Ehrenamt für den Artenschutz
Zufall oder nicht... es ist das europaweite Jahr der Freiwilligentätigkeit, und am Montag stattete eine Abordnung der Landesregierung NRW dem Naturbildungszentrum Wahrsmannshof einen Besuch ab.
„Die Landesregierung unterwegs....“ war am dunklen Personalshuttle zu lesen und weil der Flächenstaat NRW vielfältig und weitläufig ist, so Minister Eckhard Uhlenberg, begebe sich das Präsidium der Landesregierung zu den Menschen und in die Regionen.
In Rees wurden die Präsidiumsmitglieder durch den Leiter des Naturschutzentrums Niederrhein, Dr. Ulrich Werneke sowie den Bürgermeister der Stadt Rees, Christoph Gerwers Willkommen geheißen. Hier trafen die Landesvertreter mit einer Auswahl an Freiwilligen zusammen, die in ihrer Freizeit die Arbeit rund um das Bildungszentrum Wahrsmannshof leisten. Auch das Theordor-Brauer-Haus ist als Betreiber eines Cafés und Caterings bei Veranstaltungen mit im Boot, so dass der Wahrsmannshof als dritter Stützpunkt des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve ein Vorzeigeprojekt ist. Praktikanten, Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres oder ‚normale’ Ehrenamtler… sie alle leisten Großartiges im Rahmen der Tier- und Naturschutz-Maßnahmen. Ihnen galt der Dank des Vorsitzenden des Landtagsministeriums, Minister Eckhard Uhlenberg.
Steinkauz, Trauerseeschwalbe oder Sibirische Graugänse… bei der Beobachtung und Dokumentation der Entwicklung der Population der vom Aussterben bedrohten Vogelarten gibt es viel zu tun. Bis zur Brust im Wasser des Altrheins stehen die Helfer, wenn es im Frühjahr darum geht, die Brutplätze für die Trauerseeschwalbe herzurichten: Kleine, hölzerne Flöße werden bepflanzt und für ein Leben in einer Kolonie zusammengefügt. Wenn die Eigenheime bezugsfertig sind, liegen die Helfer auf der Lauer: Wer zieht wo ein, wer besorgt wie viel Futter, wo gibt es Nachwuchs und wie wirken sich klimatische Bedingungen auf das Verhalten bei der Nahrungsbeschaffung aus… all diese Facetten gilt es zu beobachten, zu dokumentieren und zu interpretieren. Dafür lässt die Doktorandin der Biologie, Svenja Gertzen, auch schon mal ihre Fischpräparate an der Uni Köln für eine Zeit lang ruhen: „Wenn ich hier gebraucht werde, mache ich gerne für ein paar Stunden Dienst und beobachte das Verhalten der Trauerseeschwalben. Auch beim Ausbringen der Brutflöße helfe ich gerne“, so die junge Frau, die aus Haldern stammt. Richtig stolz ist auch der Halderner Ernst Bruns, denn er kann eine tolle Bilanz vorweisen: Bruns zimmert Brutröhren für den Steinkauz, der eigentlich seine Nistmöglichkeiten in alten Bäumen, wie etwa den Kopfweiden findet. Seine Brutmöglichkeiten sind durch die Veränderungen der Landschaft ebenfalls sehr reduziert worden, so dass ihm mit künstlichen Nistmöglichkeiten Alternativen angeboten werden. Und diese komfortablen Eigenheime installiert Ernst Bruns nach der Fertigstellung dann in Absprache mit den Landwirten an den passenden Stellen. Ob die Brutstätten angenommen werden und wie sich der Bestand entwickelt, auch das erforscht Ernst Bruns und ist sehr stolz: „ Waren es 2009 nur acht Brutpaare, die erzählen konnte, so hat die letzte Zählung im Sommer dieses Jahres bereits 14 Brutpaare bei den kleinen Eulen ergeben. Instandhaltung und Pflege der Bruthöhlen gehört ebenso zu seinen selbst gewählten Aufgaben. Er informiert sich sogar überregional in ganz NRW, wie die Maßnahmen anderswo gehandhabt werden. Auch Daniel Telaar kommt eigentlich aus Haldern, studiert aber auswärts Geografie. Auch seine freie Zeit investiert er in die Zukunft des Steinkauzes und war dem Naturschutzzentrum des Kreises Kleve schon als Praktikant verbunden. Derzeit arbeitet er an seiner Master-Arbeit findet aber immer noch Zeit für die kleinen Eulen am Niederrhein.
Eine ganz besondere Erfahrung ist die Arbeit im Naturschutzzentrum für Anette Vera Südekum und Florian Thelen. Die Beiden haben nach dem Ende der Schulzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr eingelegt und verbringen ihre Zeit ebenfalls mit der Beobachtung und Dokumentation der Tierwelt in der Region. Das Besondere: Sie kommen beide aus dem Ruhrgebiet und sind nach eigenen Angaben eher naturfern aufgewachsen. Das Erlebnis von Flora und Fauna am Niederrhein, die Arbeit im Wald, auf Wiesen und Feldern haben ihre Sicht auf die Natur und die Welt verändert: „ Eigentlich wollte ich hiernach eine Ausbildung zum Mechatroniker machen“, so Florian Thelen. Jetzt aber möchte ich gerne etwas mit Landwirtschaft machen!“ amüsiert er sich der Realschüler selbst über die neuen Schwerpunkte in seinem Leben. Das Gleiche hat auch die Abiturientin Anette Vera Südekum nach der Mitarbeit in Artenschutzprojekten für sich entschieden.
Autor:Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein |
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