Jeder ist einmal Sterbebegleiter...
17 plus 10… die Reeser Hospizgruppe steht gut da. Wenn die zehn Teilnehmer am Vorbereitungskurs ihre Ausbildung im Sommer nächsten Jahres abgeschlossen haben, stehen 26 Frauen und ein Mann für die Begleitung Sterbender bereit, sofern diese Unterstützung gewünscht ist. Sie üben ihren Dienst unabhängig von einer Konfession aus.
Von Caroline Gustedt
Eigentlich bedeutet der Begriff ‚Hospiz’, der aus dem Lateinischen stammt, ‚Herberge’. Im Mittelalter boten Klöster Bedürftigen, Reisenden oder Pilgern vorübergehend eine Herberge. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Begriff für die Bedeutung ‚Krankenhaus’ begrenzt, heute ist ein Hospiz eine Herberge für Sterbende, wenn es – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich ist, zu Hause zu sterben.
Eigentlich, so hoffte Gerda Doppstadt von der Hospizgruppe Rees, sollten Hospizmitarbeiter längst überflüssig geworden sein. Sterbebegleitung sollte wieder innerhalb der Gesellschaft, in der Familie stattfinden. Von dort wurde sie, so ein Trend der 70er Jahre, in die Krankenhäuser delegiert. „Es ist ganz wichtig, dass ein Mensch in dem System, in dem er (zuletzt) gelebt hat, auch in Frieden und begleitet sterben kann. Tatsächlich fasst Maria Köster von der Reeser Hospizgruppe ihre Erfahrungen aber anders zusammen. „Unsere Gruppe besteht seit 15 Jahren und die Aufgaben sind wesentlich umfangreicher geworden!“
„Jeder ist irgendwann in seinem Leben einmal Sterbebegleiter!“ bringt Gertrud Aldenhoff, die ehrenamtliche Koordinatorin der Reeser Gruppe, die Wahrheit auf den Punkt. „Und erfahrungsgemäß kann, von ein paar Unsicherheiten abgesehen, jeder diese Aufgabe auch meistern.“ Nur wenn es einmal darum geht, Angehörige zu entlasten, einem Todkranken Gesellschaft zu leisten oder eine Nachtwache zu übernehmen, dann haben Angehörige und Betroffene die Möglichkeit, den Hospizdienst in Anspruch zu nehmen.
Das ist oftmals kein leichter Schritt: „Schließlich muss man dann in einer sehr intimen Situation einen mehr oder weniger Fremden in die eigenen Räume, ins Schlafzimmer lassen, und da gibt es große Hemmschwellen“, so Gerda Doppstadt. Häufig sind schon ein Gespräch, ein Tipp oder das Zuhören hilfreich.
Keine medizinische Behandlung, keine Pflege…all das dürfen die Mitglieder der Hospizgruppe nicht. Da sein, jemandem das Gefühl geben, nicht allein zu sein, oder auch Gespräche führen, die man mit seinen Lieben nicht (mehr) führen kann… wer sich in der Sterbebegleitung engagiert, muss ein Gespür für die leisen Töne, für Ängste, Sorgen und all die anderen Empfindungen haben, die mit dem Lebensende einhergehen. Wüten und Rebellieren, Ignorieren oder sich fügen… die Wünsche und Bedürfnisse des Sterbenden stehen im Mittelpunkt der Begleitung und verlangen die intensive Beschäftigung mit dieser besonderen Lebenssituation.
Die Weiterbildungen für die Mitglieder, Ausbildungen für den ehrenamtlichen Nachwuchs oder den einmal jährlich stattfindenden Regionaltag finanziert die Gruppe aus Spenden.
Jetzt hat die Reeser Hospizgruppe mit Unterstützung der Druckerei Romen in Emmerich und der Firma Bleckmann in Rees einen Internetauftritt bekommen, mit dessen Hilfe man sich über die Arbeit der Gruppe informieren kann. Hier sind auch Kontaktdaten, Literaturhinweise und Termine zu finden. Später wird es noch einen passwortgechützen Mitgliederbereich geben, in dem sich die Sterbebegleiter zusätzlich zu den monatlich stattfindenden Gruppentreffen austauschen können.
Autor:Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein |
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