Kultur in Haldern
Viel los im Haus Wesendonk
Das Haus Wesendonk in Haldern hat in seiner 157-jährigen Geschichte schon so einiges erlebt. Das wunderschöne, historische und denkmalgeschützte Gebäude war Stall, Scheune und wurde als Altersheim genutzt. Seit Anfang 2020 wird die Immobilie in vielfältiger Weise von Silja Böhling-Buhl als Theater- und Kulturwerkstatt genutzt.
Seit 15 Jahre spielt Böhling-Buhl mit Menschen mit geistiger Behinderung Theater, immer ohne den richtigen Raum, immer in irgendwelchen Provisorien. Irgendwann kamen die Wünsche der Kursteilnehmer: „Wir brauchen ein eigenes Theater, wo wir proben können, wo wir Aufführungen machen können, wo wir Tickets verkaufen können.“ Aus diesem Grund mietete die Theaterpädagogin privat die untere Etage des historischen Hauses an. Die Kooperation mit der Lebenshilfe oder dem Seniorenheim lehnte sie ab, sie wollte lieber unabhängig bleiben.
Der Raum wird daher nun als Proben- oder Kursraum genutzt. Es trifft sich dort regelmäßig eine inklusive Theatergruppe, die sich immer wieder neu mischt, bestehend aus Senioren, Menschen mit Handicap oder Kinder. Weiterhin gibt es eine Senioren-Theatergruppe für die älteren Menschen aus dem Dorf. „In der Gruppe sind jetzt wegen Corona nur fünf Senioren dabei, aber hier haben sich direkt Freundschaften entwickelt, freut sich Böhling-Buhl. Für das Kindertheater ist sie noch auf der Suche, nach einem Theaterpädagogen, der freiberuflich einsteigen würde. Im Sommer soll eine Impro-Theatergruppe starten. Über Anmeldungen von theaterbegeisterten Personen im Alter von 10 bis 99 Jahren würde man sich freuen.
Das Haus steht auch für weitere Kursangebote offen. Die Dozenten zahlen dafür eine kleine Raummiete, die für den entsprechenden Kurs angemessen ist.
Ein weiteres Standbein sind Veranstaltungen, die an der Klosterstraße stattfinden. Dazu zählen Kabarettveranstaltungen wie Vera Nentwich oder Davina Sauerlich-Wundling, die in Kooperation mit dem Comedy-Institut Köln nach Haldern gekommen sind. Zu einem Musikkonzert war vor kurzem Mattes Wissing zu Gast. „Das Konzert war ausverkauft. Es war echt super. Die Leute hatten wirklich Bock. Als gebürtiger Halderner kannten ihn viele, die hatten alle nur Spaß, weil ja so lange nichts angeboten wurde.“ Der Auftritt von Martin Lixenfeld ist als nächstes Musikevent geplant. Für viel Elektronik und laute Musik ist die Lage mitten im Ort aber nicht geeignet. Je nach Bühne und Bestuhlung gibt es Platz für 30 bis 60 Personen. Literaturabende soll es dort auch wieder geben, Lesungen in leichter Sprache sollen auch angeboten werden. Dazu wird Böhling-Buhl die Texte zusammen mit Menschen mit Handicap vorbereiten.
„Unser neues Standbein, auf das ich richtig stolz bin, ist unsere Schauspielschule“, berichtet Silja Böhling-Buhl. Im April gestartet, können acht geistig behinderte Menschen all das lernen, was professionelle Schauspieler auf den Schauspielschulen beigebracht bekommen. Ein Stammteam von vier Personen, sowie externe Fachkräfte unterrichten alle wichtigen Themenbereiche, alles abgestimmt auf die Lernfähigkeit der einzelnen Teilnehmer. Zusätzlich sind verschiedenen Workshops geplant.
Silja Böhling-Buhl ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder zwischen 18 und 23 Jahren. Nach einer Ausbildung als Erzieherin und Tätigkeit im Klever Kinderheim ließ sie sich als Theaterpädagogin und Puppenspielerin ausbilden. Über ihre Tätigkeit bei der Lebenshilfe kam sie so zu „ihrem“ Haus Wesendonk.
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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