FANTA 10 zeigen eine turbulente Geburtstagsfeier
Unehelicher Sohn und falscher Enkel
„Opas Geburtstag - Bussi, Bussi, Küsschen“, so lautet der Titel des neuen Theaterstücks der inklusiven Theatergruppe FANTA 10, das in Rees, Emmerich und Goch aufgeführt wird.
Vor gut zehn Jahren hat Judith Hoymann eine Ausbildung zur Theaterpädagogin absolviert und da sie schon immer Lust hatte, mit behinderten Menschen zu arbeiten, fragte sie beim Freizeittreff der Lebenshilfe in Emmerich, ob da jemand Spaß hätte Theater zu spielen. Zehn Menschen mit Handicap meldeten sich und somit sind die fantastischen Zehn: „FANTA 10“ entstanden. Nach und nach kamen auch Laienschauspieler ohne Handicap hinzu. Die aktuelle Gruppe besteht aus 16 Damen und Herren im Alter von 20 bis 70 Jahren, die Hälfte mit einer Behinderung und fast alle aus Emmerich.
Das Stück, das Hoymann gemeinsam mit der Gruppe entwickelt hat, handelt vom 95. Geburtstag von Anton Messerschmidt, dargestellt von Thorsten Overgoor. Zu seinem Wiegenfest hat er seine komplette Verwandtschaft eingeladen. Im Laufe der Feier spitzen sich einzelnen Familienfehden zu. Der Sohn fühlt sich wegen seines Erbes benachteiligt, ein unehelicher Sohn und ein angeblicher Enkel aus Amerika erscheinen plötzlich auf der Bildfläche und die Schwester interessiert sich nur für eine mysteriöse Truhe mit viel Geld im doppelten Boden. Auch der 95-jährige Gastgeber hat noch eine Überraschung parat: Er gibt die bevorstehende Hochzeit mit seiner Pflegerin bekannt.
„Eine ziemlich wilde Geschichte“ erzählt die Theaterpädagogin lachend, „aber die passt zu der Gruppe.“
Die Vorbereitungen für das einstündige Theaterstück begannen im September. Einen Unterschied zu einer nicht inklusiven Theatergruppe gibt es für Hoymann nicht: „Es ist einfach eine gut funktionierende Gruppe auf Augenhöhe und wir haben viel Spaß miteinander.“ Neben den Proben treffen sich die FANTA 10 aber auch bei manchen Geburtstagen, gemeinsamen Essen oder anderen gemütlichen Zusammenkünften.
Dieses Mal „experimentiert“ man mit Live-Musik. Passend zu einem runden Geburtstag spielt ein Alleinunterhalter live den Schneewalzer und weitere Stücke auf dem Keyboard.
Da die 41-jährige Gönül, aufgrund ihrer spastischen Lähmung, ihre Rollen nicht selber sprechen kann, wurde bisher die Sprache vom Band eingespielt. Bei diesem Stück nun versucht man eine neue Variante. Die Stimme, der sehr ausdrucksvoll spielenden Gönül, wird live von Svenja gesprochen, die zudem eine kleinere Rolle als Serviererin ausübt.
Die Theaterpädagogin freut sich über die Entwicklung der einzelnen Schauspieler in den letzten Jahren. Beispielsweise haben alle, beim kraftvollen Sprechen auf der Bühne, erhebliche Fortschritte gemacht. Dabei helfen insbesondere die regelmäßigen Stimm- und Körperübungen.
Judith Hoymann ist 51 Jahre alt, verheiratet und zweifache Mutter. Sie ist nicht nur ausgebildete Theaterpädagogin, sondern arbeitet auch mit ihrer Kollegin Sandra Heinze als Figurenspielerin und behauptet: „Ich haben den tollsten Beruf.“
Veranstaltet wird die FANTA 10 – Inklusionsgruppe für Erwachsene vom TIK Theater Emmerich. TIK steht dabei für Theater, Innovation und Kreativität. „Seit 2004, davon seit 2008 im Schlösschen Borghees, ist es unser Anliegen, eine möglich große Bandbreite an Menschen einzuladen um Kultur zu machen und Kultur zu erleben“, erklärt Judith Hoymann, „es ist uns dabei egal welche Hautfarbe, welche Religion, welchen sozialen Hintergrund, gehandicapt oder nicht.“
Am 7. April zeigen die FANTA 10 ihr Stück im Reeser Bürgerhaus, am 5. Mai um 16 Uhr im Gocher Kastell und am 25. Mai um 18 Uhr im Emmericher Stadttheater.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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