gehe davon aus, dass dort in jedem Fall eine Form von Wohnnutzung realisiert wird. Was dort sonst noch errichtet wird, wird man abwarten müssen.
Wie oft mussten Sie sich in diesem Sommer schon Beschwerden anhören, dass Rees kein Freibad hat. Wir geht es dort weiter.
Wir haben überhaupt keine Beschwerden bekommen. Die Leute haben offenbar akzeptiert, dass dieses Freibad im Moment nicht zur Verfügung steht. Ich kann mich dazu nur wiederholen: Wir durften das alte Freibad definitiv in dieser Form nicht weiterbetreiben. Und wenn wir das Bad hätten weiter betreiben wollen, dann hätten wir sicherlich 150.000 bis 200.000 Euro in die Hand nehmen müssen, um das Bad vielleicht für zwei oder drei Jahre notdürftig im Betrieb zu erhalten. Dann hätten wird die technische Anlage aber aufgeben müssen und das hier investierte Geld wäre verloren gewesen. Die Planungen zur Errichtung eines neuen Bades laufen ja bereits. Wir haben Anwälte beauftragt, die uns bei dem europaweiten Vergabeverfahren begleiten und Architektenverträge entwickeln werden. Weil wir mit den laufenden städtischen Bauprojekten an unsere personellen Kapazitätsgrenzen gelangen, haben wir noch eine externe, sehr qualifizierte Kraft gefunden, die uns dabei hilft, Baubeschreibungen zu erstellen, den Planungsprozess zu begleiten und am Ende auch die Bauleitung zu übernehmen. Wir sind somit jetzt soweit, dass wir mit Volldampf den Neubau des Freibades auf der Grundlage der vorhandenen Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen können.
Ihr Wirtschaftsförderer Heinz Streuff hat von einem „großen Run“ auf Gewerbeflächen in Rees gesprochen. Woran liegt das und wo können sich Unternehmen zukünftig ansiedeln?
Das Zinsniveau ist nach wie vor niedrig. Viele Unternehmen ergreifen daher die Gelegenheit und lassen sich auch in Rees dauerhaft nieder. Wir haben derzeit so viele Anfragen, dass wir uns überlegen müssen, wo wir weitere Gewerbegebiete ausweisen können und möchten. Dazu haben wir mit dem Aufstellungsbeschluss für das neue Gewerbegebiet an der Rauhen Straße bereits einen ersten Schritt gemacht. Gegenüber der Tankstelle und der Rettungswache wird ein 15 Hektar großes Areal in vier Bauabschnitten entwickelt. In Kürze beginnen wir mit den planerischen Arbeiten. Die Vermarktung der Flächen erfolgt voraussichtlich Ende 2020 oder Anfang 2021.
In Sachen „Wirtschaftsförderer“ kommen von FDP und SPD Änderungsvorschläge. Wo sehen Sie da einen Handlungsbedarf?
Ich möchte der Vorlage, die wir zu dem Antrag der FDP erstellen, nicht vorgreifen. Der FDP-Antrag enthält sicherlich ein paar gute Ansätze, die auch wir in der Verwaltung teilen. Die große Frage ist jedoch, ob wir gut beraten sind, bestimmte Aufgaben, die jetzt in der Verwaltung erledigt werden, in die Stadtentwicklungsgesellschaft zu übertragen. Eins steht für mich dabei klar fest: Mit vier Leuten kommen wir nicht aus, wenn wir alle Aufgaben, die die FDP vorgeschlagen hat, mit der Stadtentwicklungsgesellschaft bewältigen wollen. Die SPD wirft leider beim Thema Wirtschaftsförderung viele Sachen durcheinander. Wenn ich von Peter Friedmann lese, die Stadt habe zu wenig Gewerbesteuer eingenommen, steckt dahinter der Vorwurf: Die Stadt tut zu wenig! Das geht jedoch völlig an der Realität vorbei. Auch externe Wirtschaftsprüfer und auch die Gemeindeprüfungsanstalt haben uns bestätigt, dass Rees strukturelle Besonderheiten aufweist, die Gewerbesteuereinnahmen von zehn bis zwölf Millionen Euro nicht zulassen. Rees ist als Wohn- und Freizeitort attraktiv, für die Ausweisung von Gewerbe- und Industrieflächen ist das Stadtgebiet jedoch weniger geeignet. So stehen zum Beispiel die Flächen des Stadtgebietes zu 72 % unter Natur- und Landschaftsschutz. Das weiß Peter Friedmann auch, behauptet aber trotzdem das Gegenteil - das ist dann schon unlauter. Ich habe den Eindruck, dass Herr Friedmann von der SPD kaum eine Vorstellung davon hat, was Wirtschaftsförderung tatsächlich ausmacht. Wenn ich da so manche Äußerungen von ihm höre, dann zweifele ich an seiner Fachkenntnis.
In wenigen Tagen geht es für Sie in den Urlaub, was haben Sie geplant?
Wir fahren mit der Familie nach Italien zum Gardasee und freuen uns schon sehr darauf.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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