Für den guten Zweck
Nachtwächter, Süntelgeist und Magister in Rees
755 Euro Spenden für Halderner Kinderheim bei Sonderführung
Am letzten Samstag veranstaltete Nachtwächter Tomas Nienhuysen zwei Sonderführungen für den guten Zweck. Mit fünf weiteren Gewandeten führte er die Gäste durch Rees und sammelte dabei 755 Euro für die Wittenhorster Außenwohngruppe des evangelischen Kinderheims ein.
Für die Führung kamen im Vorfeld so viele Anmeldungen, dass eine zweite Führung angesetzt werden musste. Beide begannen am Rathaus, wo Nachtwächter Tommi Nienhuysen seinen Berufsstand ausführlich vorstellte. Im tiefen Mittelalter war es seine Aufgabe, nach Einbruch der Dunkelheit, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Lichtscheues Gesindel, Diebe, Pack oder Betrunkene galt es zu vertreiben, Autorität verlieh dem Nachtwächter seine Hieb- und Stichwaffe „Hellebarde“. Der Nachtwächter musste auch die Stadttore verschließen und kontrollieren, ob die Bürger das Feuer gelöscht und ihre Haustüren verschlossen hatten. Auch wenn der Nachtwächter für die Sicherheit der Stadt sorgte, war er äußerst unbeliebt.
Nienhuysen ging in seinen Ausführungen auf die historische Stadt Rees ein und nahm die Gruppe mit auf Zeitreise in das Mittelalter. Er erzählte vom Leben in dieser dunklen Zeit, von unhygienischen Bedingungen, die Fäkalien von Tier und Mensch wurden einfach über die Straße entsorgt oder unappetitliche Speisen und Getränke. Am Rande lernten die Teilnehmer einige Redensweisen kennen, die ihren Ursprung im Mittelalter hatten: Im Stich gelassen, steinreich, gut betucht, etwas abknöpfen, den Löffel abgeben oder weg vom Fenster.
Nach und nach gesellten sich die Gäste zu der Gruppe. Elvira Wittich aus Bad Münder, in der Nähe von Hameln, gab einen kleinen Einblick in ihre Rolle als Süntelgeist, der aus den Tropfsteinhöhlen des Weserberglands den Weg in die Rheinstadt gefunden hat.
Gerhard Mestwerdt aus Laatzen, in der Nähe von Hannover, berichtete in Reimform von der Arbeit des Ratsnachtwächter Heinerich zu Springe.
Das männliche Hirn ist dem weiblichen überlegen
Zwischendurch „lauerte“ auch der Magister Speculatius auf. Der Quacksalber, gespielt von Frank-Walter Telaar aus Bocholt, empfahl ein Abführmittel als Hilfe gegen starken Husten: „Er hustet zwar immer noch, aber er traut sich nicht mehr.“ Im Verlauf seiner Sprechstunde erklärte er wie die Körperkoordination (mit Schnupftabak) oder die Verdauung (mit einem Likör) verbessert werden kann und dass das männliche Hirn dem weiblichen deutlich überlegen ist.
Am Wächtertürmen am Skulpturenpark stieß noch der „Baxmann“, alias Lutz-Arnim Simon zu der Gruppe. Der „Baxmann“, vor 421 Jahren in Hessisch Oldendorf geboren, ist durch Raub und Betrug zu seinem Vermögen gekommen. Zu Lebzeiten glaubten die Bürger schon, dass er ein Bund mit dem Teufel geschlossen habe. Nach seinem Tode trieb er weiterhin Unwesen. Die vier Figurendarsteller sind, genau wie Tomas Nienhuysen, Mitglied der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren, die ihren Sitz seit fünf Jahren in Rees hat.
Don Promillo am offenen Gehirn operiert
Walter Welzel aus Millingen dagegen hatte seinen ersten Auftritt als Mönch „Don Promillo vom Kloster Demenzia“. In seiner wortkargen Rolle war er als Glöckner für den stündlichen Glockenschlag zuständig und außerdem wurde ihm bei einer aufwendigen Operation, vom Magister Speculatius, der Weinstein aus dem Gehirn entfernt. Zum Abschluss übernahm Don Promillo das Einsammeln der Spenden und die flossen reichlich. 755 Euro wurden auf beiden Führungen zugunsten der Wittenhorster Außengruppe des evangelischen Kinderheims Wesel eingesammelt.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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