Reeser Persönlichkeiten
"Mr. Handball" - Handball und jüdische Geschichte für Rees
Vor kurzem war der Reeser Geschichtsforscher Bernd Schäfer in einem WDR-Werbesport zu sehen. Er stellte als ausgewiesener Fachmann die Stolpersteine-App des Fernsehsenders der Öffentlichkeit vor. Schäfer kann aber auch Verdienste um den Handballsport in Rees und Umgebung nachweisen.
Bernd Schäfer kommt ursprünglich aus Münster und war bis zu seiner Pensionierung Lehrer für Geschichte, Mathematik, Erdkunde, Katholische Religion und Sport. Er unterrichtete an den Reeser Grundschulen, Hauptschule und dem Gymnasium Aspel. Der heute 70-Jährige war begeisterter Handballspieler und gründete an der Reeser Hauptschule, heute Rheinschule, eine Handball AG, die hohen Zulauf verzeichnen konnte. Da auch Schüler anderer Schulen Interesse am Handballsport zeigten, gründete Schäfer 1980 eine Handballabteilung beim SV Haldern. Bereits ein Jahr später konnte mit einer Jugend- und einer Herrenmannschaft der Spielbetrieb starten. 20 Jahre später schlossen sich die Halderner Handballer mit Mehrhoog und Isselburg zur Spielgemeinschaft HSG HMI zusammen. Die Handballer hatten stets hohen Zulauf und konnten viele Meisterschaften gewinnen. Bis 2013 war Bernd Schäfer, 33 Jahre lang, Abteilungsleiter und Schiedsrichter. Vom damaligen Bürgermeister Wilhelm Buckermann bekam er die Silberne Ehrennadel der Stadt Rees verliehen und wurde zudem von ihm mit dem Spitznamen „Mr. Handball“ ausgezeichnet.
1980 begann auch Schäfers erster Kontakt zur Geschichte der früheren jüdischen Gemeinde in Rees. Vier seiner Schüler am Reeser Gymnasium nahmen an einem Geschichtswettbewerb teil. Dadurch lernte Schäfer die Reeser und Emmericher Geschichtsforscher Hermann Terlinden, Heinrich Terhorst, Dieter Roos und Herbert Schüürman kennen. Die Herren hatten bereits zu den jüdischen Familien geforscht. „Nach dem ich zu meinem zweiten Steckenpferd, die Schulgeschichte, an einem Buch mitgearbeitet hatte, packte mich 1988 die jüdische Geschichte in der Stadt Rees“, erinnert sich der pensionierte Lehrer. Er begann Kontakt mit den Nachkommen aufzunehmen und die Erkenntnisse in Vorträgen, Fachartikeln und Ausstellungen zu verarbeiten und den Reesern bekannt zu machen. Sein umfangreiches Archiv stellt er gerne Autoren von Fachbüchern zur Verfügung, zuletzt hatte Barbara Stambolis für ihr Werk über den Reeser Arzt Max Marcus auf den Fundus zugreifen können.
Lange Zeit war er für die Organisation des Holocaust-Gedenktages verantwortlich. Ein weiterer Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde auch von ihm mitorganisiert. Bei dieser Gelegenheit beschäftigte er sich auch auch mit der Geschichte der niederländischen Zwangsarbeiter auf Reeser Boden. Gemeinsam mit VVV und Reeser Geschichtsverein RESSA sorgte Schäfer dafür, dass die ersten Stolpersteine im Kreis Kleve in Rees verlegt wurden. Als man in Düsseldorf 2009 zehn alte Kultgegenstände aus der früheren Reeser Synagoge fand, richtete Schäfer mit Unterstützung der Stadt Rees und des VVV im Koenraad Bosman Museum ein Raum der jüdischen Traditionen ein.
Um auch bei der Geschichtsforschung einen Schritt in die Zukunft zu gehen, unterstützte der 70-Jährige Anja Brolle vom Gymnasium Aspel und Dirk Kleinwegen vom Reeser Geschichtsverein bei der Entwicklung einer Stolperstein-App für das Smartphone. Mit Hilfe dieser App, die Brolle gemeinsam im Geschichtskurs bearbeitete, können die Stolpersteine in Rees per Navigation gefunden und umfangreiche Informationen angesehen werden. Als der Westdeutsche Rundfunk vor zwei Jahren eine solche App mit den Stolpersteinen in ganz NRW auflegen wollte, war er als ausgewiesener Fachmann mit seinem umfangreichen Archiv dabei. In zahlreichen Videokonferenzen und Telefonaten stand er zu den Reeser Schicksalen Rede und Antwort. Für einen Werbespot, um die NRW-Stolpersteine-App der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, stellte sich Schäfer als Protagonist zur Verfügung und zeigte in einem TV-Spot stellvertretend einen Reeser Stolperstein und stellte die Smartphone-App vor.
Für seine Geschichtsforschungen wurde er mit dem Rheinlandtaler des LVR, sowie der Silbernen Ehrennadel der Stadt Rees ausgezeichnet. Das Aufheben um seine Person ist Bernd Schäfer etwas peinlich: „Ich stehe viel lieber in der zweiten oder dritten Reihe.“
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.